herigen Kenntnissen über das Verhalten der „Schweißdrüsen“. Erst, als ich selbst die Angaben der
verschiedenen Autoren an den entsprechenden Präparaten, so weit mir das wenigstens möglich war,
nachprüfte, kam eine erlösende Klarheit in die Sache hinein.
Nun gibt de Meijere an, daß an dem Rücken eines menschlichen Embryo die Schweißdrüsen
wohl einzeln für sich mündeten, sich aber doch in ihrer Stellung deutlich an die Haargruppen gebunden
zeigten, und an der Schädelhaut war genau dasselbe der Fall. Er ist danach der Meinung,
daß auch solche freimündenden Drüsen beim Menschen ursprünglich einmal Beziehungen zu den
Haaren gehabt haben. Dieser Schluß ist nicht richtig. Wenn die freimündenden e-Drüsen beim
Menschen zwischen den Haaren oder den Haargruppen ausmünden, so müssen sie natürlich topographisch
irgendwie so angeordnet sein, daß ihre Mündungen zwischen den Haaren oder Haargruppen
zum Vorschein kommen. In der Parotidengegend des Menschen sieht man z. B. deutlich, daß die
Ausführungsgänge der e-Drüsen stets ungefähr in der Mitte zwischen zwei Haargruppen in die Höhe
ziehen und ausmünden; auf Flächenschnitten läßt sich dieses Verhalten sehr deutlich erkennen.
Es b e s te h t hier also ein sch ein ba r b e stim m te s V e rh ä ltn is zw isch en den S chw e iß drüsen
und den Haargruppen, das aber doch nur auf eine z u fä llig e top o g rap h isch e
A nordnung der beiden Gebilde zu rückzufü hren ist. Nun ist es ja zweifellos sehr auffallend,
daß bei vielen Tieren, welche sonst nur a-Drüsen besitzen, gerade an den u n b eh a a r ten Sohlen
e-Drüsen auf tr e te n , am bekanntesten sind ja die Sohlen der Katzen und Hunde, der physiologischen
Versuchstiere. Da hat man dann angenommen, daß auch die Sohlen ursprünglich behaart
gewesen sind und daß von dieser Zeit her noch die Drüsenanlagen hier übrig geblieben sind, nachdem
die Haare zugrunde gegangen sind. Nun sind aber die Drüsen, wenigstens die, welche man bei Katze
und Hund auf der Sohle findet, e-Drüsen, die mit Haaren nichts zu tun haben. Für die se Tiere
is t a lso die Annahme von früher v o rhand en en Haaren n ic h t nur n ich t n ö t ig , so n dern
das V o rhandense in der e-Drüsen sp r ich t sogar sehr d eu tlich dafür, daß hier
n iem a ls Haare vorhand en gewesen sind, denn sonst würden neben den e-Drüsen sich sehr
wahrscheinlich noch Reste von a-Drüsen erhalten haben. Die e-Drüsen liegen an diesen Stellen aber
auch so dicht, daß für Haar- und a-Drüsenanlagen gar kein Raum vorhanden sein würde. Es geht
daraus hervor, daß auf diesen u r sprüng lich haarlosen H a u t s t e llen e-Drüsen g eb ild e t
wurden, da Drüsen n ö tig waren, und da a-Drüsen in fo lg e des Mangels an Haaren
hier n ic h t en tsteh en kon nten. Nun hat Brinkmann (1911 b) sich dahin ausgesprochen, daß
seiner Meinung nach sämtliche Schweißdrüsen zu Haaren in Beziehung stehen, und hat zur Erklärung
der eigenartigen Verhältnisse an den Sohlenballen angeführt, daß er bei einer Beutelratte (Chiro-
nectes variegatus) die Pinkussehen Haarscheiben in ungeahnter Größe und Entwickelung gefunden
habe, und daß diese hier genau in denselben topographischen Beziehungen zu den Schweißdrüsen
ständen, wie in den Haarbezirken: zu jeder Haarscheibe gehört eine Schweißdrüse, nie mehr, nie
weniger. Nach Brinkmann ist dieser Fund ein überaus starkes Indicium dafür, daß die Schweißdrüsen,
wenn nicht ontogenetisch, so doch auf jeden Fall phylogenetisch auch hier an Haarbezirke
geknüpft waren. Ob die Haare an diesen Stellen überhaupt jemals zur Entwickelung oberhalb der
Epidermis kamen, ist nach ihm zweifelhaft, sie sind wohl auf jeden Fall gleich von Anfang an durch
sofortige Abnutzung während des Gehens auf der Erde und die dadurch entstandene starke Verdickung
der Epidermis in ihrer Entwickelung unterdrückt worden, und sind mehr oder weniger rudimentär
geworden, so daß sie jetzt nicht mehr als selbständige Gebilde auftreten. Diese Beobachtung
von Brinkmann ist ja an sich äußerst interessant; zunächst würde aber festzustellen sein, um was
für Drüsen es sich in diesem Falle handelt. Sind es a-Drüsen, so würde die Deutung von Brinkmann
leicht verständlich sein, sind es e-Drüsen, so würde die Beobachtung noch an Wichtigkeit gewinnen,
denn, dann würde aus ihr hervorgehen, daß nicht nur die Haare mit ihren Anhangsgebilden, sondern
auch andere Hautbildungen, die mit den Haaren gar nichts zu tun haben, zu den Pinkus&chen Haarbezirken
in Beziehung stehen können. Eine Nachuntersuchung war mir in diesem Falle nicht möglich
und auch die Arbeit von Brinkmann war mir nicht zugänglich. Ich kenne ihren Inhalt nur aus dem
Jahresberichte von Schwalbe und aus den von Brinkmann in seinen anderen Arbeiten gemachten
Angaben. Ich würde sonst vielleicht aus den der Arbeit beigegebenen Abbildungen haben ersehen
können, um welche Drüsenart es sich handelt. Römer (1898) bespricht diese Frage, indem er sagt,
daß an den Sohlenballen verschiedener Tiere, z. B. der Ratten und Mäuse, mächtige tubulöse Drüsen
liegen, die meistens für Schweißdrüsen angesprochen werden. Bei sonst schweißdrüsenlosen Tieren
pflegen sie an diesen Stellen vielfach noch vorhanden zu sein. Sie haben nun an manchen Stellen
eine äußerst regelmäßige Anordnung, wie sie sonst nur den Mittelhaaren zukommt. Das hat Römer
auf den Gedanken gebracht, daß hier ursprünglich Haare gestanden haben, die später zu diesen
Drüsen geworden sind. Das Vorkommen von Haaren an solchen Stellen hat nach Römer nichts
Befremdendes, nachdem wir gesehen haben, daß bei Omithorhynchus an den Sohlen der hinteren
Extremitäten die Mittelhaare samt ihren tubulösen Drüsen noch gut entwickelt sind. In diesein
letzteren Falle werden das voraussichtlich a-Drüsen sein; ich selbst hatte kein Material, um dies
nachzuuntersuchen.
Nun liegen weiter Angaben vor, nach denen auch bei menschlichen Embryonen an Stellen,
an denen sonst keine a-Drüsen Vorkommen, hin und wieder B ez iehu ng en der Drüsen, also
in diesem F a lle der e -D rü sen , zu den Haarbälgen b e o b a ch te t worden sind: E in mündungen
der D rüsen in die Haarbälge. Da ich durch meine Untersuchungen sicher wußte,
daß die e-Drüsen mit den Haaren absolut nichts zu tun haben, so erschien mir diese Angabe sehr
auffallend und erregte den Zweifel, ob nicht doch eine noch nicht von mir gesehene Beziehung der
e-Drüsen zu den Haarbälgen bestehen könnte. Ich suchte daher dauernd nach solchen Beziehungsbildern.
Das einzige, das ich hier gefunden habe, habe ich auf Tafel VTII Fig. 72 dargestellt. Man sieht
hier auf einem Querschnitte aus der Parotidengegend eines männlichen Neugeborenen, daß der Ausführungsgang
einer e-Drüse so unmittelbar neben einem Haarbalge zufällig ausmündet, daß es wohl1
denkbar ist, daß solche oder ähnliche Bilder es gewesen sind, welche die Angaben in der Literatur
bewirkt haben. Daß die e-Drüse aber auch in diesem Falle mit dem Haarbalge nichts zu tun hat,
sondern ganz selbständig neben ihm ausmündet* erkennt man deutlich an dem durch die Epidermis
hindurchtretenden Ausführungsgange. Auf solche Bilder paßt dann in der Tat der Ausspruch von
Maurer, daß, wenn Haare und Schweißdrüsen zusammen in der Haut Vorkommen, sich auch zufällige
Beziehungen zwischen ihnen ausbilden können. Nach dem,was ich b ish e r g esehen habe,
b e steh en a lso in der Tat zw ischen e-Drüsen und Haarbälgen gar k e in e Beziehungen.
In bezug auf d ie se B ez ieh u n g en der e-Drüsen zu den Haaren, d. h. e ig en tlich in
bezug auf das F eh len einer B ez ieh u n g zw ischen diesen beiden Gebilden, lie fe r t das
Schwein recht interessante Bilder. Auf Taf. VIII Fig. 77 habe ich ein Bild aus der Carpaldrüse
unseres H au sschw e in es gegeben. Nach Kränzle (191-1) kennzeichnen sich die Carpaldrüsen
„äußerlich durch Hauteinstülpungen an der medialen Seite des Carpalgelenkes und des Matacarpus. Es sind meist 4—5
(2—10) mit Sekret verstopfte Öffnungen, welche eine Weite von 1—2 mm und eine Tiefe von 5—10 mm aufweisen. Präpariert
man die Haut dieser Region vorsichtig ab, so findet man an der Unterseite des Coriums-eine scharf begrenzte