hauptsächlich durch eine, ffäeferlegung der Schneckenkapseln, nicht aber durch eine Hochbiegung
der Basalplatte erfolgt, zeigt sich in den Lagebeziehungen des Knorpels zu anderen Organteilen.
So ist z. B. der Abstand des ventralen Rands der Schneckenkapseln vom tubotympanalen Raum
beim Embryo IX im Vergleich zum Embryo I I I s tark vermindert, der Abstand der Basalplatte
vom dorsalen Larynxepithel dagegen verhältnismäßig kaum verändert.
Canalis facialis, Commissura suprafacialis.
Die Befunde an manchen Primordialschädeln (Lepus, Talpa, ältere S tadien von Homo) beweisen,
daß der definitive Facialiskanal ursprünglich drei getrennte Strecken unterscheiden läßt, nämlich eine
innere suprafaciale Commissur, deren Öffnung den D urchtritt durch die primäre Schädelwand bezeichnet,
zweitens eine zunächst offenbar stets ungedeckte, freie Kanalstrecke, die erst später
knorpelig oder knöchern verschlossen wird, und schließlich eine Strecke, die wieder von Knorpel
umgeben sein kann, der dann eine zweite Öffnung, das Foramen faciale secundarium, begrenzt.
Zwischen beiden Commissuren geht aus dem mittleren Teil des knorpeligen Facialiskanals der Nervus
petrosus superficialis nach vorn ab, entweder durch eine große Lücke, wie bei Lepus, oder durch eine
engere Öffnung (Hiatus canalis facialis [Fallopii]), wie bei Talpa u. a.
Diese topographischen Verhältnisse h a t V o i t sehr klar und übersichtlich geschildert. Vor
allem ist es ein Verdienst dieses Autors, darauf hingewiesen zu haben, daß zuweilen die äußere „sekundäre
‘ suprafaciale Commissur fehlt, sei es, daß sie am Knorpelschädel überhaupt nicht oder erst
sehr spät zur Entwicklung kommt. Trotzdem darf man in solchen Fällen natürlich die primäre Fa-
cialisöffnung, hinter welcher der Nervus petrosus superficialis abgeht, nicht mit der äußeren tympanalen
Facialisöffnung verwechseln. Aus dem eben Gesagten geht nun aber, klar hervor, daß wir in der
Lagebeziehung der Facialiskanal t e i l e zum Nervus petrosus superficialis ein ausschlaggebendes
Kriterium für die Beurteilung der Facialiskanäle besitzen, das folgendermaßen ausgesprochen werden
kann: die Knorpelkommissuren z e n t r a l von der Vereinigungsstelle des Facialis und Petrosus sind
als in n e r e , die p e r i p h e r von dieser Stelle gelegenen als ä u ß e r e Facialiscommissuren aufzufassen.
Die Bezeichnungen „primär“ und „sekundär“ für beide Commissuren oder Foramina vermeide
ich, da sie außer der lokalen Verschiedenheit eine Differenz der zeitlichen Entstehung aus-
drücken — eine Differenz, die durchaus nicht immer vorhanden ist. Infolgedessen können diese
Bezeichnungen Anlaß zu Mißverständnissen geben.
Für ebenso ungeeignet h alte ich die Bezeichnung „Commissura praefacialis“, die d e B u r l e t
(1914, 1) der i n n e r e n Facialiscommissur bei Balaenoptera gibt. Er wählt diesen Namen deshalb,
weil die Commissur „nur die vordere, nicht die obere Begrenzung“ des Facialiskanals bilde. Nun
liegt freilich die Commissur hier, wie auch ganz entsprechend bei Mega/ptera, viel weiter lateral-vorn
als bei anderen. Primordialschädeln, aber wir haben durchaus keinen Grund zu der Annahme, daß
wir hier nur einen (den äußeren) Teil der inneren suprafacialen Commissur vor uns haben. Der
Name Canalis praefacialis kann andererseits natürlich zu der Annahme verleiten, daß es sich im
Gegensatz zu der s u p r a facialen i n n e r e n hier um eine praefaciale äußere Facialiscommissur
handelt. Davon kann natürlich nicht die Rede sein und das wollte d e B u r l e t mit seiner neuen
Bezeichnung auch keinesfalls sagen, denn er erklärt ausdrücklich, daß es sich um den „weiten
primären“ Kanal handelt.
Daß die Facialcommissur hier so weit nach vorn und außen verlagert ist, h a t seinen Grund
in der Drehung der Ohrkapsel um ihre schräg von hinten-außen nach vorn-innen ziehende Längsachse,
eine Drehung, d i e h i e r b e i B a r t e n w a l e n o f f e n b a r i h r M a x i m u m i n
d e r R e i h e d e r S ä u g e t i e r e e r r e i c h t . Bei den meisten Landsäugetieren, etwa Lepus,
liegt z. B. der orale Teil des Canalis semicircularis anterior nahezu parallel zur Schädelachse der
Regio otica, bei Bartenwalen liegt dieser Teil mehr außen (Drehung um die vertikale Achse der
Ohrkapsel) und oben (Drehung um die Längsachse der Ohrkapsel), so daß nunmehr durchaus keine
Parallelität mehr besteht. Als einen weiteren Beweis für diese Drehung führe ich die Verlagerung
des Foramen endolymphaticum an. Beim Primordialkranium von Lepus ist dieses Foramen von
oben her kaum zu sehen (man verwechsele es dabei nicht mit der kaudal davon liegenden Lücke
in der Ohrkapselwand), da es sich direkt nach i n n e n öffnet. Bei anderen Species blickt die Öffnung
medio-dorsalwärts, aber stets mehr nach innen als nach oben. Bei Cetaceen dagegen sieht das
Foramen endolymphaticum, wie die Abbildungen von Balaenoptera (d e B u r l e t , 1914, 1 Taf. V)
und Megaptera (Tafelfig. 3) deutlich zeigen,; direkt nach o b e n und ein wenig nach hinten.
So kann es uns schließlich nicht wundernehmen, wenn auch die Facialiscommissur stark nach
vorn und außen verlagert erscheint, so daß sie hier nunmehr s c h e i n b a r der äußeren Facialiscommissur
entspricht, die jedoch, wenn sie vorhanden ist, vom Tegmen tympani ausgeht.
Daß es sich aber wirklich um die innere suprafaciale Knorpelbrücke handelt, geht — falls alle
bisher angeführten Beweise nicht stichhaltig sein sollten — aus dem Verlauf des Nervus petrosus
superficialis hervor, der erst vor und a u ß e r h a l b der Commissur vom Facialis abgeht.
Hier ist also die i n n e r e suprafaciale Commissur so weit nach außen verschoben, daß sie
von der Schneckenkapsel einerseits in die Kanalkapsel + S e h ä d e l s e i t e n w a n d andererseits
übergeht, wie dies im beschreibenden Teile schon erwähnt wurde. Die Abbildungen lassen dies
deutlich erkennen.
Bei den Reptilien war die Suprafacialcommissur eine basicapsuläre Verbindung, bei den
meisten Säugetieren ist sie eine intercapsuläre Brücke (G a u p p).
Die Umlagerung ist nun bei den Bartenwalen noch weiter gegangen und wir können, wenn wir
wollen, hier von einer c a p s u 1 o p a r i e t a 1 e n Brücke reden, unter welcher der VII. Hirnnerv
den p r i m ä r e n Schädelraum verläßt.
Cavum supracochleare.
Zwei Faktoren erschweren die Beurteilung des Cavum supracochleare, wie Voit den kaudalen
Teil des Cavum epiptericum (G a u p p ) nennt, bei Bartenwalen besonders, nämlich erstens die
im Gegensatz zu anderen Säugern nachweisbare Drehung der Ohrkapsel um ihre eigene Längsachse
und zweitens die außerordentlich starke laterale Verbreiterung der Basalplatte über den vorderen
Polen der Schneckenkapseln (Lamina supracochlearis).
D e B u r l e t , der die Entstehung der Lamina supracochlearis noch nicht kennen
konnte, entwirft zwei verschiedene Hypothesen zur Erklärung der Zustände, die sich bei
Balaenoptera (und übrigens ganz entsprechend bei Megaptera) vorfinden. Einmal nämlich könne
man den spaltförmigen Raum zwischen Schneckenkapsel und Lamina supracochlearis als Cavum
supracochleare auffassen; dann wäre das Dach; dieses Raums, eben die Lamina supracochlearis,