untersucht habe, „apokrine“ Drüsen in der Achselhöhle und im Warzenhofe, sie fehlen am Scrotum
und am Mons pubis (hier nicht immer); beim d eu tsch en Weibe dagegen kommen sie vor in der
Achselhöhle, im Warzenhofe, an den Labia majora, am Mons pubis und dem unteren Teile der Bauchhaut
(Haut unterhalb des Nabels). D ie „apokrinen“ Drüsen b e s itz en also beim deutschen
Weibe e in e w e sen tlich größere A u sb r eitu n g als beim d eu tsch en Manne.
31. Die Ausbreitung der „apokrinen“ Drüsen beim Menschen habe ich sodann, um Bassenverschiedenheiten
festzustellen, untersucht bei einem Chinesen und zwei K amerunn egern, deren
genauere Stammeszugehörigkeit mir aber nicht bekannt geworden ist.
Bei dem Chinesen fanden sich „apokrine“ Drüsen in der Achselhöhle, am Mons pubis, und
zwar in recht großer Menge, dann, in allmählich immer mehr abnehmender Menge, über den ganzen
Bauch hin und noch in der Brusthaut, also im wesentlichen über die ganze vordere Rumpffläche hin,
also in der ganzen Regio sexualis. Warzenhof und Scrotum wurden nicht untersucht. An Hals und
Kopf waren sie nicht mehr nachweisbar.
Bei den Kamerunnegern fanden sich die „apokrinen“ Drüsen in der Achselhöhle, am Mons
pubis, und zwar wieder in großer Menge, und auf dem unteren und mittleren Teile des Bauches, auf
dem oberen Teile des Bauches und auf der Brust fehlten sie schon. Warzenhof und Scrotum wurden
nicht untersucht, an Hals und Kopf fehlten sie.
Von einem A u stra lie r konnte ich nur die Haut der Parotidengegend untersuchen und fand
auch in dieser „apokrine“ Drüsen in mäßiger Menge, während solche an dieser Stelle bei den Deutschen,
dem Chinesen und den Kamerunnegem fehlten.
In allen den genannten Hautgegenden waren bei den Deutschen wie bei den Exoten neben den
„apokrinen“ Drüsen zahlreiche „ekkrine“ Drüsen vorhanden.
Wenn bei dem A u stra lie r die „apokrinen“ Drüsen sogar noch in der Parotidengegend auftreten,
wo sie bei den anderen bisher untersuchten Menschen fehlen, bei den Affen aber Vorkommen,
dann darf man wohl annehmen, daß sie bei ihm auf der ganzen vorderen Rumpf Seite bis zum Kopfe
herauf vorhanden sind, wenngleich dies natürlich noch einer Feststellung bedarf.
Sollte sich diese Annahme bestätigen, so würden wir nach dem Grade der Ausbreitung der
„apokrinen“ Drüsen in abnehmender Reihe die folgende Stufenleiter erhalten: sonstige Säugetiere,
Affen, Australier, Chinese, Kamerunneger, deutsches Weib, deutscher Mann. Hieraus würde man
zunächst schließen können, daß das ausgedehntere Vorkommen der „apokrinen“ Drüsen auf eine
tiefere Stufe der Entwickelung hin deuten würde. Ferner deutet die Verschiedenheit zwischen dem
deutschen Manne und Weibe auf einen Geschlechtsunterschied hin, derart, daß das weibliche Geschlecht
durch eine stärkere Ausbildung der „apokrinen“ Drüsen sich gegenüber dem Manne auszeichnen
würde. In der Tat sprechen auch sonstige Angaben in der Literatur dafür, daß bei dem weiblichen
Geschlechte die a-Drüsen, vielleicht auch die e-Drüsen eine stärkere Entwickelung besitzen
und von dem Geschlechtsleben stark beeinflußt werden.
Sollte sich ein solches Verhalten auch bei den niederen Säugern nach weisen lassen, so würde auch
die Ausbildung der Milchdrüse besser zu verstehen sein.
Sollte der Australier wirklich a-Drüsen in weiter Ausdehnung besitzen, so würde man für ihn
eine tiefere Stellung annehmen müssen. Die etwas vermehrten a-Drüsen bei dem Chinesen und Kamerunneger
zwingen aber wohl noch nicht direkt dazu, diesen Rassen eine tiefere Stellung anzuweisen,
sondern könnten auch vielleicht nur der Ausdruck von besonderen Eigentümlichkeiten des
Körperbaues und des Stoffwechsels oder vielleicht auch des Geschlechtslebens sein. So schrieb ich bei
Abfassung dieser Arbeit. Nachdem ich aber inzwischen (1921) die elastischen Fasern in ihrer Anordnung
in der Parotidengegend bei verschiedenen Rassen untersucht habe, und auch hierbei eine tiefere Stellung
bei Chinesen und Kamerunnegem nachweisen konnte, bin ich der Ansicht, daß auch dieses Drüsenvorkommen
für eine tiefere Stellung spricht, und daß die beiden Arbeiten sich gegenseitig bestätigen.
Selbstverständlich würde auch der zwischen dem deutschen Weibe und Manne bestehende Unterschied
in der Drüsenausbildung außer seiner Bedeutung als Geschlechtsunterschied gleichzeitig ein
Zeichen sein für die Verschiedenheit des männlichen und weiblichen Körpers im ganzen. Ob dabei
der größere Reichtum an „apokrinen“ Drüsen beim Weibe gleichzeitig auch als ein Zeichen für eine
tiefere Entwickelungsstufe anzusehen wäre, muß vorläufig noch zweifelhaft bleiben. Ausgeschlossen
wäre dies ja nicht, da ja auch in mancher anderen Hinsicht das Weib zwischen Mann und Kind
steht. Selbstverständlich würden nun auch weitere Untersuchungen nötig sein, um festzustellen, wie
sich die a-Drüsen während der kindlichen Entwickelung verhalten, vielleicht läßt sich während dieser
noch eine allmähliche Abnahme der a-Drüsen bis zum erwachsenen Zustande hin feststellen, als Fortsetzung
jener Abnahme dieser Drüsen während der embryonalen Entwickelung bis zur Geburt. Hierbei
würden dann wieder beide Geschlechter zu berücksichtigen sein und es würde sicher auch sehr interessant
sein, festzustellen, von welchem Zeitpunkte an hierbei ein deutlicher Unterschied zwischen
den beiden Geschlechtern in die Erscheinung tritt. Es ist mir wahrscheinlich, daß ein solcher Unterschied
schon während der embryonalen Entwickelung nachzuweisen sein wird. Hierzu würden natürlich
ausgedehnte Untersuchungen nötig sein.
31. Die hier mitgeteilten Befunde fordern dazu auf, weitere entsprechende Untersuchungen auszuführen,
um festzustellen, wie weit die hervorgehobenen Verschiedenheiten in bezug auf die Verbreitung
der Hautdrüsen als Rassenmerkmale verwendet werden können. Sie ermuntern weiter dazu,
die Säugetiere daraufhin durchzusichten, wo sonst noch e-Drüsen in beträchtlicherer Anzahl auftreten,
um auf diese Weise vielleicht die Vorfahrenreihe der Primaten weiter zu ergründen. Zunächst
würden da die Halbaffen in Frage kommen, dann noch unbekannte, tiefer stehende Wesen. Wenn
man für eingehende derartige phylogenetische Untersuchungen, um sichere Ergebnisse zu erhalten,
auch weit mehr Organe berücksichtigen müßte, wo möglich alle, so scheint es mir doch, daß diese
Hautdrüsen zunächst als ein Leitfaden dienen könnten.
32. Ein wesentliches Kennzeichen des Primatenstammes ist das Zurücktreten der „apokrinen“
Drüsen und das mehr und mehr sich verstärkende Hervortreten der „ekkrinen“ Drüsen in der Haut'. Die
Primaten werden mehr und mehr zu e-Drüsen-Tieren gegenüber den sonstigen a-Drüsen-Tieren und
an der Spitze steht der Mensch.
33. Der Grund der Wichtigkeit dieser Hautdrüsen für die Tiere liegt in ihrer F u nktion. Aus
den in dieser Arbeit mitgeteilten Beobachtungen geht hervor, daß die Hautdrüsen mit dem ganzen
Auf baue der Tiere, mit ihrem Stoffwechsel usw. auf das Innigste Zusammenhängen. Sie sind wohl
ursprünglich, bei den ersten Säugetieren, zusammen mit den ersten Haaren, durch Vermittelung der
„primären Epithelkeime“ angelegt worden als „apokrine“ Drüsen und haben wohl sicher von Anfang
an als Exkretionsorgane gedient, daneben wohl gleichzeitig zur Einfettung der Haare und der Haut.
Diese letztere Funktion ist später zum Teile übergegangen auf die sich weiterhin ausbildenden „Haardrüsen“
(Talgdrüsen), welche dann in Gemeinschaft mit den „apokrinen“ Drüsen wirkten, aber für
die Fettbereitung spezifisch differenziert waren. Von jetzt an bewirkten die beiden Drüsenarten die
Einfettung von Haaren und Haut gemeinsam. Von einer „Wärmeregulierung“ war damals noch
nicht die Rede. Eine solche haben jene niedersten Säuger, welche in den heißen Urwäldern als kleine