Innern Talgzellen. Die Knäueldrüsen sind bei ihrer Entwicklung von einer Haaranlage oder von der
Epidermis aus vor allem dadurch charakterisiert, daß die beiden Zellschichten des Schlauches zueinander
nicht das Verhältnis von Deckschicht und Ersatzzellenschicht einnehmen, sondern zwei qualitativ
differenzierte Schichten bilden. Im Bezirke der eigentlichen Drüse wandelt sich die Innenschicht in
das secernierende Epithel um, während die Aussenschicht eine Lage von kontraktilen Faserzellen bildet.
Im Gebiete des Ausführungsganges bleibt die ursprüngliche Doppelschichtung erhalten. Auch Jeß (1896)
spricht sich dahin aus, daß man nicht die „Form“ der Drüsen ihrer Unterscheidung zugrunde legen
dürfe; die Trennung nach dem „gelieferten Sekrete“ in Talg- und Schweißdrüsen ist für die vergleichende
Anatomie ganz unbrauchbar. Jeß stellt sich daher auf den histogenetischen Standpunkt und läßt
Form und Produkt, die beide vielfachen Veränderungen unterliegen, unberücksichtigt. Die als Schweißdrüsen
bezeichneten Abkömmlinge der Epidermis steigen im fünften Fötalmonate senkrecht in das
Corium hinab, sie stammen direkt oder primär von der Epidermis, Verfasser bezeichnet sie daher als
„primäre Hautdrüsen“. Die als Haarbalg-, Talg- und acinöse Drüsen bezeichneten epidermoidalen
Gebilde entstehen dagegen nicht direkt von der Epidermis, sondern indirekt oder sekundär als Auswüchse
der äußeren Wurzelscheide, daher bezeichnet sie Jeß als „sekundäre Hautdrüsen“. Von den
von Jeß untersuchten Tieren besitzen nur Pferd und Bind „primäre Hautdrüsen“ und zwar von tubu-
lösem Charakter, sie fehlen dem Hunde. „Sekundäre Hautdrüsen“ haben Pferd, Bind und Hund,
bei letzterem kommen sowohl acinöse wie auch tubulöse sekundäre Hautdrüsen vor. v. Eggeling (1900)
hebt ebenfalls hervor, daß eine Einteilung der Hautdrüsen nach ihrem S ek r e te einmal für den Mor-
phologen wertlos und dann auch nicht durchführbar sei, da das Sekret zahlreicher Hautdrüsen noch
nicht genauer bekannt ist. Eine allgemeine Sonderung in Schweißdrüsen und Talgdrüsen sei daher zu
verwerfen. Auch eine Einteilung nach der Form der D rü sen sch läu ch e läßt sich nicht durchführen.
Man habe auch versucht, zu unterscheiden zwischen solchen Drüsen, welche unmittelbar
innerhalb der Membrana propria einen B e la g von g la tt e r Muskulatur besitzen, „Knäueldrüsen“,
und solchen, bei denen dieser fehlt, „Talgdrüsen“. Hier ist aber die Schwierigkeit vorhanden, die
Milchdrüsen der Säuger einzureihen, bei denen ein Belag von glatter Muskulatur noch nicht allgemein
erwiesen ist, und die doch von den Talgdrüsen beträchtlich verschieden sind. Auch sind Schweißdrüsen
beschrieben worden, die der glatten Muskulatur entbehren sollen, v. Eggeling empfiehlt dagegen als
Pr in zip der E in te ilu n g zwei andere Eigentümlichkeiten: 1) das V e rh a lten des E p ith e ls zum
Lumen: Sämtliche Knäueldrüsen haben ein scharf abgegrenztes Lumen, das sich bis in die feinsten
Verzweigungen der Drüsen erstreckt. Ein solches fehlt den Talgdrüsen und ist bei diesen nur in sehr
schwankendem Verhalten je nach dem Tätigkeitszustande vorhanden. 2) Die Art der S ekret -
bildung: Das Sekret der Knäueldrüsen wird gebildet durch einen vitalen Prozeß, durch chemische
Vorgänge innerhalb der Drüsenzelle, ohne daß diese dabei untergeht. Das Sekret der Talgdrüsen aber
entsteht durch einen nekrobiotischen Prozeß: Jede Drüsenzelle geht zugrunde, indem sie ihren Anteil
zur Sekretbildung liefert. Das S ek r e t einer Drüse ist ein rein physiologischer Charakter, die Art
der S ek r e tb ild u n g aber kann zweifellos als ein morphologischer verwertet werden.
„Jedenfalls . . . . können wir sämtliche Knäueldrüsen und mit ihnen die Milchdrüsen der höheren Säuger als stationär
kanalisierte, vital secernierende Hautdrüsen zusammenfassen. Dagegen würden die Talgdrüsen und eventuell mit ihnen die
eigentümlichen Drüsenorgane der Reptilien als temporär kanalisierte, nekrobiotisch secernierende Hautdrüsen darzustellen sein.“
Auch im Jahre 1905 kommt v. Eggeling bei seinen Untersuchungen über die Stellung der Milchdrüsen
zu den übrigen Hautdrüsen bei der Untersuchung der Hautdrüsen der Beuteltiere noch einmal
auf diese Einteilung zurück:
„Die Hautdrüsen der Beuteltiere verteilen sich wie diejenigen der Monotremen und der höheren Säuger auf zwei große
Gruppen, die vital secernierenden, dauernd kanalisierten, merokrinen und die nekrobiotisch (unter Zugrundegehen der Zellen)
secernierenden. zeitweise kanalisierten, holokrinen Hautdrüsen. Die erstere Gruppe umfaßt neben den verschiedenen Arten
von Schlauchdrüsen und sogenannten Schweißdrüsen auch die Milchdrüsen, die zweite die sogenannten Talgdrüsen.“ (S. 330.)
v. Eggeling hat also, wie Ranvier, zurückgegriffen auf die verschiedene Art der Sekretion der
Drüsen, so weit sie morphologisch erkennbar ist. Demgegenüber hat der neueste Bearbeiter dieser
Frage, Brinkmann, in zwei im Jahre 1911 erschienenen Arbeiten, in deren einer er die Hautdrüsenorgane
einer großen Anzahl von Wiederkäuern sehr eingehend untersucht hat, als das richtigste angenommen,
die Hautdrüsen nach dem Vorkommen oder F eh len der Muskulatur einzuteilen,: Die
tubulösen oder Schweißdrüsen besitzen eine solche, den acinösen oder Talgdrüsen fehlt sie. Allerdings
bevorzugt er dieses Einteilungsprinzip weniger aus wissenschaftlichen als aus praktischen Gründen,
da, wie er meint, diese Drüsenmuskulatur verhältnismäßig leicht überall nachzuweisen ist, und es
daher leicht ist, die Art der Drüse festzustellen.
Außer dieser Sonderung der Talgdrüsen von den Schweißdrüsen hat man aber auch von jeher
schon versucht, die Schw e ißd rü sen s e lb st wieder in zwei Gruppen e in zu te ilen . Es lag das
sehr nahe, da beim Menschen die Schweißdrüsen verschiedener Körpergegenden sich in der Tat sehr
deutlich durch ihre Gesamtgröße und durch die Größe ihrer Drüsenschläuche voneinander unterscheiden.
Von menschlichen Anatomen ist daher diese Einteilung auch ausgegangen. Schon Karl Friedrich
Theodor Krause betont 1844, daß die Drüsen der Achselhöhle besonders groß seien, während die Zahl
ihrer Mündungen verhältnismäßig gering sei, wobei er allerdings nur die ganz e Drüse als besonders
groß ansieht, nicht ihren Drüsengang, meist, wenn auch nicht immer, ist ja auch in der Tat nicht nur
der Drüsengang selbst, sondern die ganze Drüse besonders groß gegenüber den gewöhnlichen Schweißdrüsen.
Sehr scharf betont den Unterschied zwischen den beiden Schweißdriisenarten Robin (1845).
Wenn Krause schon- gefunden hatte, daß die größten Drüsen an ganz bestimmten Stellen lagen, so
hatte er doch noch außer der Gesamtgröße keinen besonderen Unterschied zwischen ihnen und den
kleineren Drüsen festgestellt. Das zu tun, versuchte erst Robin. Er sprach sich dahin aus, daß es
außer den Schweißdrüsen und Talgdrüsen noch eine d r itte Art von Drüsen gäbe, die sich in sehr großer
Menge in der Achselhöhle und in geringerer Menge in der Inguinalfalte finde. Ihr Ausführungsgang sei
nicht spiralig gewunden, wie der der Schweißdrüsen, und sei außerdem gewöhnlich dicker als der Drüsenschlauch.
Diese letzte Bemerkung ist sehr auffallend, da alle Forscher sonst das Gegenteil angeben.
Auch ich habe das Gegenteil gefunden und nur in einem Falle bis jetzt, in einer bestimmten Drüse
beim Schweine, den Ausführungsgang weiter gefunden. Ich bemerke hier indessen gleich, um jedes
Mißverständnis auszuschließen, daß auch dieser Befund beim Schweine sich nicht auf den ganzen Ausführungsgang,
sondern nur auf einen Teil desselben bezieht, und daß auch die Beobachtung von Robin
sich voraussichtlich in dieser Weise erklären lassen wird. Ich werde weiter unten noch näher auf diesen
Punkt einzugehen haben. Robin spricht übrigens nur von den menschlichen Drüsen. Von den Schweißdrüsen
unterscheiden sich diese besonderen Drüsen nach ihm in den folgenden Punkten: 1) Diese besonderen,
großen Drüsen liegen in dem gelben Fette, von dem sie sich durch ihre rötliche oder* rosa
Färbung deutlich abheben, und zwar mitunter in Gruppen von zweien oder dreien. Sie sind für das
bloße Auge deutlich sichtbar. Die „Schweißdrüsen“ dagegen liegen niemals zu solchen Gruppen -vereinigt,
haben keinen rötlichen Ton und sind nicht für das bloße Auge sichtbar. 2) Die „Schweißdrüsen“
liegen ebenso tief wie die großen Drüsen, sind aber nur mit dem Mikroskope sichtbar. Ihr Ausführungsgang
und ihr Drüsenrohr sind im Durchmesser 3—4mal kleiner als die der großen Drüsen. Die Drüsen