seifigen Beziehungen eine Boljgjspielt, läßt sieh schwer feststellen, doch ist es denkbar, daß diese
Bolle keine unbedeutende ist. Der bekannte Ausspruch: „Ich kann ihn nicht riechen,“ spricht dafür,
daß auch bei uns dieser individuelle Geruch unsera Vorfahren zum Bewußtsein gekommen ist.
Zwaardemaker hat nun, wie Hagen mitteilt, den interessanten Nachweis geführt, daß alle jene
tierischen Gerüche, welche die Sexualität beeinflussen, einer e in z ig en be stim m ten Gruppe von
chemischen Verbindungen angehören, nämlich der der Fettsäuren, speziell der Caprylgruppe. Diese
bildet die 7. Klasse in Zwaardemakers Klassifikation der Biechstoffe, die er als Klasse der „Capryl-
gerüehe“ oder „Odores hircini“ bezeichnet, und zu den Zersetzungsgerüchen rechnet. Hiernach ge-
höien die sp e z ifisch -e r o tisch en Gerüche des weiblichen Scheidensekxetes, des männlichen Samens
und des Schweißes zu dieser Kategorie der „Bocksgerüche“, da die Caprylsäure diesem Tiere den
Namen entlehnt hat. Zwaardemaker macht nach Hagen weiter darauf aufmerksam, daß diese Capryl-
gerüche, deren Diffusionsgeschwindigkeit zwischen 0,0533 und 0,0442 schwankt, e in e be sonders
sta rk e Differenzierung aufweisen, wie sie den so mannigfaltigen Zwecken der Fortpflanzung und des
Geschlechtstriebes entspreche. Es sei gewiß nicht zufällig, daß die Sohlenfläche ¿er Tiere so; überaus
reichlich mit Schweißdrüsen ausgestattet ist, und daß deren Ausscheidungen überdies in ¡sq hohem
Maße von dem Nervensysteme beherrscht werden. Dieser Umstand sei für das Auffinden des ändern
Geschlechtes während der Brunstzeit wahrscheinlich nicht gleichgültig. Er bemerkt weiter, für nicht
sexuelle Gerüche bestehe dieses Bedürfnis der Differenzierung nicht-, so daß sie uns aus diesem Grunde
mehr oder weniger ähnlich erscheinen. (S. 1 3 -1 5 , Zwaardemaker S. 278.).
Bei Überlegung der hier behandelten Verhältnisse ist mir der Gedanke gekommen, daß die
sta rk e Abschwäch ung der G e ru ch sfä h ig k e it des Menschen gegenüber so vielen Säugetieren,
vielleicht, nicht allein, aber doch mit, auf sein en a u fre ch ten Gang zurückgeführt werden könn%-
Während die vierfüßigen Tiere sehr bequem mit der Nase den Boden und niedrige Gegenstände, wie
Gebüsche, Gras, Steine, Boden usw. abzusuchen vermögen, würde das für den Menschen nicht mehr
möglich sein. Aus diesem Grunde würde eine den Tieren entsprechende starke Geruchsfähigkeit für
ihn den größten Teil des Wertes, den sie für die Tiere hat, verlieren. Wenn also auch zweifellos die
menschlichen Fußsohlen ebenfalls Stoffe absondem, welche an dem Boden haften bleiben, so werden
diese doch von dem aufrechtgehenden Menschen nicht mehr wahrgenommen, wohl aber von dem
Hunde, der seiner Spur folgt. In diesem Falle würde der spezifische Geruch abgegeben und erzeugt
werden von e-Drüsen. Für den Menschen würden Gerüche von weit größerer Bedeutung sein, die
von dem ganzen Körper ausgehen und namentlich von den oberen Teilen desselben. Das würde dann
der Geruch des Haares, der Achselhöhle, der Brüste usw. sein. Die Geschlechtsteile selbst würden
dabei auch noch in Frage kommen, einmal, weil sie der Gegenstand von eingehender Betrachtung und
Untersuchung sein können und dann, wenn die von ihnen ausgehenden Gerüche stark genug sind,
um die Nase des aufrecht gehenden oder eventuell auch liegenden Menschen zu erreichen. Daraus
würde man dann wieder den Wahrscheinlichkeitsschluß ableiten können, daß der. „spezifische Ge-
sehlechtsgeruch“ beim Menschen n ic h t nur von den G e sch le ch tste ilen und ihrer Um geb
u n g , sondern vom ganzen Körper ausgeht. Es würden dann an seiner Erzeugung ebenso
wie an der Erzeugung des „individuellen Geruches“ sowohl a-Drüsen wie e-Drüsen teil haben. Dieser
von dem ganzen Körper des Menschen ausgehende Duft setzt sich augenscheinlich in den Kleidern
fest, und häuft sich in ihnen um so stärker an, je länger sie getragen werden. Daher wird der bekleidete
Jager von dem Wilde auf weite Entfernung hin gewittert, der nackte Jäger dagegen so viel
schwächer, daß es für ihn verhältnismäßig leicht ist, das Wild zu beschleichen. Daher finddt man
auch vielfach bei wilden Jägervölkem, daß der Jäger die Jagd in nacktem Zustande ausführt und
sieht auf bildlichen Darstellung der Jagd bei solchen Völkern entsprechende Zeichnungen. Aus demselben
Grunde wird ja auch dem Hunde, der die Fährte eines Menschen aufnehmen soll, irgend ein
Kleidungsstück dieses Menschen zur Kenntnisnahme vor die Nase gehalten.
Es ist weiter bekannt, daß die Absonderung der Schweißdrüsen von dem N e rv en sy
stem e abh ängig ist. Sicher nicht nur der Quantität, sondern auch der Qualität nach. Man
wird daher annehmen können, daß auch bei stärkeren Gemütsbewegungen und sicher auch bei Vorgängen
im Bereiche des Geschlechtslebens das abgesonderte Sekret verschiedene Gerüche aufweisen
wird. Ebenso daher, wie es wahrscheinlich ist, daß ein, brünstiges Tier Spuren hinterlassen wird,
aus denen ein anderes Tier diesen Zustand zu erkennen vermag, wie das Hagen auch annimmt, wird
sehr wahrscheinlich ein geängstigtes Tier, ein stark gejagtes Tier entsprechende Spuren hinterlassen,
und so wird das den Spuren folgende Tier wahrscheinlich Eindrücke erhalten, die es über den seelischen
Zustand des verfolgten Tieres mehr oder weniger weit aufklären und ihm nicht nur den Weg des
Tieres verraten werden, sondern auch seine Lage. Die Stärke dieser Empfindungen wird ahhängen
davon, wie weit die Fähigkeit der differenzierten Absonderung und die entsprechende Wahrnehmungsfähigkeit
bei den in Bede stehenden Tieren entwickelt sind. Wieviel von diesen Fähigkeiten noch
auf den Menschen überkommen ist, wird abhängen von dem Volksstamme und der individuellen Begabung.
Wird doch z .B . aus Abessinien berichtet, daß es dörfc hin und wieder junge Männer gibt,
welche ein so scharfes Geruchsvermögen besitzen, daß sie näch der nötigen Ausbildung, ähnlich wie
Hunde, zur Verfolgung von Menschen benutzt werden.
Daß die B e s c h a ff en h e it des Schw e iße s von dem N e rv en sy stem e ab h ängig is t , dafür
spricht auch eine Beobachtung, die mir von mehreren Damen mitgeteilt worden ist, nämlich die,
daß am Unterarme getragene metallene Armbänder unter Umständen, bei nervösen Erregungen, die
Haut schwärzen, während unter gewöhnlichen Verhältnissen davon nichts zu be'inerken ist. Es scheint
mir, daß eine solche Schwärzung nur dadurch zustande kommen kann, daß Stoffe der Drüsenabsehei-
dung mit dem Metalle des Armbandes, eine Schwefelverbindüng bilden. Man müßte dann annehmen,
daß solche Stoffe nur bei bestimmten psychisohen Erregungen von den Drüsen erzeugt würden. Allerdings
wäre auch noch die Annahme möglich, daß nicht die Qualität, sondern die Quantität des abgesonderten
Sekretes durch die psychische Einwirkung zunimmt, und daß aus diesem Grunde dann
eine Schwärzung der Haut sichtbar wird, die bei der so geringen Sekretabsonderung unter gewöhnlichen
Verhältnissen nicht sichtbar zu werden vermag. Daß bei derartigen Veränderungen auch der
Geruch des Drüsensekretes ein anderer werden kann, ist durchaus möglich, daraus würde dann weiter
folgen, daß unter solchen Umständen der ganze Körpergeruch ein anderer werden könnte und infolgedessen
auch auf einen ändern Menschen anders als sonst einzuwirken vermöchte.
Eine weitere Beobachtung einer besonderen Schweißveränderung, die allerdings vielleicht nicht
vom Nervensysteme, sondern direkt von äußeren Einflüssen abhängig ist, vielleicht aber doch auch
wieder durch die Einwirkung dieser Einflüsse auf das Nervensystem zustande kommt, ist die folgende.
Bei einem jungen und gesunden Manne verbreitete an warmen Sommertagen, wie es schien, unter
dem direkten Einflüsse der Sonnenbestrahlung, die Haut des untersten Teiles des Unterarmes, des
Handgelenkes und des Handrückens, so weit diese eben der direkten Einwirkung von Wärme und
Licht ausgesetzt waren, einen ganz eigenartigen, angenehmen Duft. Dieser Duft war so auffallend,
daß der Betreffende darauf aufmerksam wurde und, nachdem er einmal darauf aufmerksam geworden
war, diese Erscheinung unter den angegebenen Umständen immer wieder bei sich beobachten konnte,