drüsen aus derselben primitiven Anlage nach Teilung derselben in zwei sekundäre ihren Ursprung
nehmen. Die Talgdrüse entwickelt sich erst später, sie bereitet durch die Auflösung ihrer höher
gelegenen Zellen die Höhlung für den Haarkanal vor und damit auch für den Durchtritt des oberen
Teiles des Schweißdrüsenausführungsganges durch die Epidermis. Die Höhlung des Haarkanales wird
also zuerst ausschließlich durch die Tätigkeit der Talgzellen hergestellt und dann teilweise auch durch
die Höhlung des Ausführungsganges der Schweißdrüse. Das vorwachsende Haar vervollständigt nur
diese Höhle und bewirkt ihren Durchbruch nach außen hin. Weiter hat Beccari (1910) über die
„suborbitalen Drüsenkörper“, die sich in entsprechenden Taschen bei vielen Wiederkäuern unter dem
Auge finden, gearbeitet. Er fand in ihnen übrigens eine ganz, charakteristische blasenförmige Sekretion.
Was die Entwicklung dieser Organe betrifft, so zeigte sich, daß die Anlagen der Schlauchdrüsen hier
von vornherein viel größer sind als in der übrigen Haut, und daß infolge dessen die Haaranlagen,
die hier ebenfalls vorhanden sind, den Drüsenanlagen gegenüber zurücktreten, während sonst in der
Haut das Verhältnis umgekehrt ist. In den Haarbälgen, die zu der Drüsenmündung werden, kann
das Haar sich allmählich zurückbilden, eventuell völlig verschwinden. Ich möchte hier auf diese
Beobachtung besonders aufmerksam machen. Bei seiner Untersuchung über die embryonale Entwicklung
der Rückendrüse von Dicotyles fand Houy (1910), daß diese ein Komplex von alveolären
und zusammengesetzten tubulären Drüsen ist. Die letzteren gehen in der Entwicklung voraus. Beide
Drüsenarten stehen anfangs in Beziehung zu Haarbälgen, deren Anlagen früher auftreten und viel
dichter stehen als in der benachbarten Haut und die sich später zurückbilden. In der zweiten Auflage
seiner Entwicklungsgeschichte hat dann Bonnet (1912) sich dahin geäußert (S. 257), daß die
Anlagen der Haarbalgdrüsen aus der äußeren Wurzelscheide entstehen. Nur an wenigen Körperstellen
(Vorhaut, roter Lippensaum) entstehen Talgdrüsen unabhängig von Haaranlagen, direkt aus
der Epidermis,
„doch ist anzunehmen, daß ihre Anlagen auch an diesen Stellen ursprünglich an allmählich rückbildende Haare geknüpft
waren. Denn man hat Beispiele, daß sich Talgdrüsen nach Rückbildung einer Haaranlage oder nach Ausfall des Haares
als selbständige Gebilde erhalten.“
Die Knäuel- oder Schweißdrüsen legen sich von der Epidermis aus an. Hierzu bemerkt Bonnet aber:
„Auch die erste Anlage der Knäueldrüsen scheint anfänglich an die Anwesenheit von Haaren gebunden gewesen
zu sein. Die meisten Knäueldrüsen entwickeln sich nämlich aus dem Epithel des Haarzapfens und sondern sich erst nachträglich
mit eigener Mündung von der äußeren Wurzelscheide. Die Knäueldrüsen der Achselhöhle erreichen ihre volle
Entwicklung erst mit der Ausbildung der Achselhaare beim Eintritt der Pubertät.“ (S. 257.)
Eine sehr interessante und eingehende Arbeit, wieder unter der Leitung von Chiarugi entstanden,
ist dann von Carossini (1912—1913) veröffentlicht worden über die Entwickelung der
Schweißdrüsen in der menschlichen Haut, besonders in Hinsicht auf ihre Beziehung zu der Entwicklung
des Haarapparates. An den verschiedenen Körpergegenden des Menschen lassen sich die Schweißdrüsen
inbezug auf ihre Entwickelung und ihr Verhalten gegenüber den Haaren in zwei Arten zerlegen:
1) Drüsen, die an den Haarbalg angeschlossen sind, 2) freie Drüsen. Die an die Haarbälge
angeschlossenen Drüsen finden sich bei weitem vorwiegend bei dem größten Teile der Säugetiere:
Diese Anordnung kann demnach als die primitive angesehen werden. In ihrer Entwicklung zeigt
die Schweißdrüse beim Menschen (wenn sie am Haarbalge auf tritt) nicht eine bestimmte zeitliche
Reihenfolge inbezug auf die anderen Bildungen des Follikels, sie entsteht bald vor der Talgdrüse;
bald nach derselben, mitunter sehr spät bei ziemlich entwickelter Talgdrüse und Vorhandensein eines
Scheidenhaares (behaarte Kopfhaut, Stirn usw.). So findet man Haarbälge, in welche eine Schweißdrüse
ausmündet, häufiger am Scrotum, Labia majora, Wange, Achselhöhle usw., in anderen Gegenden
dagegen (z. B. an der behaarten Kopfhaut, an der Stirnhaut) verbleiben die Schweißdrüsen,
welche an einen Follikel angeschlossen sind, augenscheinlich sehr klein und zeigen alle Anzeichen
einer rudimentären Bildung. In den weiter vorgeschrittenen Stadien war es weit schwerer, einen
Follikel zu finden, der mit einer Schweißdrüse versehen war, und es ist daher nicht unwahrscheinlich,
daß einige Schweißdrüsen, nachdem sie sich vom Follikel aus angelegt haben, atrophieren und
völlig verschwinden (Leistengegend). Die fr e ien Schweißd rü sen stammen sicher von freien Keimanlagen
und machen eine Entwicklung durch auch an Stellen, die nicht mit Haaren versehen sind,
wie an der Hohlhand oder an der Fußsohle. Carossini fand an verschiedenen Körperstellen Schweißdrüsen,
die in unmittelbarer Nähe der Haarfollikel ausmündeten (behaarte Kopfhaut, Stirn, Wange,
Achselhöhle, Oberarm, Unterarm, Leistengegend). In diesen Gegenden fehlte es nicht an frühzeitigen
Entwicklungsstadien, aus denen deutlich hervorging, daß die Schweißdrüsen von Anfang
an diese Beziehung zu den Follikeln besaßen. Carossini hält daher die Hypothese von de Meijere
(1894), die wieder aufgenommen worden ist von Wimpfheimer (1907), nicht für gerechtfertigt, nach
der beim Menschen die Schweißdrüsen sich ursprünglich von einem Haarbalge aus anlegen und später
durch Wanderung frei werden. Seine Untersuchung führt im Gegenteil zu dem Schlüsse, daß die
Schweißdrüsen sich beim Embryo entwickeln und beim Erwachsenen verbleiben in verschiedenen
Beziehungen zu der Haaranlage: unvollständige Untersuchungen können Veranlassung dazu geben,
anzunehmen, daß man es mit Wanderungsprozessen zu tun hat, fortgesetzte Untersuchungen aber
von Serienpräparaten und von den. verschiedenen Entwicklungsstadien haben Carossini das vollständige
Fehlen einer solchen Wanderung erwiesen. Die Schweißdrüsen entwickeln sich also beim
Menschen in etwas anderer Weise wie bei den übrigen Säugetieren. Nur ausnahmsweise und häufiger
oder weniger häufig, je nach den Körperstellen, entwickeln sich die Schweißdrüsen und zeigen ein
solches Verhalten auch beim Erwachsenen in derselben Weise, wie man es allgemein in der Haut
vieler Säugetiere findet. Eine größere Anzahl von Drüsen dagegen entstehen und erhalten sich unabhängig
von den Haarbälgen. Das Zahlenverhältnis zwischen den verbundenen und den freien
Schweißdrüsen ist in den verschiedenen Körpergegenden nicht gleich, in den meisten Fällen sind
die freien Schweißdrüsen weit zahlreicher. In der Haut der Geschlechtsorgane sind die an den Haarbälgen
abhängenden Schweißdrüsen vielleicht ebenso zahlreich wie die Haarbälge, auch zeigt diese
Körpergegend Eigentümlichkeiten, welche sie der der anderen Säugetiere nähern. Ich habe die
Ergebnisse dieser letzten Arbeit ausführlicher mitgeteilt, daß sie in der Tat recht wichtig sind.
Die Ü b e r sich t der hier angeführten en tw ick lu n g sg e s ch ich tlich en A rb e iten ergibt im
ganzen ein ähnliches verwirrendes Bild, wie die vorhergehende Übersicht über die verschiedenen Ansichten,
welche die Art der Ausmündung der Drüsengänge betrafen. Auch die entwicklungsgeschichtlichen
Verhältnisse werden aber sofort klar, wenn man die Schweißdrüsen in die a-Drüsen und
e-Drüsen zerlegt.
Ich will jetzt dem Leser wieder eine A nzahl von B e isp ie len vorführen über die Art
der D rüsenausmündung und der D rü sen en tw ick lu n g für die be iden von mir angenommenen
Drüsenarten. Auf diese Weise wird, wie ich hoffe, der Leser sofort in der Lage
sein, eine klare Anschauung über die Verhältnisse zu gewinnen. Auf Taf. I Fig. 2 sehen wir eine
a-Drüse von der K a tz e , deren Ausführungsgang um die Haarbalgdrüse herumzieht und ungefähr
zusammen mit dem Haarbalge auf der Haut ausmündet. In Fig. 3 sehen wir zwei a-Drüsen vom
Schw e in e , von denen die eine in den Haarbalg mündet, dicht unterhalb seiner Ausmündung auf
Zoologien. Heft 78. -