was bei Echidna und Lacerta niemals der Fall ist, da d o rt der E in tritt in den Schädel bereite medial
zum Abducens erfolgt. V o i t deutet nun den Carotisverlauf bei den Monodelphiern, von Lepus
ausgehend, in folgender Weise: E r h ä lt das Foramen caroticum der Placentalier gar n icht für homolog
dem der Monotremen und Saurier und seine äußere Begrenzung, die Commissura alicochlearis, für
eine Neuerwerbung der höheren Säuger. Da durch dieses Foramen die Carotis nicht in das primäre
Schädelcavum, sondern zu einem längeren Verlauf in das Cavum epiptericum e intritt, so glaubt er,
dieses Stück der Gefäßbahn bei Lepus sei gar nicht homolog dem gleichliegenden bei Echidna. Es
müsse sich um eine ganz neue Bahn, etwa ein kollaterales Gefäß handeln, das bei niederen Tieren
sehr wenig ausgebildet wäre, und das nun als einziges zur vollen Entwicklung gelange, während das
ursprüngliche Hauptgefäß, das bei Monotremen und Sauriern gut ausgebildet sei, atrophiert. V o i t
s tü tz t diese Hypothese erstens durch seine Beobachtungen über den Verlauf der.Carotis im Cavum
epiptericum und zweitens durch die verschiedene Lage der Carotis zum Abducens. Gegen eine Verallgemeinerung
der nur bei Lepus festgestellten Befunde wendet sich nun G a u p p (1910, Seite 337)
und zwar aus folgenden Gründen: 1. h a t er bei Mus und Talpa, die er untersuchte, einen Verlauf der
Carotis durch das Cavum epiptericum n icht finden können. Sie durchbohrte sofort nach ihrem D urcht
r i t t durch das Foramen caroticum die Dura und begab sich zum Gehirn. 2. Es ist ein derartiges
kollaterales Gefäß, wie es V o i t s Theorie bei niederen Tieren voraussetzen muß, noch.bei keinem
einzigen gefunden worden. G a u p p spricht nun eine andere A nsicht aus, wie die L ateralverlagerung
der Carotis bei den Monodelphiern zustande gekommen sein soll. Er ist der Meinung, daß durch das
Gefäß eine „D u r c h s c h n e i d u n g “ des Knorpels stattgefunden habe, wie das in anderen Fällen
schon beobachtet worden ist. Die Carotis wurde durch die Vergrößerung des Gehirns zur Seite
gedrängt und wich dem Druck, indem
sie dabei den Knorpel durch-
schnitt. Is t dies der Fall gewesen,
so wäre das Foramen caroticum der
Placentalier homolog, dem der Apla-
centalier, nur durch diese Durchschneidung
in lateraler Richtung
verlagert. Der lateral begrenzende
Knorpelstreif wäre der zur Seite
gedrückte Rand der Trabekelplatte.
Wenn ich nun auf meine Befunde
bei Didelphys eingehe, so wird
zunächst einmal festzustellen sein,
ob es sich um einen primären Verlauf
der Carotis, wie ihn Echidna besitzt,
handelt oder um einen sekundären,
wie er bei Lepus vorhanden ist. Wie ich im ersten Teil der Arbeit beschrieb, tr i t t die Carotis
über die medial-ventrale Fläche der Schneckenkapsel nach oben bis in den von der Trabekelp
la tte und der Cochlea gebildeten Winkel, zieht hierauf in medial-oraler Richtung weiter über die
Ventralfläche der Ala temporalis und durchbohrt die Schädelbasis direkt neben der Hypophyse
medial vom A nsatz der Ala an der Trabekelplatte. (Siehe Figur 17.) Ich habe diese Stelle absichtlich
von meinem jüngsten Stadium abgebildet, da bei ihm alles, was in Betracht kommt, am besten zu
sehen ist. Das Schnittbild zeigt uns den D urchtritt der hier noch winzig kleinen Carotis interna
durch die Schädelbasis. Sehr deutlich ist hier der Abschluß des primären Schädelcavum gegen das
Cavum epiptericum zu sehen, als ein verdichteter Bindegewebsstrang, der l a t e r a l vom Foramen
carotis an der Basalplatte ansetzt und in bekannter Weise bis zum Unterrande der Commissura
orbitoparietalis hinaufzieht. Demnach ist wohl ein Zweifel daran ausgeschlossen, daß das Foramen
caroticum direkt in das primäre Cavum cranii führt. Diese Tatsache scheint für Marsupialier ganz
allgemein zu gelten, und sie dokumentiert sich am knöchernen Beutlerschädel genau so wie an dem
der Monotremen darin, daß der E in tritt der Carotis in den Schädelraum durch ein Foramen erfolgt,
welches das Basisphenoid durchbohrt, während es bei Monodelphiern zwischen Basisphenoid, Ali-
sphenoid und Petrosum liegt. Die einzige Ausnahme unter den Beuteltieren soll Acrobates pygmaeus
bilden, bei dem nach Untersuchimgen von W i n c z a die Carotis zwischen Alisphenoid und Petrosum
in den Schädel zieht. Nun gelangt C o r d s in der Arbeit über das Primordialcranium von Pera-
meles zu dem Schlüsse, daß dort die Carotis einen Verlauf habe, wie bei den höheren Säugern. Sie
führt als hauptsächlichstes
Argument an, daß die Carotis
„ d u r c h d a s F o r a m e n cmiti.
c a r o t i c u m in de r Wur z e l
d e r A l a t e m p o r a l i s i n
d e n S i n u s. c a v e r n o s u s
r e s p . d a s C a v u m e p i p t
e r i c u m eintritt. Daß das
Foramen caroticum n icht durch
die Wurzel der Ala temporalis,
sondern noch durch die Trabekelplatte
geht, habe ich oben
bereite ausgeführt. An älteren
Beuteljungen von Didelphys,
auch an meiner Modellserie, ist
die Konfiguration offenbar ganz dieselbe wie sie Cords von Perameles beschreibt. (Siehe Figur 18.)
Der Sinus cavernosus liegt, wie auch neuerdings S h i n d o ausgeführt ha t, allerdings im Cavum
epiptericum. Die venösen Gefäße aber, die die Carotis bei ihrem E in tritt in den Schädel umgeben, halte
ich n i c h t me h r f ür den e ig e n t l i c h e n Si nus c a v e r n o s u s . Ich führte im beschreibenden
Teil schon aus, daß den Hinterrand der Hypophyse der S i n u s i n t e r c a v e r n ö s u s p o s t e r
i o r umfaßt, der quer über die Trabekelplatte zieht und die beiderseitigen Sinus cavernosi verbindet.
Bei Reptilien ist in genau der gleichen Konfiguration sein Vorgänger, die Vena retrohypo-
physea, vorhanden, die quer über die Trabekel hinwegzieht und eine Verbindung herstellt zwischen
den Venae capitis mediales beider Seiten, also zum mindesten zum g r ö ß t e n T e i l e innerhalb
des Cavum cranii liegt. Da auf meinen Serien durch die fragliche Region bei Didelphys sich die
Vereinigung der beiderseitigen Venenstämme bereite wenige Schnitte nach dem Foramen caroticum
befindet, so bin ich mehr geneigt anzunehmen, daß es sich bei den erwähnten Venen in der Umgebung
des Carotisloches bereite um den Sinus intercavernösus posterior oder zum mindesten um seine Verbindung
mit dem Sinus cavernosus handelt, wo eine Entscheidung, ob sie im primären Schädelraum,
oder ob sie bereits im Cavum epiptericum gelegen sind, kaum zu treffen ist. Demnach möchte ich