
ganges noch deutlicher erkennen, als es bei den gewöhnlichen a-Drüsen möglich ist, so die Fortdauer
der Sekretion der niedriger werdenden Drüsenzellen nach der Abstoßung des Auswuchses. Wenn Brouha
dieses zweite Stadium der Sekretion speziell als das „merokrine Stadium“ bezeichnet, im Gegensätze
zu dem „nekrobiotischen Stadium“, so ist das nicht richtig, da „merokrin“ und „nekrobiotisch“ keine
Gegensätze sind, sondern nur „merokrin“ und „holokrin“. Das „nekrobiotische Stadium“ der Milchdrüse,
und ebenso der a-Drüsen im allgemeinen, würde also gerade so „merokrin“ sein, wie das zweite
Stadium, die Milchdrüse ist eben, gerade so wie alle a-Drüsen, eine „merokrine Drüse“ ihrem ganzen
Sekretionstypus nach.
Zu erwähnen ist endlich noch, daß Hoche (1910) darauf hin weist, daß sich in chronisch entzündeten
Brustdrüsen vereinzelte Bildungen vorfinden, die den cystischen Adenomen von Schweißdrüsen
gleichen. Für die Homologie der Milchdrüse mit den Schweiß-, Speichel- und Tränendrüsen
spricht nach ihm auch die große Übereinstimmung von gewissen epithelialen Tumoren bei allen diesen
Drüsenarten. Auf diese Übereinstimmung bei allen mit einer mehr oder weniger ausgebildeten epithelialen
Muskulatur versehenen Drüsen ektodermaler Herkunft: Milchdrüsen, Schweißdrüsen und
MoU&chen Drüsen weist auch Letulle (1910) hin.
Nach den eben mitgeteilten Ergebnissen der Untersuchungen von Brouha an der Milchdrüse
ist es wohl wahrscheinlich, daß auch bei den sonstigen a-Drüsen nach dem Abstoßen der Auswüchse
noch eine weitere reine Sekretion eintreten wird, die hier nur schwerer zu beobachten ist als bei der
Milchdrüse. In d ie ser H in sich t würden die Angaben, we lch e ich oben über die S ek r e tion
der a-Drüsen g em a ch t hab e, zu e rweitern sein.
Anschließend an das eben Besprochene möchte ich jetzt noch einmal kurz eingehen auf die
B e z e ich n u n g der verschiedenen Hautdrüsen. Ich habe schon vorgeschlagen, die „holokrinen“ Drüsen
(die Talgdrüsen oder Haarbalgdrüsen) als „Haardrüsen“ zu bezeichnen. Die Gründe dafür habe
ich oben angeführt. Was nun die beiden „merokrinen“ Drüsenarten anlangt, so habe ich sie bisher
als die „apokrinen“ Drüsen, kurz als „a-Drüsen“, bezeichnet und als die „ekkrinen“ Drüsen, kurz
als „e-Drüsen“. Diese Namen genügen ja sicher für wissenschafthche Beschreibungen, aber sie sind
vielleicht nicht praktisch für den gewöhnlichen Gebrauch des Mediziners, und so möchte ich auch für
diese beiden Drüsenarten noch neue Benennungen vorschlagen. Anknüpfend nun an die Beobachtungen
von Brouha in der Milchdrüse könnte man solche Benennungen wieder beziehen auf die Art
der D rü sen sek r etion . Die a-Drüsen würden D rü sen mit einer „ g em isch ten “ Sek r e tion
sein (nekrobiotisches Stadium und einfach sekretorisches Stadium), die e-Drüsen würden Drüsen
m it einer „ einfachen S ek r e tio n “ sein, demgemäß könnte man dann die „apokrinen“ Drüsen
als „g em isch te Sch lau ch d rü sen “ bezeichnen und die „ekkrinen Drüsen“ als „e in fa ch e
S ch lau ch d rü sen “. Ich habe in diese Bezeichnung das Wort „Schlauchdrüsen“ aufgenommen, um
den a- und e-Drüsen eine gemeinsame Bezeichunng zu geben gegenüber den „Haardrüsen“ . Die
Namen „gemischte Hautdrüsen“ und „einfache Hautdrüsen“ schienen mir zu wenig bezeichnend zu
sein. Die Aufnahme des Wortes „Schlauchdrüsen“ würde ja prinzipiell unrichtig sein, da die Form,
wie wir oben schon gesehen haben, weder für die Talgdrüsen noch für die Schweißdrüsen a llgemein
charakteristisch ist. Immerhin könnte man für den gewöhnlichen Gebrauch diese Formbezeichnung
doch benutzen, da die „merokrinen Drüsen“ der Haut in der weit überwiegenden Mehrheit in der
Tat schlauchförmig sind. Richtiger würde es sodann ja sicher sein, zu sprechen von „schlauchförmigen
Hautdrüsen mit gemischter Sekretion“ und von „schlauchförmigen Hautdrüsen mit einfacher Sekretion“,
aber diese Namen würden zu umständlich sein für den gewöhnlichen Gebrauch.
Zu den „gemisch ten Sch lau ch d rü sen “ würden von menschlichen Drüsen gehören die „großen
Schweißdrüsen“ : die großen Drüsen der Achselhöhle, des Warzenhofes, des Mons veneris, der Baucheventuell
auch Brusthaut, der Leistenbeuge, die MoZZschen Drüsen, die Ohrenschmalzdrüsen, Drüsen
in den Labia majora, im Damme, die Circumanaldrüsen. Außerdem würden hierher gehören die bei-
weitem meisten Schweißdrüsen der Säugetiere. Sie würden eine „Auswuchs-Sekretion“ besitzen.
Zu den „einfachen S ch lau ch drüsen“ würden gehören alle „kleinen Schweißdrüsen“ des
Menschen, die ja bekanntlich fast über den ganzen Körper hin verbreitet sind. Bei sonstigen Säugetieren
die frei mündenden Drüsen, die ich bisher schon als e-Drüsen bezeichnet habe, also z. B. die
Sohlendrüsen der Katzen und Hunde, die eigentümlichen großen Drüsen in dem Carpaldrüsenorgane
des Schweines, die Drüsen in der Rüsselscheibe des Schweines, und außerdem entsprechende andere,
die sich hier nicht alle aufführen lassen.
Die hier von mir vorgeschlagenen Bezeichnungen würden dann auch nicht mehr nur für den
Menschen, sondern für die ganze Säugetierreihe gelten, was mir ein wesentlicher Fortschritt zu sein
scheint. Endlich vermeiden diese Bezeichnungen die Angabe des Sekretes, die durchaus unpraktisch
ist, sie würden das Wort „Schweißdrüsen“ in besserer Weise ersetzen. Wie weit diese Bezeichnungen
bei den Herren Kollegen Anklang und Aufnahme finden werden, kann ich natürlich nicht wissen,
ich erlaube mir nur, sie vorzuschlagen, und zwar auch nur als eine Art von Notbehelf. An sich würde
ich es für richtiger halten, wenn sich die Herren für die Beibehaltung der wissenschafthchen Bezeichnungen:
„apokrine“ und „ekkrine“ Drüsen oder „a-Drüsen und „e-Drüsen“ entscheiden würden, was
jedenfalls nicht nur das einfachste und kürzeste, sondern auch das richtigste wäre. Lernt der junge
Mediziner von vornherein diese letzteren Namen, so werden sie ihm später ebenso geläufig sein wie
die deutschen Namen und sie haben den Vorzug, daß sie den wissenschaftlich charakteristischen
Unterschied zwischen den beiden Drüsenarten am besten hervorheben.
Aus den vergleichend-anatomischen und entwickelungsgeschichtlichen Arbeiten über die Milchdrüse
geht weiter hervor, daß üb era ll da, wo sich Milchdrüsen b ild en , auch Haare v o r handen
sind. Da die Milchdrüsen als a-Drüsen anzusehen sind, so war dieses Verhalten auch zu
erwarten, da die a-Drüsen sich ja von den Haarbälgen ableiten, resp., allgemeiner gefaßt, mit den
Haaren gemeinsam aus dem primären Epithelkeime sich differenzieren. Sehr interessant ist in bezug
auf das Verhalten der Haare die folgende Bemerkung von Gegenbaur (1886): Er hatte von Ornitho-
rhynchus ein Männchen untersucht, von EchidnaWeibchen, und zwar solche, deren Mammardrüsen
nicht in Tätigkeit waren, es war somit bei diesen wohl der ursprünglichere Zustand vorhanden im
Gegensätze zu einem anderen Weibchen, dessen Dürsen sich in Tätigkeit befanden, und das seinerzeit
von Owen untersucht worden war. Nun hat, nach den Angaben von Gegenbaur, Owen bei seinen
Untersuchungen die Mammardrüsen frei mündend gefunden, ohne Haare, während Gegenbaur sie in
Haarbälge mündend fand, wie ich das oben angegeben habe. Gegenbaur bemerkt dazu, daß es ihm,
angesichts der von ihm gefundenen Tatsache sehr wahrscheinlich sei, daß bei diesem Tiere eine Veränderung
vor sich gegangen sei, die wohl auf die Tätigkeit der Drüsen sich gründete. Bei den von
ihm untersuchten Tieren sei gewiß der ursprünglichere Zustand vorhanden gewesen, der in der Verbindung
der Mammardrüsen mit den Mündungen der Haarbälge bestehe. V ie lle ich t komme hierbei
ein A u sfa llen der bezü g lich en Haare in B etra ch t. (S. 32.)
Diese an sich sehr interessante und wichtige Bemerkung von Gegenbaur hatte für mich noch
besonderes Interesse, da mir ein Fall bekannt ist, in welchem bei einer jungen Frau Haare
des Warzenhofes gegen das Ende der S chw an g e r sch a ft hin au sg e fa llen waren, die