drüsen, teils freie Talgdrüsen, sie erzeugen Fett, wie sich aus der deutlichen Reaktion auf Fettfarben
ergab. Die letzteren münden mit einer trichterförmigen Erweiterung ihres Ausführungsganges und
erzeugen eine schleimartige Flüssigkeit, die durch Reaktion auf Mucikarmin festgestellt wurde, und
außerdem Pigment, aber kein Fett. Ter eg (1906) hatte ebenso wie Ellenberger-Oünther (1908) angegeben,
daß bei den Fleischfressern die Knäueldrüsen fehlen sollten, das wird hier von Hegewald
richtig gestellt. Ferner hatte Tereg noch eine besondere Art von acinösen Drüsen angenommen, die
von den gewöhnlichen Talgdrüsen abwichen, die „Ohrenschmalzdrüsen“ . Diese Annahme wird von
Hegewald ebenfalls zurückgewiesen. Die Angabe von Hegewald, daß die Knäueldrüsen hier Schleim
erzeugen, was er durch Färbung mit Mucikarmin feststellen konnte, erscheint mir sehr auffallend.
Auch ich habe Hautdrüsen gefunden, welche ihrem Aussehen nach es als möglich erscheinen ließen,
daß sie Schleim erzeugten, so die e-Drüsen der Rüsselscheibe des Schweines und die a-Drüsen aus
der Schwanzwurzel des Pferdes, ich habe in diesen aber weder mit Mucikarmin noch mit Mucihämatin
Schleim nachweisen können. Die Drüsen des Gehörgangsorganes habe ich nicht selbst untersucht
und kann daher über ihren Bau nicht urteilen. Sollten sie wirklich Schleim erzeugen, so würde das
Ohrenschmalz der Tiere von dem des Menschen wesentlich verschieden sein müssen, denn bei diesem
ist jedenfalls von einer schleimigen Beschaffenheit nicht die Rede. Eine solche Verschiedenheit würde
ja vorhanden sein können, denn Alzheimer hat z. B. schon gefunden, daß bei den Nagetieren sich nur
acinöse Drüsen im Gehörgange finden, allerdings in ziemlich großer Menge. Die Nagetiere würden
danach also ebenfalls eine Besonderheit aufweisen. Bei ihnen würde voraussichtlich die Haut des
Gehörganges nur in ähnlicher Weise eingefettet werden, wie die sonstige Haut, wahrscheinlich etwas
stärker, eigentliches Ohrenschmalz würde aber voraussichtlich nicht gebildet werden. Die Angabe
von Hegewald müßte jedenfalls nachuntersucht werden.
Das „Gehörgangsorgan“ ist zweifellos ein spezifisches Drüsenorgan, das auch seine spezifische
Bedeutung haben muß. Bis jetzt ist aber diese Bedeutung, soweit ich weiß, noch durchaus unbekannt.
Selbstverständlich wird das Ohrenschmalz zur Einfettung der dort liegenden Haut dienen können,
wie weit das Trommelfell von ihm mit eingefettet wird, scheint aber ebenfalls noch nicht bekannt,
zu sein. Eine solche Einfettung würde aber auch ohne spezifische Drüsen bewirkt werden können.
Überlegt man sich, welche Bedeutung diese Drüsen haben können, so liegt es nahe, daran zu denken,
daß sie den äußeren Gehörgang schützen sollen gegen das Eindringen von Lebewesen, die ihn schädigen
könnten. Daß Staub und Bakterien auf dem Ohrenschmalzüberzuge des äußeren Gehörganges,
haften bleiben werden, ist wohl als sicher anzunehmen und ebenso auch, daß die Bakterien dann zugrunde
gehen werden. Gegen so manche andere Eindringlinge scheint aber dieser Ohrenschmalzüberzug
nicht zu schützen, denn, soviel ich teils durch mündliche Mitteilungen, teils aus der Literatur
erfahren habe, können in normalem Ohrenschmalze beim Menschen Schimmelpilze verschiedener Art
wachsen und gedeihen und ebenso können bei verschiedenen Tieren, so bei Hund, Ziege, Kaninchen
Milben in dem äußeren Gehörgange Vorkommen und sich dort ausbreiten. Wie sich die menschlichen
Läuse verhalten, ist mir nicht bekannt geworden, bei der jetzt vorhandenen Möglichkeit, so viele
stark verlausten Menschen zu beobachten, würde es sicher interessant sein, hierauf zu achten. Nach
Mitteilungen aus dem Felde scheinen Läuse im äußeren Gehörgange nicht beobachtet worden zu sein.
Es würde ja auch äußerst ungünstig sein, wenn solche sich dort ansiedeln könnten. Daß das Ohrenschmalz
eine spezifische Schutzbedeutung besitzt, erscheint mir als ziemlich zweifellos.
Wenn trotz dieser angenommenen Schutzfunktion des* Ohrenschmalzes bei manchen Tieren, wie
soeben angeführt, Milben in demselben leben und gedeihen, so könnte diese Tatsache als unvereinbarer
Widerspruch gegen jene Annahme erscheinen. Daß dies aber nicht der Fall zu sein braucht, scheint
mir eine Beobachtung aus dem Pflanzenreiche darzutun. Gertz (1916) hat, um die Ursachen zu ermitteln,
von denen das Gedeihen oder Nichtgedeihen der Cuscuta auf verschiedenen Wirtspflanzen
abhängig ist, Versuche mit Cuscuta Gronovii bei zahlreichen Pflanzenarten angestellt. Es ergab sich,
daß eine ganze Menge von Arten den Angriffen des Schmarotzers widerstehen. Hierzu dienen verschiedene
Schutzmittel, sowohl mechanische wie chemische. In manchen besonderen Fällen versagten
aber die Schutzmittel und in dieser Hinsicht wichen andere Cuscutaarten von Cuscuta Gronovii ab.
So gedeiht Cuscuta epithymum mit Vorliebe auf Thymusarten, die durch den Besitz von ätherischem
öle ausgezeichnet sind. Es handelt sich hier nach Gertz eben um „Spezialisten“, bei denen die Schutzmittel
durch Gegenanpassung wirkungslos geworden sind. Beispiele hierfür sind auch auf anderen
Gebieten nachgewiesen worden, es mag nur an den Wolfsmilchschwärmer erinnert werden, dessen
Raupe sich durch den Milchsaft in keiner Weise abschrecken läßt, gerade Euphorbiablätter als Nahrung
zu wählen.
Nach dem Gesagten würden wir die Milben, die sich mit Vorliebe in dem Ohrenschmalze bestimmter
Tiere ansiedeln und die in demselben augenscheinlich vorzüglich gedeihen, als solche „Spezialisten“
anzusehen haben, also als Schmarotzer, die sich bestimmten Lebensbedingungen angepaßt
haben. Es würde sich demnach hier gleichzeitig um ein sehr deutliches Beispiel der Vererbung von
erworbenen Eigenschaften bei Pflanzen und Tieren handeln.
In Übereinstimmung mit meinen früheren Vorschlägen würde ich für die Drüsen des „Gehörgangsorganes“
die Namen: „Ohrschlauchdrüsen“ und „Ohrhaardrüsen“ empfehlen.
k Eggeling (1900) hat bei Echidna sehr zahlreiche Knäueldrüsen mit weiten Drüsenschläuchen
in dem knorpeligen Gehörgange gefunden. Es ist also augenscheinlich auch bei diesem tief stehenden
Säuger ein Gehörgangsorgan vorhanden, was dafür spricht, daß es sich um ein sehr altes Säugerorgan
handelt.
In bezug auf die Tätigkeit des Gehörgangsorganes bei Exoten liegt eine interessante Mitteilung
vor von Kishi (1907), der angibt, daß das Ohrenschmalz der Japaner ganz anders beschaffen sei,
als das der Europäer. Die Ohrenschmalzdrüsen, also die a-Drüsen, unterschieden sich in bezug auf
ihre Größe bei beiden Rassen: Dicke des Drüsenschlauches bei den Japanern 0,5 mm, beim Europäer
0,1 mm. Hiernach wären also die japanischen Drüsen bei weitem größer als die europäischen. Dagegen
ist die Knäueldildung beim Japaner weit geringer. Das Epithel ist bei diesem meist platt,
protoplasmaarm, ohne Cuticularsaum, reich an gelbbräunlichen, glänzenden Körnchen, aber ohne Fetttropfen.
Bei einigen Individuen, deren äußerer Gehörgang durch einen großen Ohrenschmalzpfropf
verschlossen war, fand sich eine Hyperplasie der Talgdrüsen, aber nicht der Ohrenschmalzdrüsen, in
der Haut des Gehörganges. Kishi schloß daraus, daß das Ohrenschmalz größtenteils von Talgdrüsen
geliefert wird, die Schlauchdrüsen aber eine pigmenthaltige Flüssigkeit absondern, die das Austrocknen
• des Ohrenschmalzes verhindert. Kishi vermutet weiter, daß auch die Achselhöhlendrüsen der Japaner
anders gebaut sind als die der Europäer, weil sich nur bei wenigen Japanern ein riechbarer Achselschweiß
findet. Diese wenigen Leute sollen dann auch gewöhnlich ein gelblich-bräunliches Ohrenschmalz
ähnlich dem der Europäer haben.
Gegen diese Angaben von Kishi trat 1909 Tadokoro auf, der keinen großen Unterschied zwischen
den Ohrenschmalzdrüsen der Japaner und denen der Europäer findet. Er ist geneigt, die von Kishi
hervorgehobene Verschiedenheit als eine Alterserscheinung anzusehen. Mit dem Alter würden die
Knäuelkanäle weiter und die Drüsenzellen niedriger, bei jüngeren Individuen seien die letzteren aber,