
Tiere herumliefen, in einer mit Wasserdampf stark erfüllten Luft, auch kaum gebraucht. Eine W'ärme-
regulierung konnte erst eintreten, als die „ekkrinen“ Drüsen sich entwickelten, welche durch die Beschaffenheit
ihres Drüsenkörpers und wahrscheinlich auch durch den spezifischen Bau ihres Ausführungsganges
(„Endstück“ in der Epidermis) dazu befähigt waren, unter bestimmten Umständen ein sehr stark wasserhaltiges
Sekret in größerer Menge abzuscheiden. Man könnte daher bei diesen Drüsen auch unterscheiden
den „D rüsenschw e iß“ und den „E p id e rm isschw e iß “, d.h. die zwischen den Keimzellen
vorhandene Körperflüssigkeit, die bei starker Absonderung weit wässeriger werden kann als gewöhnlich,
sodaß die starke Schweißsekretion abhängig sein würde von den Drüsennerven und den Gefäßnerven
der Haut. Die e-Drüsen würden daher auch als „Drüsen für Schweiß und K ö rp e r flü s sig k e it“
zu bezeichnen sein, sie würden also die r ich tig en V e rd u n stu n g s- und Abkü hlun gsd rü sen
sein, die zu g le ich aber auch sta rk e n tg if te n d durch ihre e ig e n tlic h e D r ü s e n tä tig k e it
wirken. Jedenfalls würden sie als a u ß e r o rd en tlich w ich tig e Organe anzusehen sein. Daher
dann auch ihr Vorhandensein bei dem so hochstehenden Primatenbaue. Bei manchen Tieren, so bei den
Pferden, sind allerdings auch die „apokrinen“ Drüsen derartig gebaut und entwickelt, daß durch
sie eine Wärmeregulierung bis zu einem gewissen Grade zustande kommt, aber diese scheint doch
nicht den Grad von Vollkommenheit zu besitzen, wie die durch die „ekkrinen“ Drüsen bewirkte.
Da nun die Wärmeregulierung durch die Hautdrüsen ein für die Säugetiere sehr wesentlicher Vorgang
ist, so wurden die e-Drüsen für das ganze Dasein derjenigen Tiere, bei denen sie sich in größerer
Zahl anlegten, von größter Bedeutung. Die Tiere, bei denen das der Pall war, wurden körperlich weit
leistungsfähiger, weit widerstandsfähiger und weit geeigneter, sich in verschiedenen Klimaten und damit
in verschiedenen Gegenden der Erde auszubreiten. Tiere, welche diese Drüsen besaßen, waren es, die
sich zum Primatenstamme entwickelten. Innerhalb dieses Stammes waren dann wieder diejenigen
Tiere, welche sich zum Menschen entwickelten, die am stärksten mit e-Drüsen versehenen und besaßen
außerdem wohl die Fähigkeit, noch weitere solche Drüsen bei der allmählichen höheren Entwickelung
entstehen zu lassen. Daß die Menge dieser Drüsen während der weiteren Stammesentwickelung absolut
mehr und mehr zugenommen hat, ist sehr wahrscheinlich, daß sie relativ im Vergleiche zu den sich
dauernd zurückbildenden a-Drüsen zugenommen hat, geht noch jetzt aus der Ontogenese deutlich hervor,
da bei der des Menschen eine große Anzahl von angelegten a-Drüsen zugrunde geht, und zwar in einem
so späten embryonalen Stadium, daß man wohl annehmen darf, daß sie phylogenetisch erst seit verhältnismäßig
kurzer Zeit verloren gegangen sind. Man muß hiernach annehmen, daß die nach einer
bestimmten Bichtung hin allmählich immer vollkommener werdende Körperentwickelung des Menschen,
resp. seiner tierischen Vorfahren, die a-Drüsen mehr und mehr überflüssig machte und die
e-Drüsen verlangte. Die Gründe hierfür würden noch zu finden sein. Sie liegen sicher im ganzen
Baue und werden daher wahrscheinlich nicht so leicht zu entdecken sein. Durch die damit stetig
fortschreitende Wärmeregulierung, sowie durch weitere körperliche Anpassungen erlangte der Mensch
vor allen anderen Säugetieren die Fähigkeit, immer stärkere körperliche Leistungen auszuführen und
sich den verschiedensten Klimaten anzupassen. Besitzt doch der Mensch eine Natur, die weit leistungsfähiger
ist, als eine sogenannte „Pferdenatur“. Infolgedessen war der Mensch auch fähig, sich über
die ganze Erde auszubreiten. Als Folge hiervon trat eine weitgehende Bassenbildung ein. Daher
finden wir dann aber auch wieder bei den verschiedenen Bassen eine verschiedene Verteilung der
„apokrinen“ und der „ekkrinen“ Drüsen als Beste der verschiedenen Differenzierungsstufen. So werden
diese „Beste“ zu Merksteinen der Entwickelung.
Es gibt auch Tiere, welche eine solche Wärmeregulierung durch die Haut nicht besitzen und
doch eine große Leistungsfähigkeit und eine sehr weite Verbreitung auf der Erde erreicht haben, so
der Hund, bei dem die Wärmeregulierung nach den vorliegenden Mitteilungen durch die Lungen und
die Zunge geschieht. Bei dem Pferde sind die „apokrinen“ Drüsen der Haut so modifiziert, daß sie
auch der Wärmregulierung dienen können. Vielleicht wirkt auch die Lunge dabei noch mit. Es beweisen
solche Fälle, daß es bei der Entwickelung der Tiere mehrere Wege gegeben hat, um die nötige
Wärmeregulierung zu erreichen, und um den Tieren so die Möglichkeit zu geben, körperlich möglichst
leistungsfähig zu werden und in verschiedenen Gegenden der Erde leben zu können. Wahrscheinlich
wird man bei einer genaueren Durchsuchung der Säugetiere noch weitere Arten auffinden, als uns
jetzt bekannt sind; ist doch der tierische Körper außerordentlich umbildungsfähig und damit anpassungsfähig
und besitzt er doch sicher in hohem Grade die Fähigkeit, erworbene Eigenschaften zu
vererben, was ja allerdings merkwürdigerweise immer noch bestritten wird. Es scheint aber, daß
die durch die- „ekkrinen“ Drüsen der Haut bewirkte Wärmeregulierung doch die vollkommenste ist,
wird durch sie doch auch zugleich wohl die stärkste Entgiftung des Tieres erreicht.
34. Auch die „ekkrinen“ Drüsen sind, nach der Ontogenese des Menschen zu urteilen, sehr alte
Organe; ob sie jünger als die „apokrinen“ Drüsen sind, läßt sich nicht bestimmt sagen, ist aber wohl
wahrscheinlich. Ob die „apokrinen“ Drüsen und „ekkrinen“ Drüsen Organen der amphibienartigen
oder reptilienartigen Vorfahren der Säugetiere entsprechen, und welchen, oder ob sie sich bei den
ersten Säugetieren neu gebildet haben, läßt sich, wie ich schon erwähnt habe, noch nicht bestimmen.
35. Außer der E x k r e t io n s tä t ig k e it , .zur Entgiftung des Körpers, der Milcherzeugung,
zur Ernährung der Jungen, der S chw e iß b e r e itu n g , für die Wärmeregulierung, und der F e t t a u s s
ch e id u n g , zur Einfettung von Haaren und Haut, haben sowohl die „apokrinen“ Drüsen wie die
„ekkrinen“ noch ak z e sso r isch e oder N eb en fu n k tio n en , die aber sowohl für die Tiere wie für
den Menschen sehr wichtig sein können: so können sie S to ffe erzeugen, welche durch ihren Geruch
Parasiten abschrecken, oder auch vielleicht durch ihre spezifische Giftigkeit töten, so können sie
D u f t s to f f e bereiten, welche die Spur des Tieres kenntlich machen und dabei infolge der Abhängigkeit
der Drüsen vom Nervensystem und dem Stoffwechsel zugleich mehr oder weniger seinen Seelenzustand
andeuten, so können sie endlich F a rb s to ffe oder D u f t s to f f e bereiten, welche in s exu e lle r H in s
ich t als Unterscheidungsmerkmale und dadurch zugleich als Beize wirken und so auch geeignet
sind, den geschlechtlichen Erregungszustand eines Tieres auf ein anderes zu übertragen. Hierdurch
werden sie dann für die Zeugung und Fortpflanzung von der größten Bedeutung. Es ist mir sehr
wahrscheinlich, daß diese Duftstoffe nicht nur bewußt, sondern auch unbewußt einzuwirken vermögen,
vielleicht ist sogar diese letztere Einwirkungsweise die weit wichtigere. Durch eine solche
könnte vielleicht auch jenes eigenartige Zuneigungs- und Abneigungsgefühl sich erklären lassen, welches
wir so häufig bei der ersten Bekanntschaft mit einem uns fremden Menschen empfinden. Vielleicht wird
auch das, was wir „Liebe“ nennen, zum Teile wenigstens auf diese Weise erregt. Allerdings wird man
nach diesen Bichtungen hin beim Menschen dem Auge einen großen Einfluß einräumen müssen, ist der
Mensch doch aus einem „Geruchswesen“, wie es die meisten Tiere sind, zu einem „Augenwesen“, einem
„Sehwesen“ geworden. Solche Duftwirkungen können entweder von den „Drüsen einer größeren Hautfläche“
ausgehen oder von besonderen, verschieden gestalteten, häufig in Anschwellungen, Buchten oder
Höhlungen liegenden „Hautdrüsenorganen“, an welchen alle drei Hautdrüsen arten beteiligt sein können.
Wie ich oben schon bemerkt habe, sind es dann gewöhnlich die „apokrinen“ Drüsen oder die „ekkrinen“
Drüsen, welche das spezifische Sekret liefern. Ein Beispiel für den ersten Fall beim Menschen würden
die „apokrinen“ Drüsen der „Begio sexualis“ sein, für den zweiten Fall würden beim Menschen drei