auch dorsal. Dadurch wird eine so vollständige Isolation erzielt, wie sie sich bei keinem anderen
Säugerprimordialkranium findet.
15. Die L a g e d e r 0 h.r k a p s e 1 wird während der Entwicklung des Primordialkraniums
nur wenig geändert. Der medial-vordere Pol der Ohrkapsel sinkt ein wenig ventralwärts, ohne daß
es zu wesentlichen Änderungen in der Richtung der Schneckenkapsel käme. Dagegen ist die Ohrkapsel
im Vergleich zum Primordialkranium anderer Säugetiere von vornherein wesentlich anders
orientiert. Diese in der Stammesgesehichte der Wale, anzunehmende und in der Entwicklungsgeschichte
nicht mehi- nachweisbare Umlagerung kann in der H auptsache als Drehung um zwei Achsen
angesehen werden, erstens nämlich um die Längsachse der Ohrkapsel, wodurch erreicht wird, daß
das sonst medialwärts gerichtete Foramen endolymphaticum bei Walen dorsalwärts gerichtet ist
und daß ferner die Commissura suprafacialis mehr lateral als sonst liegt. Zweitens ist eine Drehung
um eine dörsoventrale Achse anzunehmen, als deren Folge die starke Annäherung der Schneckenkapseln
und die noch auffallendere Divergenz der kaudalen Pole der Kanalkapseln anzusehen ist. Das zuletzt
genannte Verhalten gehört zu den Merkmalen, die für das Primordialkranium der Wale typisch sind.
16. Obgleich bei Bartenwalen die Knorpelbrücke, unter welcher der Nervus facialis den
Schädelraum verläßt, in d er eben angedeuteten Weise so verschoben ist, daß sie ebenso gut als capsulo-
parietale wie als intercapsuläre Brücke bezeichnet werden darf, so besteht doch kein Zweifel, daß
sie als i n n e r e S u p r a f a c i a l c o m m i s s u r aufzufassen ist. Erwiesen wird dies durch den
Verlauf des Nervus petrosus superficialis, der erst lateral von dieser Commissur vom Facialis abgeht.
17. Das C a v u m s u p r a c o c h l e a r e , das lateral und oral von der primären Schädelseitenwand
hegt, ist weder unterhalb noch oberhalb der Lamina supracochlearis zu suchen.
Es liegt vielmehr auf dem oro-lateralen Pole der Schneckenkapsel und . erst lateral
von der Facialiscommissur, von der eben gezeigt wurde, daß sie tro tz ihrer lateralen Lage als Rest
der ursprünglichen inneren Schädelwand aufzufassen ist.
18. In der Ausbildung d e r F o r a m i n a h y p o g l o s s i zeigt sich eine starke Vambifitift
(d e B u r 1 e t). Bei Balaenoptera kann ein getrenntes Foramen hypoglossi Vorkommen. Bei den
meisten erwachsenen Bartenwalschädeln B wenigstens bei Furchenwalen -B i s t dagegen die Verschmelzung
der Foramina hypoglossi mit den Foramina jugularia die Regel, ein Verhalten, das bei
Megaptera stets — auch schon bei den jüngsten untersuchten Stadien -Bangetroffen wird.
19. Der Pr o c e s s u s p a r a c o n d y l o i d e u s erscheint bei Megaptera gegenüber dem e n H
sprechenden Fortsatz an anderen Primordialkranien außerordentlich vergrößert, da er infolge der
eben besprochenen Verschmelzung der Hypoglossuslöcher mit den Foramina jugularia architektonisch
homogen in die lateralen Teile der Lamina alaxis übergeht. E r ist also nur in seinem oralen
Teile dem Processus paracondyloideus anderer Säugerprimordialkranien homolog. Die v entrale Ausbuchtung
der Wurzel des Fortsatzes schafft einen neuen Raum, C a v u m m e t o t i c u m , der
dorsal von der Dura gegen die primäre Schädelhöhle abgeschlossen wird.
20. Bei der E n t w i c k l u n g d e r D e c k k n o c h e n , die überall außerordentlich locker
gebaut erscheinen, zeigt sich, daß die Maxillaria und Incisiva sehr früh und in der für Bartenwale
typischen Lage auftreten, andere dagegen I wie etwa das F ro n ta le |s | sich zunächst ähnlich anlegen,
wie bei anderen Säugetieren. Sehr spät tre ten auf Nasale, Parietale, ferner Lacrymale, Tympani-
cum und Goniale. Während der Ausbildung des Primordialkraniums erfährt das Maxil'lare und
ganz besonders das Squamosum starke Veränderungen.
Literatu rverzeich nis.
Di3 mit * bezeichneten Abhandlungen sind nach Abschluß der Arbeit erschienen.
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und 4, 1913 (2).
III. Das Primordialkranium eines Embryo von Balaenoptera rostrata (105 mm). Ebenda Bd. 49,
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—- IV. Das Primordialkranium eines Embryo von Lagenorhynchus albirostris. Ebenda Bd. 49, H. 3, 1914 (2).
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