daß sie leicht als Haut präparierbar sind. Ich möchte hierzu indessen noch bemerken, daß die glatte
Muskulatur an dieser Stelle auch, wenn auch nicht in so dichten Massen, sondern als einzelne Bündel,
druch das ganze Corium hindurchzieht. Die Richtung dieser Muskelfasern ist im wesentlichen
sagittal, verläuft also von hinten nach vorne um das Scrotum herum, ungefähr parallel der Raphe.
In den- dem Scrotum entsprechenden Labia majora findet sich ebenfalls Muskulatur, die
gleichfalls der Länge nach von hinten nach vorne verläuft. Die Muskelbündel liegen, wie ich es auf
Taf. III Fig. 16 dargestellt habe, durch das ganze Corium hindurch, hauptsächlich in den mittleren
Teilen dieses und treten recht deutlich hervor. In der Subcutis finden sich weit weniger und hören
sie hier bald auf. Henle (1873) führt das Vorkommen dieser Muskeln auf Seite 454 schon kurz an:
„Zunächst der inneren Oberfläche liegt eine mehr oder minder mächtige Schichte eines gelblichen, in longitudinaler,
d. h. der Rima pudendi paralleler Richtung spaltbaren Fasergewebes. Dieses enthält, neben reichlichen elastischen Fasern,
ziemlich regelmäßig eingestreute, longitudinale Bündel glatter Muskeln, von zylindrischer Gestalt und im Mittel 0,05 mm
Durchmesser.“
Waldeyer (1899) sagt auf Seite 839:
„Sie (die Labia majora) bestehen, abgesehen von der sie bildenden Hautfalte, in ihrer hinteren Hälfte aus einem
vom Damme her sich entwickelnden Lager glatter Muskelfasern. Diese Lage, Tunica dartos labialis, stellt das Homologon
der Tunica dartis scrotalis dar, ist aber geringer entwickelt.“
Von Ebner (1902) führt diese Muskulatur auf Seite 579 nach der Angabe von Henle an. Merkel
(1907) sagt Seite 259:
„Die glatten Muskeln sind der Tunica dartos des Hodensackes homolog, jedoch nur schwach entwickelt. Sie halten
sich an die mediale, der Vulva zugewandte Fläche der Schamlippe, wo sie in Bündeln verlaufen, die zwar vielfach longitudinal
angeordnet sind, aber auch andere Verlaufsrichtungen nicht vermissen lassen. Im hinteren Teile der Schamlippen
treten sie in nahe Beziehungen zu den dort befindlichen Bartholinschen Drüsen.“
Kopsch (1914) sagt nur ganz kurz auf Seite 306:
„Im Innern der großen Schamlippen findet sich fettreiches Bindegewebe, welches Nerven, Gefäße und Drüsen, aber
auch Züge glatter Muskelfasern enthält.“
Alle diese Angaben betonen aber nicht, daß gerade in dem Corium hier diese glatte Muskulatur
sich ausbreitet. Aus diesem Grunde habe ich die Abbildung hier gegeben. Im Scrotum
würde die Sache also ganz ähnlich sein, nur daß hier die dicke Muskelhaut in der Subcutis noch dazu
kommt. Wie man sieht, is t das V e rh a lten der g la tt en Muskulatur in den Labien du rch aus
en tsp r e ch en d dem, w elch es ich in der A ch se lh ö h le in dem einen F a lle gefunden
habe. Auf diese glätte Muskulatur der Labien wird wohl das Prall werden der Labien bei geschlechtlicher
Reizung zurückzuführen sein, das unter Umständen sogar zu einem Klaffen der Rima pudendi
führen soll. Wenn die Muskulatur hier eine solche Wirkung auszuüben vermag, so wird man wohl
annehmen können, daß sie auch in der Achselhöhle deutliche Wirkungen wird herbeiführen können.
Koelliker (1889) sagt Seite 164:
„Glatte Muskeln, die nicht an Haarbälge gehn, die Unna reichlich in der Haut der Stirn, Wange und des Rückens
beschreibt, habe ich noch nicht gesehn und hat Unna möglicherweise Muskeln, die an große Talgdrüsen gehn, die kleine
Härchen enthalten, wie ich solche an den Wangen sah, für selbständige Muskelbündel genommen.“
Außerdem enthält bekanntlich noch die H au t des Pen is glatte Muskulatur. Waldeyer (1899)
sagt auf Seite 420:
„Bemerkenswert ist die starke Entwicklung der Hautmuskulatur am Damme, am Hodensacke (Tunica dartos), an
der Unterfläche des Penis und einem Teile der großen Schamlippen (Homologon der Tunica dartos).“
Bekannt ist ja endlich die glatte Muskulatur in der B ru stwa r z e und dem Warzenhofe.
Hier ist sie zuletzt von Bauer (1916) genau untersucht worden.
Ich habe nun das Vorkommen von glatter Muskulatur noch an einer anderen Hautstelle feststellen
können, nämlich in der Haut des Mons pubis. Es ist mir nicht bekannt, daß hierüber schon
eine Mitteilung vorliegt. Von 7 untersuchten deutschen Männern fand ich diese Muskulatur bei
vieren. Ein 17jähriger Mann zeigte eine kräftige Muskulatur im Corium, ein 25jähriger ebenfalls,
doch lag die Muskulatur hier namentlich in den tieferen Schichten des Corium und vor allem in der
Subcutis, also ähnlich wie beim Scrotum. Auch die Dicke der Muskelbündel erinnerte an die Tunica
dartos. Bei 2 anderen Männern von 67 und 69 Jahren fanden sich nur wenige Muskelzüge im Corium.
Bei den übrigen drei untersuchten Männern fehlte die Muskulatur ganz. Von 5 deutschen Weibern,
die untersucht wurden, fanden sich nur bei einem von etwa 25—30 Jahren (nach annähernder
Schätzung) glatte Muskelbündel im Corium. Bei dem von mir untersuchten Kamerunneger und
dem Chinesen fand sich keine Muskulatur. Es geht aus diesen Beobachtungen zunächst hervor,
daß in der Haut des Mons pubis glatte Muskulatur Vorkommen kann. .Wie häufig sie vorkommt,
läßt sich nach diesen wenigen Beobachtungen nicht sagen. Jedenfalls kommt sie aber bei beiden
Geschlechtern vor. In welcher Richtung die Muskelzüge hier verliefen, konnte ich an den Hautstückchen,
die mir zur Verfügung standen, nicht fest stellen, an geeigneten Präparaten wird eine
solche Feststellung aber nicht schwierig sein. Wahrscheinlich wird die Muskulatur des Mons pubis
in Zusammenhang stehen mit der Tunica dartos. Diese würde dann eine Art von Mittelpunkt bilden
(beim Scrotum ebenso wie bei den Labia majora) für eine P la t t e von g la tte r M u sk u la tu i, oder,
vielleicht besser, für einen A u sb r eitu n g sb e z irk von g la tte r Muskulatur, der sich nach vorn
auf den Mons pubis und den Penis, nach hinten auf den Damm mehr oder weniger weit und in
größerer oder geringerer Stärke erstrecken kann. Vielleicht könnte man diese ganze Muskelausbreitung
als die „Muscularis sex u a lis “ bezeichnen, um ihr einen möglichst charakteristischen
Kamen zu geben. Zu dieser würde dann, wenn auch durch einen weiten Zwischenraum getrennt,
prinzipieU die Muskulatur der Brustwarze und des Warzenhofes gehören, denn diese Teile müßte
man doch bei beiden Geschlechtern ebenfaUs zu den Geschlechtsorganen rechnen.
Es folgt aus dem eben Gesagten, daß g la tt e Muskulatur an verschiedenen Steffen des
menschlichen Körpers auch ohne irgend welche Beziehungen zu Haaren oder Drüsen in ziemlich
reichlicher Menge auftreten kann, und zwar auch an solchen Stellen, bei denen wir eine Fu nktion
für sie uns nur schwer denken können, wie z. B. in der Achselhöhle und am Mons pubis. Wichtig
scheint es mir auch zu sein, daß sie an diesen Stellen n ic h t regelm äßig auftritt, sondern nur m
mehr oder weniger vielen Fällen, und daß sie bei beiden Ge schlechtern auftritt. Als Beispiel
für die Unregelmäßigkeit ihres Auftretens kann ich anführen, daß ich in einem Falle in der Haut
des Dammes keine Spur von glatter Muskulatur habe finden können. Alles dieses scheint mir dafür
zu sprechen, daß wir in dieser glatten Muskulatur des Corium resp. der Subcutis einen Ü berrest
haben von einer ausg ed eh n te r en V e rb re itu ng der g la tt en Muskulatur bei unseren
tie r isch en Vorfahren. Es würden daher wohl weitere Untersuchungen auf den Kachweis solcher
Muskulatur bei Tieren zu richten sein. Daß diese Muskulatur in ihren Resten sich beim Menschen
im wesentlichen noch an den Geschlechtsorganen erhalten hat, spricht für eine spezifische Bedeutung
derselben, die aber vorläufig noch unklar ist. Ich möchte hier auch noch daran erinnern, daß Gegen-
baur (1886) bei Ornithorhynchus glatte Muskulatur im Drüsenfelde gefunden hat, also entsprechend
dem Mammarbezirke der höheren Tiere. Die Muskulatur bildet hier nach ihm 6— 8 Schichten von
Zügen, welche parallel mit der Oberfläche zwischen den Haarbalggruppen verbreitet sind. Sie nehmen
die feinfaserige Partie der Lederhaut ein, von der sie gegen die Epidermis zu eine Strecke frei lassen,