Hautdrüsenorgane anzuführen sein: das „A chse lh öhlenorgan“, das „Gehörgangsorgan“ (das
„Ohrenschmalzorgan“ ) und das „Circumanalorgan“. Man hat diese bis jetzt noch nicht als solche
bezeichnet — mit Ausnahme des Erstgenannten ( Brinkmann) — ich würde aber vorschlagen, sie als
solche anzusehen. Daß diese genannten Organe ganz bestimmte Funktionen ausüben, ist wohl zweifellos,
doch sind diese bis jetzt noch so gut wie imbekannt. Das Ohrenschmalz könnte möglicherweise
als Schutz gegen manche Parasiten dienen. So sind bis jetzt noch niemals Läuse im äußeren Gehörgange
gefunden worden. Wenn sich trotzdem beim Menschen niedere Pilze und bei manchen Tieren
Milben in dem Ohrenschmalze finden und in diesem sogar gut zu gedeihen scheinen, so sind diese
Tiere und Pflanzen in solchen Fällen, wie ich das oben schon hervorgehoben habe, als „Spezialisten“
anzusehen. Das Achselhöhlensekret scheint stark sexuell erregend zu wirken. Es wirkt auch wahrscheinlich
mit bei der Erzeugung des „Geschlechtsgeruches“. Bei diesem werden sicher die „apokrinen“
Drüsen der ganzen „Regio sexualis“ mitwirken, und zu diesen würden ja voraussichtlich die
„apokrinen“ Drüsen der Achselhöhle ebenfalls zu rechnen sein, haben wir doch auch die glatte Muskulatur
der Achselhöhle zu der „Muscularis sexualis“ gerechnet, und finden sich doch in der Achselhöhle
auch verirrte Milchdrüsen. Vielleicht ist diese Erzeugung eines Geschlechtsgeruches in verschieden
hohem Grade auch der Grund, warum die „apokrinen“ Drüsen in der Achselhöhle, wie es
scheint, bei allen Rassen, und in der sonstigen Regio sexualis bei verschiedenen Rassen in mehr oder
weniger großer Menge erhalten geblieben sind. Wenn dies aber auch der Fall sein sollte, so würde
man doch daneben immer noch annehmen müssen, daß die Körper der diesen verschiedenen Rassen
angehörenden Menschen im ganzen voneinander ab weichen. Die von den Drüsen erzeugten Duftstoffe
wird mau wahrscheinlich ansehen dürfen als die spezifischen Gerüche von bestimmten Exkretionsstoffen,
resp. deren Mischungen, wahrscheinlich von ätherischen Exkretionsstoffen. Diese Stoffe, die
wir ihrem Gerüche nach wahmehmen, würden daher durch die Einatmung der mit ihnen geschwängerten
Luft auf den Menschen selbst und auf andere Menschen giftig wirken können und es ist ja auch
eine bekannte Tatsache, daß in Räumen, in denen sich viele Menschen befinden, es gerade diese Ausdünstungen
sind, welche die Luft so verschlechtern, daß sie Vergiftungserscheinungen hervorruft und
so zum Aufenthalte von Menschen ungeeignet wird. Da die Kleidung eine Anhäufung von solchen
Stoffen zu enthalten pflegt, so werden voraussichtlich bekleidete Menschen in solchem Falle giftiger
wirken als unbekleidete.
36. Daß auch das Sekret des „Milchorganes“, die Milch, einen spezifischen Geruch besitzt, ist
zweifellos, und ebenso zweifellos, daß dieser Geruch bei den verschiedenen Tierarten ein verschiedener
ist. Von diesem Gerüche wird man natürlich annehmen müssen, daß er n ic h t schädlich wirkt,
wenigstens nicht auf das Junge derselben Tierart, wie sich das bei verschiedenen Tierarten verhält,
ist noch unbekannt. Hier wäre auch anzuführen, daß ein menschlicher Säugling, welcher Kuhmilch
bekommt, deutlich einen ganz anderen Geruch besitzt, wie zu der Zeit, da er Muttermilch bekam.
Allerdings ist es denkbar, daß in diesem Falle der Geruch der Faeces und ein aus dem Munde eventuell
kommender Magengeruch mit zu dieser Geruchsveränderung beitragen. Dieser spezifische Geruch der
Milch und wahrscheinlich auch der Geruch des Sekretes, das von den Warzenhofdrüsen ausgeschieden
wird, werden die Ursache sein, daß die neugeborenen Tiere die Zitzen des Muttertieres finden. Wie
weit auch der menschliche Säugling nach dieser Richtung hin dadurch beeinflußt wird, scheint nicht
ganz leicht festzustellen zu sein.
37. Die starke Abhängigkeit der Sekrete der Hautdrüsen von dem Stoffwechsel des betreffenden
Wesens und von seinem Nervensysteme ergibt sich aus mannigfachen Beobachtungen, unter anderem
auch aus den Änderungen, die beim Weibe während der Menstruation, der Schwangerschaft und der
Laktation bei ihnen eintreten. Ein sehr bekanntes Beispiel bietet ja die Milchdrüse dar, und ein sehr
feines Reagenz auf die Veränderungen des Sekretes dieser, der Milch, ist bekanntlich das Kind. Was
aber für diese a-Drüse gilt, gilt sicher auch für alle sonstigen a-Drüsen und sehr wahrscheinlich auch
für die e-Drüsen. Bei der Milchdrüse sind diese Beobachtungen nur am leichtesten zu machen.
38. Bei diesem innigen Zusammenhänge der Hautdrüsen mit dem Körperbaue und dem Körperstoffwechsel
kann man wohl als sicher annehmen, daß die a-Drüsen-Tiere nach beiden Richtungen
sich anders verhalten als die e-Drüsen-Tiere und als die gemischtdrüsigen Tiere; ferner, daß die Angehörigen
der verschiedenen Rassen sich in dieser Hinsicht verschieden verhalten und das Weib anders
als der Mann.
39. Die von den Drüsen bereiteten „Duftstoffe“ haben für die Tiere natürlich nur dann Wert,
wenn sie von anderen Tieren wahrgenommen werden können. Daher finden wir bei vielen Säugetieren
eine starke Ausbildung des Geruchsorganes. Dieses Sinnesorgan „für die Nähe“, wie es sehr richtig
bezeichnet worden ist, wird zu einem Sinnesorgane für sehr weite Entfernungen, reicht weiter als
Auge und Ohr, wenn es die von einem Tiere hinterlassenen Spuren wahrnehmen kann, die wieder
sehr dauerhaft werden können durch das von den „Haardrüsen“ . (Talgdrüsen) gelieferte Fett, mit
dem sich die spezifischen Sekrete zu salbenähnlichen Massen mischen. Der Geruchssinn dos Menschen
ist nur mäßig stark entwickelt, der Mensch ist „mikrosmatisch“, immerhin genügt er, um in vielen
Fällen die von den Hautdrüsen erzeugten „Duftstoffe“ wahrzunehmen, so daß diese ihre Wirkung
entfalten können. Ich halte es für möglich, daß die A u fr e ch th a ltu n g des Menschen mit ein Grund
ist für die Verminderung der Schärfe seines Geruchssinnes, da der Mensch infolge derselben nicht
mehr in der Lage war, Spuren am Erdboden* usw. durch den Geruch wahrnehmen und infolgedessen
verfolgen zu können. Er ist mehr in der Lage, Gerüche, die von den oberen Teilen des Körpers, allenfalls
noch von den Geschlechtsorganen, ausgehen, wahrzunehmen. Von diesen Teilen des menschlichen
Körpers gehen aber augenscheinlich eine ganze Anzahl von Gerüchen aus, die auf andere Menschen
einzuwirken vermögen, und die namentlich sexuelle Beziehungen haben. Ich habe das in der vorliegenden
Arbeit an einer Anzahl von Beispielen vorgeführt. Die Drüsen des Menschen, welche solche
Duftstoffe liefern, sind nicht so eingerichtet, daß ihr Sekret an Gegenständen der Umgebung in
größerer Menge haften bleiben kann, wie es bei manchen Tieren der Fall ist. An den Kleidungsstücken,
Betten und ähnlichem haftet der Geruch aber doch und kaim sich zu größerer Stärke anhäufen.
An solchen Gegenständen kann ihn dann gegebenenfalls auch der aufrechtgehende Mensch
wahmehmen. Das gleiche gilt von den Haaren. Der Hund dagegen vermag auch die Spuren des
Menschen auf dem Boden zu verfolgen, woraus hervorgeht, daß minimale Mengen dieser Duftstoffe
auf dem Boden haften bleiben müssen. Da dies auch der Fall ist bei Menschen, welche Stiefel oder
Schuhe tragen, so können diese Duftstoffe nicht in Salbenform auf dem Boden haften, sondern nur
als ätherische Stoffe. Eine Tatsache, die sehr merkwürdig ist.
40. Wir können beim Menschen und dementsprechend wohl sicher bei jedem Säugetiere
unterscheiden: „Individualgerüche“, „Geschlechtsgerüche“, „Rassengerüche“. Wahrscheinlich wird es
auch „Stammesgerüche“ oder „Volksgerüche“ geben, wenn eben Stämme und Völker scharf voneinander
getrennt sind. Es ist nach den vorliegenden Angaben möglich, daß der „Geschlechtsgeruch“
des Menschen nicht nur bei den verschiedenen Menschenrassen derselbe ist, sondern auch dem der
sonstigen Säugetiere in gewissem Grade oder ganz entspricht, daß es also einen allgemeinen „Säugetier
Geschlechtsgeruch“ gibt. Jeder Mensch hat seinen individuellen Körperbau, Stoffwechsel usw.,
Zoologien. Hoft 72. 18