Ebenfalls auf Seite 383 sagt Virchow weiter, daß die Ausmündung nicht immer an der Vorderseite
eines Cilienbalges läge. Auf einer Horizontalschnittserie, welche 16 Schweißdrüsen enthielt,
fand Virchow die Mündung zwölf mal an der Vorderseite eines Cilienbalges, zweimal seitlich, einmal
seitlich-vom und einmal hinten. Im letzteren Falle waren aber zwei Drüsen an einem Balge vorhanden,
von denen die zweite vorn lag. Virchow hat aber an seinem Materiale noch in vielen anderen
Fällen Drüsen an der Rückseite und in zwei Fällen seitlich in Cilienbälge mündend getroffen.
„Die hintere Einmündung wird besonders an solchen Drüsen gesehen, welche auch mit ihrem Körper eine Lage
hinter der hintersten Cilienreihe haben. In einem derjenigen Fälle, in welchem die Mündung hinten lag, fand eine Umschlingung
des Cilienbalges durch das untere Ende des Drüsenganges statt, so wie es auf dem Übersichtsbilde des Lides
in der ersten Auflage dargestellt ist.“ (S. 383 und. 384.)
Ich habe oben mich dahin ausgesprochen, daß die Einmündung der a-Drüse in den Haarbalg
stets auf der „hinteren“ Seite dieses erfolgt, auf welcher Seite auch der a-Drüsenkörper zu liegen
pflegt und ebenso die Haardrüse (Talgdrüse). Die Bezeichnung „hintere“ Seite ist in diesem Falle
die von Pinkits eingeführte. Wenn Virchow, wie ich oben angeführt habe, sich dahin ausspricht,
daß die Ausmündung der AfoWschen Drüsen unter 16 Fällen zwölf mal an der „Vorderseite“ eines
Cilienbalges stattfand, so meint er mit dieser „Vorderseite“ die Seite des Haarbalges, die nach der
Haut zu gewendet ist, das ist aber in dem Sinne von Pinkus die „hintere“ Seite. Die Angabe von
Virchow stimmt also durchaus überein mit dem, was ich oben von den a-Drüsen angeführt habe.
Wenn diese Ausmündung außerdem noch zweimal seitlich, einmal seitlich-vorn und einmal hinten
vorkam, so sind das eben Verlagerungen der Einmündungsstelle, die sicher ihren Grund in örtlichen
Verhältnissen gehabt haben. Interessant ist in dieser Beziehung die obige Angabe von Virchow,
daß die hintere Einmündung besonders an solchen Drüsen gesehen wird, welche auch mit ihrem
Körper eine Lage hinter der hintersten Cilienreihe haben. Auch diese Angabe spricht für eine Verlagerung
der Drüse infolge von lokalen Verhältnissen. So hegen ja bekanntlich die Cilien sehr nahe
aneinander und dies könnte schon ein Grund dafür sein, daß die zu der hintersten Cilienreihe gehörigen
Drüsen nach der Conjunctivalseite hin ausgewichen sind.
Merkel sagt in dem ersten Bande seines Handbuches der topographischen Anatomie (1885
bis 1890) auf Seite 195 das Folgende:
„Zwischen die Cilien gemischt und häufig in nächste Beziehung zu ihnen tretend, finden sich die Mollschen Drüsen,
modifizierte Knäueldrüsen mit weitem Lumen. Dieselben münden sehr oft in Haarbälge, im übrigen wie andere Knäueldrüsen
frei auf die Oberfläche. Ihr blindes Ende reicht so tief in das Innere des Lides hinein, daß es im oberen Lid das
Niveau der Cilienwurzeln erreicht, selbst noch überragt. Im unteren Lid sind die Drüsen noch größer; sie ragen fast doppelt
so weit in die Tiefe, wie die Haarwurzeln, und bedingen durch ihr Andrängen hier die schon erwähnte Verdünnung des
Tarsus in seinem Endteil. Ihre Zahl ist sehr groß. Sattler gibt an, daß in der Regel zwischen je zwei Cilien wenigstens
eine schlauchförmige Drüse gelegen ist.“
Trotzdem nun Merkel selbst angibt, daß die Moll sehen Drüsen zwischen die Cilien gemischt
sind, zeichnet er auf seiner Abbildung gerade einen verhältnismäßig seltenen Fall, der auch für
die JfoWschen Drüsen keineswegs charakteristisch ist, die Drüse liegt auf dieser Zeichnung nämlich
auf der Conjunctivalseite des hintersten Cilienbalges, zwischen ihm und dem Muskel. Zwischen den
Cilien sieht man nichts von einer Drüse.
Nach Virchow erhält dann weiter (S. 384) nicht jeder Cilienbalg eine Schweißdrüse. Eine untersuchte
Serie enthielt 26 Cilienbälge und von diesen waren nur 14 mit Schweißdrüsen ausgestattet,
zwei mit je zwei solchen. Es waren also nahezu ebenso viele Bälge ohne Drüsen vorhanden wie solche
mit Drüsen, und es sind keineswegs nur kleine Bälge, welche der Drüsen entbehren. Es kommen
ferner auch zwei -Morsche Drüsen an einem Cilienbälge vor. Virchow fand dies in einer Querschnittserie,
welche 16 Drüsen enthielt, zweimal. In dem einen Falle mündeten beide Drüsen auf dem
gleichen Punkte der Vorderseite des Balges, in dem andem Falle mündete die eine vom, die andere
hinten, jedoch beide fast genau in gleicher Höhe. Auch an anderen Präparaten fand Virchow, daß
zwei Drüsen in einem Balge ausmündeten, einmal so, daß die eine Mündung dicht über der andem
an der vorderen Wand des Balges lag. In einem Falle fand er sogar drei Schweißdrüsen an einem
Cilienbälge. Nach dieser letzten Angabe ist es ja immerhin möglich, daß die oben erwähnte von
Koelliker seinerzeit aegebene Abbildung (Mikroskopische Anatomie Bd. 2, Hälfte 1, Fig. 38) in der
Tat einen solchen Fall zeigt, wenngleich es immerhin sehr seltsam ist, daß an jener ausgerissenen
Oilie sich gerade etwas derartiges vorfand. •
Ich habe diese Angaben von Virchow hier ausführlicher wiedergegeben, da sie wohl die eingehendsten
sind, welche wir über einige bestimmte Verhältnisse von a-Drüsen besitzen, wenigstens,
wenn man von den Milchdrüsen absieht, auf die ich weiter unten noch kurz einzugehen haben werde.
Sie haben demgemäß nicht nur Wert für die JfoMschen Drüsen, sondern für die a-Drüsen im allgemeinen.
Übrigens liegen in der Literatur auch sonst Angaben vor, daß bei Tieren zwei auch drei
a-Drüsen zu einem Haarbalge gehören, so auch von Brinkmann. Die JfoWschen Drüsen würden sich
also auch in dieser Hinsicht in das von den a-Drüsen allgemein Bekannte einfügen.
Auch in bezug auf ihr Sekret dürften die JHoWschen Drüsen wohl den übrigen a-Drüsen ähnlich
sein. Wir werden weiter unten sehen, daß dieses bei den a-Drüsen in mehr oder weniger hohem
Grade fetthaltig zu sein pflegt. Nun wissen wir durch die Untersuchungen von v. Eggeling (1904) und
. von anderen, daß bei manchen Tieren die Meibomschen Drüsen fehlen und nur die JfoZZschen Drüsen
vorhanden sind, und weiter, daß bei schwacher Ausbildung der Meibomschen Drüsen beim Menschen
die iWoMschen Drüsen besonders stark entwickelt sind. Da ist es dann wohl sehr wahrscheinlich,
daß sie auch das Sekret der Meibomschen Drüsen, wenigstens bis zu einem gewissen Grade, zu ersetzen
befähigt sind; dieses ist aber ein stark fetthaltiges.
Im folgenden möchte ich noch einige Abbildungen besprechen, die ich als B e isp ie le für das
a llg em e in e m o rph ologische V e rh a lten der a-Drüsen und e-Drüsen ausgesucht habe. Dieselben
sind alle bei der gleichen 106fachen Vergrößerung gezeichnet; es handelt sich um die Figuren
37—44. Auf Fig. 38 ist eine Stelle aus einem Querschnitte der A ch se lh öh len h au t eines d eu tsch en
Weibes dargestellt, an der ein Stück einer a-Drüse und ein solches einer e-Drüse dicht nebeneinander
lagen und so einen bequemen Vergleich gestatteten. Man erkennt leicht, daß die nach unten liegende
a-Drüse, von der hier einige Durchschnitte durch die Windungen des sekretorischen Kanales abgebildet
sind, einen weit dickeren Schlauch mit einem weit größeren Lumen besitzt als die darüber
liegende e-Drüse, und man sieht weiter, daß die Windungen des Drüsenschlauches bei der letzteren
weit näher aneinander liegen als bei der a-Drüse, daß der Knäuel also ein weit enger gewundener
oder dichterer ist. Die a-Drüse besitzt also zwischen den Windungen ihres Drüsenschlauches eine
w e it größere Menge von B in d e g ew eb e als die e-Drüse, und das ist physiologisch sicher nicht
ohne Bedeutung, denn, wie mich meine bisherigen anderweitigen Untersuchungen immer wieder gelehrt
haben, s te h t das Bindeg ew eb e e in e s Organes sowohl sein er Menge wie sein er B e s
ch a ffe n h e it nach s te ts in inn iger B ez ieh u n g zu den das Organ e ig e n tlic h zu sam m
ense tz en den T e ilen , es fin d e t eine S ym b io se zwischen be iden s ta tt. Außerdem erkennt
man auf der Abbildung weiter, daß d ie ses Bindeg ew eb e in der a-Drüse reich an Kernen
ist. Auf Fig. 37 sieht man einen entsprechenden Durchschnitt aus einer anderen a-Drüse derselben