worben haben sollten. Der äußerlich zuerst auffallende Unterschied zwischen beiden, nämlich das
Vorhandensein des Bartensiebapparates und das Fehlen der Zähne bei den Mystacoceten, ist ja auch
sicher erst sekundär und sehr spät aufgetreten. Die sich lange erhaltenden Zahnrudimente und die
(im Vergleich zu anderen durch Anpassung ans Wasserleben bedingten Neubildungen, wie etwa
Rücken- und Schwanzflosse) außerordentlich spät auftretende Anlage der Barten machen es wahrscheinlich,
daß die Bartenwale, als sie schon ausgesprochene Wassertiere waren, sich noch lange
genau ebenso ernährten, wie die Zahnwale.
Aber gerade die E n t w i c k l u n g d e s p r i m o r d i a l e n K o p f s k e 1 e 11 s d e r
Z a h n - u n d B a r t e n w a l e h a t m i c h z u d e r Ü b e r z e u g u n g g e b r a c h t , d a ß
w i r e s h i e r m i t z w e i v e r s c h i e d e n e n T i e r s t ä m m e n z u t u n h a b e n , d i e
n u r d a r i n ü b e r e i n s t i m m e n , d a ß s i e b e i d e v o n c a r n i v o r e n , s i c h e r l
i c h s c h o n m o n o d e l p h e n S ä u g e t i e r e n a b s t a m m e n u n d s i c h v o l ®
k o m m e n a n s W a s s e r l e b e n a n g e p a ß t h a b e n .
In zahlreichen Fällen entwickeln sich nämlich Teile des Primordialkraniums bei Bartenwalen
ganz anders als bei Zahnwalen, wenn auch der definitive Zustand am knöchernen Kranium scheinbar
der gleiche ist.
Hier zeigt sich wieder einmal deutlich, wie wichtig die von G a u p p wiederholt ausgesprochene
Mahnung ist, das Studium des Kopfskeletts nicht auf den fertigen knöcheren Schädel zu beschränken,
sondern auch die Entwicklung seiner Teile zu untersuchen. Ich erinnere hier n ur etwa an die Isolation
der Schneckenkapsel, die bei Megaptera von Anfang an besteht, während am Knorpelkranium der
Zahnwale (Phocaena) d irek te ' kontinuierliche Verbindungen mit basalen Knorpelmassen von d e
B u r 1 e t konstatiert und abgebildet wurden.
Von einzelnen Punkten, die freilich — wie ich ohne weiteres zugebe bei der Beurteilung
der uns hier beschäftigenden Frage recht verschieden zu bewerten sind, seien folgende in aller Kürze
zusammengefaßt:
Bartenwale: Zahnwale:
Foramina
hypoglossi
Meist mit den Foramina jugularia
verschmolzen (stets bei Megaptera)
Stets mindestens ein eigenes Foramen
hypoglossi vorhanden
Lamina
supracapsularis
Gut ausgebildet, von der Kanalkapsel
fast ganz getrennt
Auf ein Minimum beschränkt, mit der
Kanalkapsel verbunden
Schneckenkapsel
Nur lateral durch Vermittlung der
Lamina supracochlearis in Verbindung
mit der Basalplatte
Medial in direkter Verbindung mit der
Basalplatte (Phocaena)
Commissura
alicochlearis
Bildet sich während der Entwicklung
des Primordialkraniums (Megaptera)
Die Rudimente der Commissur werden
während der Entstehung des Primordialkraniums
hoch weiter zurückgebildet
( Phocaena)
Bartenwale Zahnwale:
Ala orbitalis
Groß; ihre Radix posterior bleibt stets
erhalten, daher ein besonderes Foramen
opticum
Klein, die Radix posterior geht während
der Entwicklung des Primordialkraniums
verloren, daher kein eigenes
Foramen opticum1)
Commissura
sphenethmoidalis Stets vorhanden
Fehlt vollständig bei Phocaena, in
Rückbildung bei Lagenorhynchus
Nasenkapsel, be-
sond. Tectum nasi Relativ gut erhalten F a st ganz geschwunden
Lamina cribrosa
S ta tt der Lamina cribrosa eine weite
Fenestra cribrosa
Lamina cribrosa mit nur wenigen engen
Öffnungen vorhanden.
') Ausnahme: Globiocephalus melas.