nebeneinander liegen und so den bequemsten Vergleich erlauben, der denkbar ist, ist meiner Meinung
nach die geeignetste Körperstelle, um die V e r s ch ied en h e it der beiden Drüsenarten zu erkennen.
Talke (1903) hat übrigens bald darauf diese Ansicht von Lüneburg als unrichtig erkannt und die Verschiedenheit
der beiden Drüsenarten betont. Die Untersuchung von Lüneburg ergab aber außer diesem
Irrtume auch einen wesentlichen Fortschritt. Eine Sekretion der Achseldrüsen findet nach ihm ausnahmslos
erst zur Zeit der Pubertät statt. Er fand nun, daß mit Beginn dieser Sekretion die ursprünglich
kubisch gestalteten Drüsenzellen eine mehr zylindrische Form annehmen und deutlich einen basalen,
kernhaltigen, dunkler gefärbten Teil, mit leichter Längsstreifung von einem distalen, helleren,
mehr homogenen Teile unterscheiden lassen, der mehr oder weniger k u p p e lfö rm ig in die Lichtung
des Tubulus vorragt und sich aus einem schmalen, hellen Saume entwickelt. Diese ganze Außenzone
der Zelle wird bei der Sekretion abgestoßen und es bleibt der dunkle, kernhaltige Teil zurück, der zunächst
im Zustande der Untätigkeit ohne hellen Außensaum verharrt. An der Grenze des kernhaltigen,
protoplasmatischen Zellteiles und der hellen Sekretionspfropfen findet sich eine Art von K it t le is t e ,
welche die sich bei der Sekretion voneinander abhebenden Zellen zusammen zu halten scheint. Die in
diesem Stadium zwischen den Zellen deutlich festzustellende spaltförmige Lücke läßt keinerlei weitere
Zellverbindung etwa in Gestalt von Protoplasmabrücken erkennen. Im Zustande der Buhe legen sich
die Zellen wieder dicht aneinander. (S. 31.) Damit hatte Lüneburg bei den Drüsen der menschlichen
Achselhöhle zuerst einen sehr wichtigen Sekretionsvorgang genauer festgestellt, den Koelliker, wie ich
oben angegeben habe, 1889 ebenfalls beim Menschen zum Teile schon gesehen hatte, und der 1896
(1897) von Tempel schon in den Drüsenzellen der zusammengesetzten tubulösen Drüsen der Zwischenklauenhaut
(des Klauensackes) des Schafes ziemlich eingehend beschrieben worden war. Tempel hatte
dabei auch schon angegeben, daß eine lebhafte Kernvermehrung dabei eintritt, so daß einzelne Zellen
mehrere Kerne aufweisen. Diese Kernvermehrung soll nach Tempel nur durch Mitose geschehen.
Diese ganz eigentümliche Art der Sekretion hat Folke Henschen 1904 zuerst mit dem Kamen der „Blasenoder
Ballonsekretion“ bezeichnet. Sie war schon lange vorher durch R. Heidenhain bei der Milchdrüse
entdeckt worden. Im Jahre 1883 hat Heidenhain in seinem großen „Handbuch der Physiologie“ eine
durch Abbildungen verdeutlichte Beschreibung von den Vorgängen in der Milchdrüse des Hundes
gegeben. Diese Beschreibung war schon recht genau und die Abbildungen sind so charakteristisch,
daß Heidenhain damals zweifellos schon im wesentlichen die ganze Art dieser eigentümlichen Sekretion
gesehen hat. Zu jener Zeit waren unsere Kenntnisse noch nicht so weit gefördert, daß man einen Zusammenhang
zwischen der Milchdrüse und den Schweißdrüsen angenommen hätte, und so wurde diese
Sekretionsform zuerst von Tempel (1896, 1897) bei den Hautdrüsen des Schafes und dann von Lüneburg
(1902) bei den Drüsen der Achselhöhle des Menschen neu gefunden. Tempel hob allerdings schon
die überraschende Ähnlichkeit des von ihm beobachteten Vorganges mit den schon von der Milchdrüse
her bekannten Erscheinungen hervor. Talke hat dann 1903 weitere derartige Beobachtungen an den
großen Achselhöhlendrüsen des Menschen gemacht, welche nach ihm den von Tempel untersuchten
Klauensackdrüsen ihrer Struktur nach sehr nahe stehen. Kach Talke erfolgt die Sekretentleerung so.
daß, nachdem oberhalb des Kernes in dem nach dem Lumen zu belegenen Teile der Zelle die S e k r e tanh
äufun g ihre Grenze erreicht hat, sich aus der Kuppe der Zelle ein verschmälerter Fortsatz entwickelt,
und so allmählich die ganze Sekretmasse herausquillt. Die Zelle kann nun in den Buhezustand
zurückkehren, meist tut sie es aber nicht, sondern geht zugrunde. Eine Keubildung von Zellen erfolgt
ausschließlich auf dem Wege der indirekten Kernteilung. (S. 548 und 549.) In demselben Jahre 1903
fand dann noch Courant ganz ähnliche Erscheinungen bei den Präputialdrüsen des Kaninchens und
etwas später Groß in den Analdrüsen des Maulwurfes (1905). Diese „Blasen- oder Ballonsekretion“
oder auch ,,blasenförmige Sekretion“ (Mislawsky, 1908) war nun aber inzwischen von verschiedenen
Forschern bei ganz anderen Drüsen gefunden worden, so von Lebedeff in der Kiere 1883 und in demselben
Organe von Lorenz 1889. Ferner 1890 von Altmann in der embryonalen Kiere eines 13tägigen Hühnerembryos.
In der Urniere wurde sie weiter von Nicolas 1891 genauer beschrieben. Aus der Beschreibung
geht hervor, daß der Vorgang hier durchaus übereinstimmt mit dem in den Schweißdrüsen. In
demselben Jahre 1891 gab van Gebuchten eine genaue Beschreibung derselben Art der Drüsensekretion
aus dem Darmepithel einer Dipterenlarve, wo sich wieder genau dieselben Erscheinungen zeigten.
Folke Henschen hat dann 1904 ebenfalls das Darmepithel von Insekten, Mollusken, Fischen, Baträchiern,
Beptilien, Vögeln und Säugetieren untersucht, bei allen, mit Ausnahme der Säugetiere wurde diese
Sekretionsart gefunden. Auch bei den Drüsen des Harn- und Geschlechtsapparates ist sie von verschiedenen
Forschern gefunden worden, so von van der Stricht 1892 in dem Kieren- und Kebenhoden-
epithel von Lacerta, von Holmgren in den Analdrüsen von Lepidopterenlarven, sodann, wie ich oben
schon angeführt habe, von Nicolas (1891) in dem Urnierenepithel der Säugetiere, von Hammar (1897)
im Kebenhoden des Hundes und von Disse (1892) ebenfalls in der Kiere. Brinkmann (1914) hat sie
bei den Viverriden und Gerstenberg (1919) beim Hunde gefunden. Mislawsky hat diese Sekretionsart
dann gefunden in der Glandula mandibularis superficialis des Kaninchens, also einem Hautdrüsenorgane.
Wie man aus dem Gesagten e r s ieh t, fin d e t sich d ie se Art der Sek r e tion also
b ei sehr v e r sch ied en en Drüsen und is t w e it durch die T ie rw e lt v e rb r e ite t. Da liegt es
dann nahe, nach der p h y sio lo g isch en B ed eu tu n g derselben zu fragen. Folke Henschen (1904)
hebt in seiner Arbeit schon hervor (S. 587), daß diese leider noch sehr unklar ist und daß sie, seiner
Meinung nach, bei verschiedenen Tierordnungen eine wechselnde sein dürfte. Daß die betreffenden
Zellen im Darme der Wirbellosen ein für die Verdauung nützliches Sekret absondern, ist nach Henschen
wohl sehr wahrscheinlich, bei den Wirbeltieren liegen die Verhältnisse aber schwieriger. Jedenfalls
scheine hier das Vorkommen der Ballonsekretion kaum an die Füllung des Darmes mit Kahrung gebunden
zu sein, immerhin werde sie wohl auch hier mit der Verdauung zu tun haben. Henschen führt
als bemerkenswert an, daß das Aufhören der Ballonsekretion, falls dieses wirklich bei den niedrigen
Säugetieren eintritt, mit dem ersten Auftreten der Metanephros zusammenzufallen scheint. Man würde
dann annehmen können, daß die Ballonsekretion im Darme der Wirbeltiere zur Exkretion fremder
Stoffe dienen könne.
„Eine Exkretion gewisser Harnbestandteile durch Magen und Darm ist ja beim Menschen unter pathologischen Verhältnissen
so gut wie festgestellt, und in den Knäueldrüsen, die ja exkretorische Funktion zeitweise haben, ist ja die blasenförmige
Abscheidung des Exkretes seit langer Zeit bekannt. Irgend welche Beweisfähigkeit für die physiologische Deutung
der Ballonsekretion im Darm in jene oder andere Richtung haben die jetzt erwähnten Sach Verhältnisse nicht. (S. 58 .)
Auch Mislawsky (1909b) bemerkt in dieser Hinsicht (S. 688):
„Schließlich haben wir noch einen bei Durchsicht der einschlägigen Literatur ins Auge fallenden und bereits von
Henschen bemerkten Umstand zu notieren, nämlich daß die blasenförmige Sekretion nur auf solche Organe sich bezieht, welche
zur Ausscheidung aus dem Organismus bestimmte Stoffe produzieren resp. produzieren können.
Ich möchte hier gleich bemerken, daß mir diese Anschauung doch nicht riohtig zu sein schemt.
Wenn diese Sekretionsart bei Darmdrüsen vorkommt, welche für die Verdauung nützliche Stoffe ab-
scheiden, und wenn sie bei der Milchdrüse vorkommt, welche zur Ernährung der Jungen dient, so kann
man doch wirklich nicht sagen, daß es sich hier um.einfache „Exkrete“ handelt, d. h. um Stoffe, die
aus dem Körper ausgeschieden werden, weil sie für ihn unnütz oder sogar schädlich sind. Gerade, daß
d i e s e S ek r e tion sa r t in so ve rsch ied en en D rü sen a r ten v orkommt, so daß es sehr
Zoologica. Heft 72.