aus Talgdrüsen von Haaren nahe dem freien Lidrande, während die zugehörigen Haare verloren
gehen.“ (S. 40—41.)
In Fig. 69 ist noch etwas weiteres zu erkennen, was recht interessant ist. Ich habe schon früher
bei der Besprechung der Fig. 9 auf Taf. I angegeben, daß die e-Drüse ö ftg an z ähnlich wie die
a-Drüsen dem Haarbalge dicht änliegt, und daß sich erst ihr Ausführungsgang von dem Haare
abwendet, um zur freien Ausmündung nach der Epidermis hinzuziehen. Solche Bilder findet man
sehr häufig, ja, man kann wohl sagen, an manchen Hautstellen gewöhnlieh. Auch auf Flächenschnitten
tritt diese Lagerung sehr deutlich hervor, namentlich, wenn beide Drüsen demselben Haare
anliegen, also an dieser Stelle zusammen Vorkommen, was ja selbstverständlich nicht immer nötig ist.
So sehen wir auf Taf. II Fig. 16 ein Bild von einem Flächenschnitte aus der A ch se lh ö h le eines
Chinesen. Man erkennt einen Haarquersehnitt, um den herum, dicht aneinander gelagert, teilweise
direkt miteinander vermischt, a-Drüsen und e-Drüsen liegen, die sich durch die Größe ihrer
Lumina und ihre Färbung deutlich voneinander abheben. Wie auf Taf. I Fig. 9 liegen beide Drüsenarten
dem Haare unmittelbar an. Auf Taf. III Fig. 17 sieht man ein anderes entsprechendes Bild
aus der Haut des Mons pubis desselben Chinesen. Auch hier liegen beide Drüsenarten auf dem
Flächenschnitte dem Haare wieder dicht an, doch sind beide nicht so groß, namentlich nicht die
a-Drüse, so daß das Büd im ganzen klarer ist. Es war nur natürlich, daß dieses enge Anliegen, auch
der e-Drüsenknäuel, an dem HaarbaJge die Annahme begünstigte, daß auch die „kleinen“ Schweißdrüsen
zu den Haaren in Beziehung ständen, machte man doch keinen Unterschied zwischen den
Schweißdrüsen im allgemeinen und kannte man doch von den Tieren her den meist ,so engen Zusammenhang
zwischen Haar und Schweißdrüsen. Auch mich hat dieses so häufige Anliegen der
e-Drüsenknäuel an den Haarbälgen, während die Ausführungsgänge sich, wie ich bald erkannt hatte,
von den Haaren direkt abwenden, jedenfalls nichts mit ihnen zu tun haben, lange Zeit inVerlegenheit
gebracht. Ich konnte nicht verstehen, warum die e-Drüsenknäuel, die doch, wie ich durch
meine Untersuchungen schon wußte, mit dem Haare absolut nichts zu tun hatten, sich so dicht an
dasselbe anlegten. Es sprach dies für das Bestehen irgend einer Beziehung zwischen Haar und e-Drüse,
die mir aber zunächst völlig unklar war. Erst die embryonalen Bilder schafften da Aufklärung, und
wie so oft, war die Erklärung dieses scheinbar so schwierigen Falles sehr einfach. Auf Taf. FI Fig. 69
habe ich ein Bild wiedergegeben, das die Aufklärung für das besprochene eigentümliche Verhalten
ergibt. Fast alle Haare bei uns Deutschen, und wohl bei den Europäern im allgemeinen, haben
eine ziemlich schräge Lage zur Oberhaut jrnd legen sich in dieser Weise schon embryonal an. Die
e-Drüsen dagegen wachsen mehr oder weniger senkrecht von der Epidermis in das Corium hinein.
So kann es leicht kommen, daß eine solche e-Drüsenanlage in der Tiefe des Corium auf ein schräg
liegendes Haar stößt und bei der weiteren Entwickelung wird dann der Knäuel dicht an dem
Haarbalge anliegen können und zwar im wesentlichen auf der „vorderen“ Seite desselben, da diese
ja unter spitzem Winkel zur Haut verläuft und dem entsprechend nach oben zieht und daher von
der hereinwachsenden Drüse getroffen werden muß. Selbstverständlich sieht man auf embryonalen
Schnitten nicht überall dieses Verhalten, denn es gibt eine Menge von e-Drüsen auf dieser
Entwickelungsstufe, welche gar keine Beziehung zu den Haaren erkennen lassen, aber ein solches
Bild, wie das auf Fig. 69 genügt ja vollkommen, um das Verhältnis zwischen e-Drüsen und Haar,
balg klarzulegen. Bei der Besprechung des Bildes auf Taf. I Fig. 9 habe ich ja auch hervorgehoben,
daß die e-Drüse auf der „vorderen“ Seite des Haarbalges sich befindet. Werden die e-Drüsenknäuel
groß, so können sie sich mehr oder weniger weit um den Haarbalg herumlegen, so daß
sie dann nicht nur auf der „vorderen“, sondern auch auf anderen Seiten dem Haarbalge anliegen,
und in noch ausgedehnterem Maße kann ein solches Bild entstehen, wenn andere e-Drüsenanlagen,
die sich in der Nähe des Haares befinden, mit ihren Knäueln so nahe an den Haarbalg heranrücken,
daß sie auf dem Schnitte mit getroffen werden. Rabl (1902) hat also ganz recht, wenn er sagt,
daß in der Kopfhaiittdie Knäuel der Knäueldrüsen zwar stets in dichtester Nähe der Haarfollikel
von gemeinsamen, horizontalen Maschen 'des Oorium umschlossen liegen,,,daß der Ausführungsgang
aber sich von dem Follikel abwendet. Als Grund dafür gibt er. an, daß der Follikel eine schiefe Lage
besitzt, während der Ausführungsgang in senkrechter Bichtung nach außen zieht. Er gibt mit dieser
Erklärung aber keine wirkliche Erklärung, sondern nur eine Beschreibung des vorliegenden Bildes.
Eine Erklärung ergibt erst die Entwickelung der beiden Teile, wie ich sie soeben vorgeführt habe.
Es geht aus dem b ishe r B espro chenen h ervor, daß die e-Drüsen niemals einen
Zusammenhang m it einem Haa rba lg e b e s itz en , auch n ic h t embryonal. S ie leg en
s ich s t e t s fr e i von der E pide rmis aus an und b eh a lten diese: fr e ie Ausmündung während
des ganzen Lebens. S ie haben also auch m it den „primären E p ith e lk e im en “
ab so lu t n ic h t s zu tun. Im G eg en sä tze zu ihnen leg en sich die a-Drüsen ursprünglich
s t e t s im Zusammenhänge mit einem Ha a rba lg e an, von diesem , en tsp r in g en d , als
S e k u n d ä r e D iffe r en z ie ru n g en “ des .;,primären Haarkeimes“. Wo also eine a-Drüse auf-
tritt, ist ganz sicher auch ein „primärer Epithelkeim“ vorhanden gewesen, höchstwahrscheinlich auch
ein Haar, das hier aber eventuell rudimentär geworden und ausgefallen sein kann. Mm haben die
Untersuchungen einer größeren Anzahl von Forschem ergeben, daß die a -D rüsen u n te r Um s
tän d en an dem H a a rb a lg e während ihrer w e ite ren E n tw ick e lu n g in die Höhe w an dern
können und auf d ie se Weise sogar von dem Haarbalge aus auf die benachbä'rt^|
E p id e rm is abwandern kön n en , so daß s ie dann ganz fr e i ausmünde%:.ganz ähnlich
wie die e-Drüsen. Es wird das wohl in der Weise zustande kommen, daß während der Entwickelung
der Haarbalgtrichter sich erweitert, sö‘ daß er teilweise zur Epidermis gezogen^wird, dann muß die
Ausmündungsstelle der a-Drüse auch entweder in das oberste Ende des Trichters oder schon auf die
Epidermis verlegt werden, aber immer ganz in der Nähe des Haares verbleiben. Augenscheinlich kommen
auch weiter Fälle vor, in denen von der primären Anlage, aus sch ließ lich nur die a-Drüse
ü brig b le ib t, so daß sie dann e rst r ech t alis.seine fr e i a u s m ü n d e n d e Dr§§^ e rsch e in t; ich
erinnere hier an das Bild, das ich auf Taf. I Fig. 3 vom Schweine; gegeben habe. Von verschiedenen
Forschern ist angegeben worden, daß gerade beim Schweine verhältnismäßig viel freie Drüsen Vorkommen,
aber auch bei anderen Tieren sind sie gefunden worden. Die Abwanderung der Einmündung
in den Haarbalg auf die Oberfläche der Epidermis ist z. B. beim Maulwurfe von Wimpfheimer (1907)
eingehend untersucht worden, und ich habe oben bei der Besprechung der Bilder auf Taf. VII Fig. 61
und 63 schon dieses Verhalten des Ausführungsganges der a-Drüsen erwähnt. Von e-Drüsen
fin d e t man also nur freimün dende, von a-Drüsen so lch e , die in den H aarbalg münden
und so lch e, die fr e i münden. Wenn nun, wie das bei den bisherigen Untersuchungen stets geschehen
ist, auf die Art der Drüse weiter nicht geachtet wird, sondern nur angegeben wird, daß sich
bei dem Tiere und an der Hautgegend freimündende Drüsen vorfinden im Gegensätze zu den sonst
in die Haarbälge einmündenden, so kann man sich nach dem Gesagten leicht vorstellen, daß solche
Angaben zu der Frage der Verteilung der beiden Drüsenarten in der Tierwelt nicht klärend, sondern
nur verwirrend wirken können. Ich habe diese Einwirkung an mir selbst sehr deutlich empfunden,
als ich es zuerst versuchte, mir an der Hand der Literatur ein Büd zu entwerfen von unseren bis-
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Zoologien. Heft 72,