während der weiteren Entwickelung doch wieder vollständig zugrunde gehen müssen, da man beim
Erwachsenen keine Spur mehr von ihnen findet. Haut aus der Parotidengegend von Kindern zu
untersuchen, habe ich bisher keine Gelegenheit gehabt. D ie se D rü sen a n la g en , die bei den
D eu ts ch en und ebenso , wie es s ch e in t, auch bei den Chinesen und Kamerunnegern,
während der sp ä te r en E n tw ick e lu n g zugrunde geh en , sind nun au g en s ch e in lich bei
den A u stra lie rn erh a lten geb lieb en . Vielleicht darf man hieraus den Schluß ziehen, daß der
A u stra lie r in d ie ser H in sich t auf einer tie fe r e n E n tw ick e lu n g ss tu fe steh en g eb lieb en
is t , als der Chin ese, Kamerunneger und D eu tsch e. Es wäre ja auch denkbar, daß andere
Ursachen gerade hier in der Parotidengegend bei dem Australier eine Weiterentwickelung der
a-Drüsen bedingt haben, ohne daß es sich um eine tiefere Stufe der Entwickelung handelt. Weitere
Untersuchungen der sonstigen Körperhaut dieses Australiers würden nötig sein, um diese
Frage zu beantworten, sehr wahrscheinlich ist mir aber eine solche besondere lokale Einwirkung-
vorläufig nicht.
Nun wissen wir durch die Arbeit von Carossini (1912—1913), daß an verschiedenen Stellen
des menschlichen Körpers embryonal a-Drüsenanlagen nachzuweisen sind, die später wieder völlig
zugrunde gehen. Ich selbst habe bisher noch nicht so verschiedene Hautteile von Embryonen darauf
hin untersuchen können, doch scheinen mir die Angaben von Carossini hinreichend sicher zu sein
und für die Parotidengegend habe ich ja hier soeben auch die nötigen Beispiele vorgeführt. Man
kann also wohl annehmen, daß in der T at an ve rsch ied en en T e ilen des menschlichen
Körpers sich a-Drüsen an leg en , die dann sp ä te r wieder zugrunde gehen. Ausgedehnte
Untersuchungen an Embryonen werden natürlich noch nötig sein, um festzustellen, wie weit diese
a-Drüsenanlagen über den Körper hin verbreitet sind, und welche Stellen von ihnen mehr oder weniger
frei bleiben. Z unä chst aber kann man wohl als sehr w ah r sch e in lich annehmen,
daß wir von tie r is ch en Vorfahren abstamm en , w e lch e über w e ite T e ile ihres Körpers
hin neben den e-Drüsen a-Drüsen besaßen; welche Teile auch bei diesen Vorfahren von a-Drüsen
wahrscheinlich frei waren, müßten erst die eingehenden embryonalen Untersuchungen ergeben.
Vorläufig kann man aber wohl annehmen, daß die von mir beschriebene Ausbreitung der a-Drüsen
auf Labium majus, Mons pubis, Bauch und Brust darauf zurückzu führen ist, daß hier bei unseren
Vorfahren, ob nur bei den tierischen oder auch noch bei den menschlichen, a-Drüsen vorhanden
waren. Bei der weiteren phylogenetischen Entwickelung des Menschen sind diese Drüsen mehr und
mehr verlören gegangen, so daß sie beim deutschen Manne an diesen Stellen jetzt fehlen. Wir werden
hiernach weiter als wahrscheinlich annehmen können, daß sowoh l der A u str a lie r , wie auch m e ist
der Chinese und d ie Kamerunneger, in d ie ser H in sich t w en ig s ten s, auf einer t i e feren
S tu fe der E n tw ick e lu n g steh en g eb lieb en sin d , als der d eu tsch e Mann. Hiernach
würde dann die Annahme nahe liegen, daß auch das deutsche Weib in dieser Hinsicht tiefer in der
Entwickelung stehen geblieben ist als der Mann. Dieser letztere Schluß dürfte aber zunächst nur
eine bedingte Berechtigung haben, denn es is t denkbar, daß sich noch andere mit dem
G e sch le ch tsu n te r s ch ied e in Verbindung stehende Ursachen auffinden lassen, welche eine Erhaltung
dieser a-Drüsen bei dem Weibe bedingt haben. Infolgedessen würde es von großer Wichtigkeit
sein, Weiber der übrigen Bassen auf diese Drüsenverhältnisse hin zu untersuchen und mit den
entsprechenden Männern zu vergleichen. Wenn so lch e U n te r su ch u n g en ergäben, daß die
Weiber s t e t s reich er an a-Drüsen sind als die Männer, würde man annehmen müssen,
daß in der T a t eine m it dem G e sch le ch tsu n te r s ch ied e zu sammenhän gen de Ursache
für die V e r sch ied en h e it in der a-D rüsenmenge in B e tra ch t kommt. Das würde dann
allerdings wieder eine sehr interessante Tatsache sein.
Es scheint in der Tat manches dafür zu sprechen, daß den Schweißdrüsen beim Weibe eine
größere Bedeutung zukommt, als beim Manne. Ich werde hierauf noch zu sprechen kommen bei der
Betrachtung über das „Achselhöhlenorgan“.
Nachdem diese Drüsenbefunde von mir gemacht worden sind, müßte man möglichst viele An-
gehörige der verschiedenen Bassen, Männer, Weiber, Kinder und Embryonen auf ihr Verhalten in
dieser Hinsicht untersuchen, um so den allgemeinen Typus jeder Basse nach dieser Biehtung hin
festzustellen. Dann würde sich erst herausstelleu, ob wir in diesen Unterschieden der Verbreitung
der a-Drüsen w irk lich e B assenme rkmale zu sehen haben. Ich halte dies für wahrscheinlich und
werde dementsprechend „Wahrscheinlichkeitsschlüsse“ aus meinen Beobachtungen in dieser Arbeit
ziehen. Auch wo ich das nicht besonders bemerke, bitte ich also meine Schlüsse als solche anzusehen.
Wie weit- sie begründet sind, geht ja aus den Mitteilungen über das Material hervor.
Wie ich oben schon mehrfach hervorgehoben habe, ist aber nicht nur die Menge der Drüsen
verschieden, sondern auch ihre Größe, wie das namentlich bei dem Chinesen hervortrat. Ich werde
hierauf bei der Besprechung der Achselhöhlendrüsen noch zurückkommen. Diese verschiedene Größe
deutet meiner Meinung nach nicht nur darauf hin, daß die Menge des Sekretes eine größere, ist,
sondern auch darauf, daß die Art des Sekretes eine andere ist, denn, es sind nicht einfach umfangreichere
Drüsen mit derselben Art des Sekretionssohlaüches, sondern der Sekretionsschlauch selbst
Ht größer geworden im Querschnitte, was für einen wesentlich anderen Bau der Drüse spricht. Es
folgt hieraus, daß auch die Q u a litä t der Drüsen bei den verschiedenen Bassen sicher verschieden
sein wird. Ich erinnere hier auch noch an das, was ich oben schon von den e-Drüsen gesagt habe,
die nicht nur bei den verschiedenen Bassen Unterschiede zeigten, sondern auch an den . verschiedenen
Hautstellen desselben Menschen, und zwar auch wieder Unterschiede, welche sieh auf die Zahl der
das Lumen auskleidenden Drüsenzellen bezogen.
Der Mensch besitzt nun an einer Stelle seines Körpers ein besonderes „Hautdrusenorgan“,
das denen, die man in so weiter Verbreitung bei Säugetieren findet, entspricht. Während bei sonstigen
Säugetieren vielfach mehrere derartige Hautdrüsenorgane an verschiedenen Stellen des Körpers und
in verschiedener Beschaffenheit Vorkommen, ist das „Achselh öhlenorgan“ beim Menschen bisher
als das einzige angesehen worden, ich würde allerdings nach meinen jetzigen Erfahrungen der Meinung
sein, daß man auch ein „Gehörgangsorgan“ und ein „Oircumanalorgan“ annehmen müßte.
Dieses Organ habe ich nun ebenfalls bei den beiden Exoten und bei Deutschen untersucht.
Koelliker (1889) sagt auf Seite 249 ganz kurz:
„In der Achselhöhle bilden die großen Drüsen eine zusammenhängende Schicht unter der Lederhaut, während oberhalb
derselben kleine Drüsen in wandelbarer Zahl sich finden.“
Daß die hier liegenden großen Achseldrüsen zu den a-Drüsen gehören, habe ich oben schon
mehrfach erwähnt. Auf Taf. II Fig. 14 habe ich eine Abbildung von einem Querschnitte der A ch se lh
öh len h au t von einem etwa 24 jäh rigen d eu tsch en Mädchen gegeben. Die Verhältnisse waren
auch bei den sonst untersuchten Männern und Weibern im wesentlichen dieselben, nur waren die
Menge der Drüsen und die Dichte ihrer Aneinanderlagerung etwas verschieden. Wie man aus dem
Bilde erkennt, ist die Beschreibung von Koelliker nicht ganz richtig, denn die „kleinen Drüsen“ hegen
nicht oberhalb e i n e r . zusammenhängenden Schicht von „großen“ Drüsen, sondern in derselben
Schicht, direkt mit ihnen vermischt. Genau dasselbe habe ich auch bei den Exoten gefunden. Man