Stadium der „reinen oder einfachen Sekretion“ vorhanden ist (Brouha für Milchdrüse) Ich habe die
„apokrinen“ Drüsen daher auch als „S to ffd rü sen “ bezeichnet (vergl. auch Nr. 4 und 10).-
16. Wie bei den Tieren, bei denen sehr zahlreiche und verschiedenartige „Hautdrüsenorgane“
Vorkommen, so kann man auch beim Menschen bestimmte solche unterscheiden, so das A c h s e lhöh
len o rg an“, das „Gehörgangsorgan“, das „Circumanalorgan und vor allem das „Milchorgan“,
die Milchdrüse, nach deren Benutzung ja die ganze Klasse der Säugetiere ihren Namen erhalten
hat. In den Hautdrüsenorganen können nun die verschiedenen Hautdrüsen in ganz verschiedener
Mischung mitwirken, so z. B. beim Menschen in der A ch se lh öh le hauptsächlich „apokrind?
und „ekkrine“ Drüsen und in geringem Maße auch „Haardrüsen“, so im äußeren Gehörgange
„apokrine“ Drüsen (Ohrenschmalzdrüsen) und „Haardrüsen“ (Talgdrüsen), so in der Carpaldrüse
des Schw e ine s der Hauptsache nach „ekkrine“ Drüsen, daneben auch „apokrine“ Drüsen, „Haardrüsen“
minimal, so in den Mammarorganen und Milchorganen „apokrine“ Drüsen (die eigentlichen
Milchdrüsen) und „Haardrüsen“. Es mag an diesen Beispielen genug sein. Durch diese Ver-
schiedenartigkeit der Drüsenmischung e rh öht sich die Menge der mö g lich en Sekrejif der
Drüsenorgane, ganz abgesehen davon, daß die einzelnen Drüsen-selbst, je nach dem lokalen Zwecke
verschieden differenziert sind und daher verschieden funktionieren können. In diesen Hautdrüsenorganen
scheinen nun die „apokrinen“ und „ekkrinen“ Drüsen meist diejenigen zu sein, welche die
eigentlich spezifischen Sekrete liefern, die Haardrüsen liefern im wesentlichen ein Fett, das dazu dient,
die Sekrete der spezifischen Drüsen aufzunehmen und haltbar zu machen. In ähnlicher Weise, wie
man wirksame Arzeneistoffe mit Fetten zu Salben verbindet, so werden hier die spezifisch wirksamen
Sekrete mit dem Fette der Haardrüsen zu wirksamen und dauerhaften Mischungen verbunden, In
ganz ähnlicher Weise wird sich auch das Sekret der „apokrinen“ Drüsen auf der sonstigen Haut mit
dem der Haardrüsen vermischen und Haar und Haut einfetten. Wie weit , sich eine Vermischung des
Sekretes der „ekkrinen“ Drüsen mit dem der Haardrüsen auf der Haut ermöglichen wird, entzieht
sich vorläufig der Beurteilung. Die „Haardrüsen“ dienen eventuell auch nach dem Ausfallen der
Haare dazu, die Haut einzufetten und dadurch widerstandsfähiger zu machen, wie auf der Warze
der Milchdrüse, wobei sie dann zu dem eigentlichen Sekrete keine irgendwie wesentliche Beziehung
haben.
Über die besondere Bedeutung des Duftes der Hautdrüsen werde ich weiter unten noch zu
sprechen haben. Das Sekret des Gehörgangsorganes, das Ohrenschmalz, wird einmal zur Einfettung
der dort liegenden Haut dienen, dann aber als ein spezifisches Sekret zum Schutze des Gehörganges
gegen Insekten und Parasiten. Wenn bei manchen Tieren trotzdem unter Umständen im Ohren-
schmalze Milben leben und gedeihen, so kann man diese Tiere als „Spezialisten“ auffassen, entsprechend
schmarotzenden Pflanzen im Pflanzenreiche (nach Gertz, 1915). Diese „Spezialisten“ würden dann
zugleich ein schönes Beispiel sein für die Vererbung erworbener Eigenschaften.
Auch die nicht in den Hautdrüsenorganen liegenden, sondern sonst in der Haut verbreiteten
Drüsen aller drei Arten, namentlich aber die a-Drüsen und e-Drüsen, können je nach dem Menschen
und je nach den Körperstellen verschieden sein. So können sie auf dem Querschnitte verschieden
viele Zellen besitzen. Man ist also in der Lage, durch direkte Zählung dieser einen Beweis für diese
Verschiedenheit zu liefern. Die Hau td rü sen sch ein en ganz a llg em e in zu den v e rä n d e r lic
h s te n Organen des Körpers zu gehören.
Auch die „Haardrüsen“ scheinen recht verschiedenartige Sekrete liefern zu können. Man kann
das aus den bei Tieren vorkommenden Fällen schließen, in denen sie allein größere Drüsenorgane bilden.
17. Im Prinzipe besitzen die „apokrinen“ und die „ekkrinen“ Haut-Drüsen einen in bezug auf das
Epithel zweischichtigen Bau, wobei im Bereiche des Drüsenkörpers die äußere Epithelschicht sich
in glatte Muskelzellen umzuwandeln pflegt, während sie im Bereiche des Ausführungsganges als eine
äußere Epithelschicht erhalten bleibt. Diese äußere Epithelschicht kann aber auch, sowohl am Drüsenkörper
wie am Ausführungsgange, mehr oder weniger verschwinden, so daß man unter Umständen
Drüsen finden kann, die in großen Teilen, so z. B. im ganzen Drüsenkörper, nur einen einschichtigen
Bau aufweisen, oder wenigstens nur hin und wieder noch eine Zelle der äußeren Schicht erkennen
lassen. Aus diesem Grunde ist die von Brinkmann vorgeschlagene Einteilung der Hautdrüsen in
„muskulöse“ und „nicht-muskulöse“ (Schweißdrüsen und Talgdrüsen) praktisch nicht durchführbar.
18. Die „apokrinen“ Haut-Drüsen unterscheiden sich von den „ekkrinen“, abgesehen von der Art
der Sekretion, im allgemeinen auch sonst:
a) Die „ekkrinen“ Drüsen sind s t e t s sch lau ch fö rm ig und bilden im erwachsenen Zustande
stets d e u tlich e Kn äu el, während die „apokrinen“ Drüsen in ihren einfachsten Formen nur einen
Acinus oder einen kurzen, weiten, geraden Schlauch auf weisen, häufig nur leicht geschlängelt verlaufen,
aber auch sehr umfangreiche Knäuel bilden können. Sie können also augenscheinlich in bezug
auf ihre äußere Form weit stärker variieren als die „ekkrinen“ Drüsen.
b) Der S ek r e tion ssch lau ch der „apokrinen“ Drüsen ist s te ts erh eb lich weiter als der
Exkretionsschlauch, der „Ausführungsgang“. Die Weite des Sekretionsschlauches kann aber außerdem
noch bei derselben Drüse in sehr hohem Grade wechseln, was von dem Sekretionsstadium und dem
Grade der Muskelkontraktion abhängt. Es ist mir sehr wahrscheinlich geworden, daß der Grad
der M usk e lk on trak tion hierbei wiederum abh äng t von dem S ek r e tion sstad ium und durch
dieses automatisch, vielleicht auf reflektorischem Wege, beeinflußt wird. Bei den „ekkrinen“ Drüsen
dagegen ist der S ek r e tio n s s ch la u ch nur wenig w e ite r als der Exkretionsschlauch und von
z iem lich g le ichm äß ig er W e ite in seinem ganzen Verlaufe, mit Ausnahme vielleicht des blind-
sackartigen Endstückes, das öfters etwas weiter erscheint.
Daher hat man auch den Sekretionsschlauch im Gegensätze zum Ausführungsgange als „Ampulle“
bezeichnet und zwar bei beiden Drüsenarten, obwohl der Name im wesentlichen nur für die
„apokrinen“ Drüsen einigermaßen paßt; man hat ja aber bisher überhaupt keinen schärferen Unterschied
zwischen den beiden Drüsenarten gemacht: es waren eben beide „Schweißdrüsen“.
c) Weiter unterscheiden sich die beiden Drüsenarten durch die Art ihrer Knäu elbildu ng:
die „apokrinen“ Drüsen haben meist verhältnismäßig lockere Knäuel, in denen dementsprechend verhältnismäßig
viel kemreiches Bindegewebe zwischen den Schlauchwindungen liegt, die „ekkrinen“
Drüsen dagegen zeigen gewöhnlich enggewundene Knäuel, in denen infolge dessen weit weniger Bindegewebe
enthalten ist, das aber auch kemreich zu sein pflegt. Da nach den vorliegenden Beobachtungen
an verschiedenen Organen das ernährende Gewebe in dem Verhältnisse einer Symbiose zu dem ernährten,
spezifischen Organgewebe sich zu befinden pflegt, so ist die Menge des Bindegewebes und
seine Beschaffenheit für die hier besprochenen Drüsen ebenfalls von Wichtigkeit.
d) Bei der von mir angewandten Färbung mit Hämatoxylin und Eosin nach Fixierung in Formol
zeigten die beiden Drüsenarten auch einen d eu tlich en U n te r sch ied in der Färbung der Zellen
des sekretorischen Schlauches: die „apokrinen“ Drüsen erschienen deutlich mehr rötlich, die „ekkrinen“
mehr bläulich.
e) Ein weiterer Unterschied ist der, daß in den „apokrinen“ Drüsen das Epithel nach dem Tode
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