waren diese anscheinend zu Bursae propulsoriae umgewandelten Penialborstensäcke die einzigen
Anhangsorgane an den distalen Samenleiter-Enden, die direkt in die Basis dieser Säcke einmündeten.
Die. für Eudrilinen so charakteristischen Euprostaten fehlten anscheinend, ganz. XJm so mehr war
ich überrascht, als ich bei dem zehnten genauer untersuchten Stück rechtsseitig eine unpaarige große
Euprostata fand. Als ich daraufhin noch mehr, bis etwa 30, Individuen genauer untersuchte, entdeckte
ich schließlich bei zweien derselben ein regelrechtes Paar Euprostaten. Diese Euprostaten (Fig. 49 pr)
sind etwas verbogen wurstförmig, ca. 7 mm lang und 1 m dick, oberflächlich glatt, stark muskulös
glänzend. Sie münden unter Verengerung gesondert in die Basis der Penialborstensäcke ein. Die
Samenleiter (sl) tre ten hier in das distale Ende der Euprostaten ein.
W e i b l i c h e G e s c h l e c h t s o r g a n e (Fig. 28, 29): Eine ähnliche Variabilität oder-
vielmehr eine ähnliche Zurückbildung gewisser Organe bei einem Teil der Individuen, wie wir sie
am Prostaten-Apparat finden, zeigt der weibliche Geschlechtsapparat, insofern viele Stücke einen
muskulöses Samentaschen-Atrium vermissen lassen. Eine besondere Beziehung zwischen dem
Fehlen der Euprostaten und dem Fehlen des muskulösen Samentaschen-Atriums schien nicht zu
bestehen. Bei den meisten Stücken führt der unpaarige Samentaschen-Porus in ein dickwandigmuskulöses
Samentaschen-Atrium (Fig. 28 at) , das sich in Gestalt eines Paares niedriger, breiter
Taschen schräg nach hinten un d nach den Seiten hin anszieht. Das Lumen dieser Taschen ist durch
einige wenige (2 oder 3) halbkugelige Polster verengt. Diese Polster sitzen an der muskulösen Wandung.
Ihre Innenmasse scheint ein elastisches Gewebe zu sein; äußerlich sind sie muskulös, wie die Wandung
des Atriums, mit der ihre Außenschicht in Zusammenhang steht. Die Taschen des muskulösen Atriums
gehen proximal in einen kurzen, dicken muskulösen Zapfen über, der von einem feinen Achsenkanal
durchzogen wird. Dieser A chsenkanal kommuniziert mit dem Lumen der Taschen. Distalwärts
wurde er undeutlich; doch vermute ich, daß er den Zapfen ganz durchzieht und eine Kommunikation
der Taschen des muskulösen Atriums mit den Eitrichterblasen (Fig. 28 eb 2) herstellt. Bei einzelnen
Individuen konnte ich diesen durchbohrten Zapfen nicht erkennen. Die muskulösen Taschen schienen
hier proximal ganz geschlossen zu sein. Vielleicht handelt es sich um eine nur zeitweilig auftretende
Verbindung, wie man ja vielfach bei gewissen Eudrilinen (z. B. den Arten der Gattung PareucLrüus)
nur eine zeitweilige Kommunikation zwischen Samentaschen und cölomatischen Säcken nachweisen
konnte. Bei einigen Stücken fehlte das muskulöse Samentaschen-Atrium ganz, bei anderen Stücken
war es nur einseitig ausgebildet, und in letzterem Falle war die äußere Öffnung, der unpaarige Samen-
taschen-Porus, etwas nach der betreffenden Seite hin verschoben (siehe oben!). Im 14. Segment
liegen ein Paar große cölomatische Säcke (Fig. 28 e h 2), die als Eitrichterblasen angesehen werden
müssen, und die ventral durch einen mehr oder weniger dicken Querschlauch (cs) miteinander verbunden
sind. Die Eitrichterblasen lehnen sich seitlich an die muskulösen Taschen des Samentaschen-
Atriums an und überdecken sie dabei etwas und umhüllen den zapfenförmigen Anhang, falls ein solcher
vorhanden ist. Bei einem Exemplar sandten die Eitrichterblasen, die sich hier etwas von den muskulösen
Taschen entfernt hielten, einen kurz schlauchförmigen Anhang (Fig. 28, vs) nach dem zapfenförmigen
Ende der muskulösen Taschen hin. Ich glaube annehmen zu dürfen, daß die Taschen des
muskulösen Samentaschen-Atriums durch die wenigstens anfangs durchbohrten zapfenförmigen
Spitzen in die Eitrichterblasen oder in deren Anhänge (die Verbindungsschläuche) einmünden.
Samentaschen-Ampullen fehlen bei dieser Art wohl ganz, und die Samentaschen sind auf die muskulösen
Atrien beschränkt. Die Eitrichterblasen ziehen sich als unten und oben eingeschnürte
Säcke seitlich vom Ösophagus in die Höhe. An ihrem oberen Ende tragen sie je einen durch scharfe
Einschnürung abgesetzten großen, unregelmäßig eiförmigen Eiersack (Fig. 28 es). Der Eiersack
besitzt in seiner durch reiche Fältelung entstandenen Rindenschicht zahlreiche Eierkämmerchen,
deren jedes eine Eizelle (bei dem näher untersuchten Stück bis ca. 60 y. dick) enthält. Die Wandung
der oberen Partie der Eitrichterblasen weicht in ihrer Struktur von der der übrigen Partien ab. Sie
ist dicker und stellt den mit der eigentlichen dünnen Wandung der Eitrichterblase verwachsenen
Eitrichter dar, der auch noch das Lumen des kurzen Eiersackstieles auskleidet. Der aus diesem
Eitrichter entspringende Eileiter (d), ein dickwandiger schlanker Schlauch, tr i t t auf der durch Einschnürung
markierten Grenze von Eiersack und Eitrichterblase hervor und geht, eng an die mittlere
Partie der Eitrichterblase angelegt, nach unten. Nachdem er noch eine kleine Windung beschrieben
hat, verläßt er die E itrichterblase, um durch den weiblichen Porus auszumünden. Der hier geschilderte
weibliche Ausführapparat liegt mit seinen Anhangsorganen ganz im 14. Segment. Das Dissepiment
14/15 wird anscheinend durch die auf Intersegmentalfurche 14/15 ausmündenden Taschen des muskulösen
Atriums und den Eitrichter-Eiersack-Apparat etwas zurückgedrängt, das Dissepiment 13/14
setzt sich an den Vorderrand der quergestellten m edianen Verbindungspartie der cölomatischen Säcke
und an die untere Partie der Eitrichterblasen an. Bei fast allen Stücken fand sich noch ein überzähliges
unvollkommenes Paar Eileiter-Apparate (Eileiter, Eitrichter, Eiersack und Eitrichterblase)
ein Segment weiter vorn, an der Hinterseite des Dissepiments 12/13. Die einzelnen Teile dieses überzähligen
Apparats waren stets viel kleiner als die des eigentlichen Apparats, gleichsam verkümmert,
auch fanden sich nie Eizellen in seinen Eiersäcken. Es geht daraus hervor, daß diese unvollkommenen
Apparate nicht in Funktion traten. Sie konnten es schon deshalb nicht, weil nicht zugleich ein überzähliges,
ihnen zugehöriges Ovarien-Paar vorhanden ist. Ein Paar ziemlich große Ovarien (Fig. 28 ov)
sitzen ziemlich hoch an der Hinterseite des Dissepiments 12/13 frei im 13. Segment, falls nicht überzählige
weibliche A usführapparate fehlen (was n ur selten vorzukommen scheint), eng an die Eitrichterblasen
dieses Apparats angeschmiegt. Diese- Ovarien fanden sich anscheinend in ganz normaler
Form auch noch bei den vollkommen geschlechtsreifen Stücken, bei denen der weibliche Ausführap
p arat mit den Eiersäcken gegen die Leibeshöhle des 13. Segments, in der sich die Ovarien befinden,
vollkommen abgeschlossen ist. Es war nun die Frage: Auf welchem Wege gelangten die vom Ovarium
abgelösten Eizellen von der Leibeshöhle des 13. Segments in die je tz t vollkommen abgeschlossenen
Räume der Eiersäcke im 14. Segment ? Diese Frage fand ihre Lösung durch die Untersuchung einiger
jüngerer Stücke, die äußerlich nur die ersten Spuren von Geschlechtsorganen zeigten. Bei diesen
zeigte der noch sehr kleine weibliche Ausführapparat bedeutsame Abweichungen von dem voll entwickelten
Organ. Nur die Eiersäcke (Fig. 29 es) waren fast vollkommen ausgebildet, wenn, auch noch
etwas kleiner. Die Eitrichterblasen (Fig. 28 eb), die an ihrem freien Ende die Eiersäcke tragen, waren
dünner, kürzer und fester als in dem ausgebildeten Apparat, an dem sie gleichsam aufgebläht erscheinen.
Eine vordere mediane Querverbindung zwischen den Apparaten der beiden Seiten fehlt noch ganz,
und auch die noch kompakten Anlagen der muskulösen Taschen des Samentaschen-Atriums (ai),
die lateral durch einen cölomatischen Verbindungsschlauch (vs) mit den E itrichterblasen in Verbindung
stehen, sind noch getrennt-paarig. Sie lassen noch einen breiten medianen Zwischenraum zwischen
sich, auf dem auch die noch nicht durchbrochene Anlage des Samentaschen-Porus paarig erscheint.
(Auf dieser Paarigkeit der ersten Anlage des Samentaschen-Porus beruht es wohl, daß der fertige
Porus zur Seite geschoben, nicht median ist, falls das muskulöse Samentaschen-Atrium nur einseitig
zur Ausbildung gelangt.) Die Eitrichterblasen zeigen in diesem Stadium einen viel innigeren Zusammenhang
mit dem Dissepiment 13/14 als im ausgebildeten Stadium. Sie sind in der ganzen Breite
Zoologien. H e ft C8. 4