geeignet sein, manche giftigen Exkrete fortzuschaffen. Wie es zu erklären ist, daß diese „Exkretionsdrüsen“
zu Emährungsdrüsen für die Jungen werden, ist freilich noch durchaus dunkel. Jedenfalls
könnte man diese ganze Drüsenart, die so verschieden von allen übrigen ist, mit einem besonderen
Namen bezeichnen, um sie hervorzuheben, ich würde dazu die Bezeichnung „S to ffd rü sen “ vorschlagen.
Die sonstigen Drüsen geben ein Sekret ab, in dem die wirksamen Stoffe im wesentlichen
in einer Flüssigkeit gelöst sind.
Die „apokrinen“ Drüsen können augenscheinlich Sekrete abgeben, die physiologisch sehr verschieden
sind, sie kommen bei Wirbellosen und Wirbeltieren vor und können in sehr verschiedenen
Teilen des Körpers sich finden, Darm, Ham- und Geschlechtsorgane, Haut. Sie bilden wahrscheinlich
eine besondere Drüsengruppe für sich, die „ ap ok rin en -Drüsen“, die „ S to ffd rü sen “, die Drüsen
mit „A u sw u ch ssek r e tion “, und sind k e in e sp e z ie llen „Hau td rü sen “, sondern kommen in
der Haut eben auch vor, wie an anderen Körperstellen. Sie sind von den „ekkrinen“ Drüsen
daher auch ihrer ganzen Art na ch g ru n d v er sch ied en . Dieses ist stets im Auge zu behalten.
Sie liegen eben nur z u fä llig , bei den Säugern, mit den „ekkrinen“ Drüsen zusammen auch in der Haut.
5. Was die E n tw ick e lu n g anlangt, so entsteht die „apokrine“ Drüse zusammen mit dem
Haare aus dem „primären Epithelkeime“ (Marks) und wächst dabei von dem Haarbalge aus. Die
„ekkrine“ Drüse dagegen entwickelt sich stets direkt von der Epidermis aus und hat mit dem Haarbalge
gar nichts zu tun. Im Laufe der weiteren Entwickelung können dabei die Mündungen der
„apokrinen“ Drüsen an den Haarbälgen in die Höhe rücken und so später entweder im obersten Teile
des Balges liegen, dicht vor oder an der Ausmündungsstelle dieses, oder sogar auf der freien Epidermis
selbst, in geringer Entfernung von dem Haarbalge. Der einfache Befund einer frei auf der Epidermis
ausmündenden Drüse ist daher n ic h t charakteristisch für die Drüsenart: während die „ekkrinen“
Drüsen s t e t s frei münden, können es auch die „apokrinen“ Drüsen.
6. Was das Vorkommen der beiden Drüsenarten anlangt, so sind die „apokrinen“ Drüsen bei
den bei weitem meisten Säugetieren im Zusammenhänge mit den Haaren über den größten Teil des
Körpers verbreitet, die „ekkrinen“ Drüsen kommen bei diesen Tieren dann nur vor an Stellen, an
denen sich keine Haare entwickeln, oder nur solche Haare, an denen sich „apokrine“ Drüsen wohl
anlegen, aber nicht völlig entwickeln können (Sinushaare), oder auch in bestimmten Hautdrüsenorganen,
in denen sie sich unter Umständen zu sehr mächtigen Drüsenmassen entwickeln können
(so in den Carpaldrüsen des Schweines). Bei manchen Affen kommen die „ekkrinen“ Drüsen dagegen
auch neben den „apokrinen“ Drüsen auf denselben Hautstellen vor und überwiegen dabei teilweise
schon. Beim Menschen treten sie auf dem größten Teile der Körperoberfläche nur noch allein auf,
während die „apokrinen“ Drüsen auf bestimmte Hautstellen beschränkt sind, auf denen sie dann
mit den ekkrinen Drüsen zusammen vorzukommen pflegen. D ie G le ich b e r e ch tigu n g resp. das
Überwiegen der „ekkrinen“ Drüsen tritt also auf im Pr im atenstamme .
7. Es erscheint zunächst auffallend, daß von der Epidermis zwei so deutlich verschiedene Drüsenarten
auswachsen können wie die „apokrinen“ und „ekkrinen“ Drüsen. Die Ursache für diese Verschiedenheit
ist wohl darin zu suchen, daß die „ekkrinen“ Drüsen d ir ek t von der E pide rmis abstammen,
während sich die „apokrinen“ Drüsen von den primären E p ith e lk e im en aus entwickeln
resp. von den Haarbälgen aus, also von einem schon b esonders d iffe r en z ie r ten O b e rh au tep
ith el.
8. Außer den „apokrinen“ Drüsen gehen aus dem primären Epithelkeime und zwar wiederum
von dem Haarbalge, noch hervor die „Talgdrüsen“. Diese sowohl wie die „apokrinen“ Drüsen sind
also „Haarbalgdrüsen“. Daher paßt diese Bezeichnung nicht zu einer besonderen Benennung der
„Talgdrüsen“. Auch diese letzteren entwickeln sich also von einem besonders differenzierten Teile
der Epidermis aus. Eine gewisse Ähnlichkeit besitzen diese beiden Drüsenarten darin, daß in ihnen
beiden bei der Sekretion „Zellkörper“ verloren geht: bei den „Talgdrüsen“ der ganze und der Kern:
„holokrine-nekrobiotisehe“ Drüsen, bei den „apokrinen“ Drüsen ein mehr oder weniger großer Teil
des Zellkörpers und eventuell neugebildete Kerne: „merokrine-nekrobiotische“ Drüsen. Diese letztere
Eigentümlichkeit soll eben durch die Bezeichnung als „apokrine“ Drüsen zum Ausdrucke gebracht
werden, da hier das „apo“ das Abstoßen eines Teiles der Zelle hervorheben soll, im Gegensätze zu
dem „ek“ bei den „ekkrinen“ Drüsen, das hervorheben soll, daß nur Stoffe aus den Zellen heraustreten;
doch sind die „apokrinen“ Drüsen nur in bezug auf einen T eil ihrer Tätigkeit nekrobiotisch,
in bezug auf einen anderen T eil verhalten sie sich ähnlich den „ekkrinen“ Drüsen und sondern
flüssige Stoffe und eventuell noch Fett ab, ohne besondere Zellveränderungen. Es lassen sich bei ihnen
also zwei verschiedene Stadien unterscheiden: das der „nekrobiotischen Abstoßung“ und das der
„einfachen Sekretion“.
9. Die „Talgdrüsen“ und die „apokrinen“ Drüsen nehmen beide ihren Ursprung aus dem oberen,
distalen Abschnitte des Haarbalges, dem „Haarbalgtrichter“, dessen Epithel als eine noch verhältnismäßig
wenig differenzierte Epidermis anzusehen ist. Der darauf folgende, untere oder proximale Teil
des Haarbalges ist speziell für das Haar bestimmt, besitzt in den „Wurzelscheiden“ eine ganz spezifisch
differenzierte Epidermis und beginnt dicht unterhalb der Einmündung der Talgdrüse. Man
kann daher den Haarbalg zerlegen: in einen „D rü sen teil“ und in einen „H a a r te il“. Der „Drüsen-
t e il“ (der „Haarbalgtrichter“ ) kann augenscheinlich im Laufe der Entwickelung unter Umständen
noch wieder mehr oder weniger weit in die Epidermis zurückbezogen werden, daher dann die Möglichkeit,
daß die eigentlich von dem Haarbalge aus entspringende und daher später in ihn einmündende
„apokrine“ Drüse allmählich mit ihrer Mündung am Haarbalge entlang nach oben und bis auf die
freie Epidermis wandern kann. Immerhin ist diese rückläufige Verschiebung der Epidermis des Haarbalgtrichters
auf die freie Epidermisfläche nur eine geringe, so daß einmal nur die apokrine Drüse nach
außen gelangt, niemals die Talgdrüse, und daß zweitens dann die Ausmündung dieser entweder in
den Umbiegungs winkel des Haarbalgtrichters in die freie Epidermis zu liegen kommt, oder doch ganz
nahe an die Ausmündung des Trichters. Während also, wie ich oben schon bemerkt habe, die „ekkrinen“
Drüsen s te ts fr e i auf der Epidermis ausmünden, können daher auch die „apokrinen“ Drüsen
frei ausmünden, und aus diesem Grunde ist die Angabe, daß an einer Hautstelle die Drüsen „frei“
ausmünden, nicht so charakteristisch, daß man aus ihr auf die Art der Drüsen schließen kann.
Der „D rü sen teil“ des Haarbalges ist also eigentlich gar kein Haarbalg, er ist einfach der „An-
ia n g s t e il des primären E p ith e lk e im e s “, nur der u n te r e A b s ch n itt des primären Epithelkeimes
wird zum „r ichtigen Haa rba lg e“, hier entwickeln sich die Wurzelscheiden, die Papille,
kurz das, was wirklich zum Haare gehört. Das sieht man auch bei der Entwicklung des Haares.
10. Zur „E in te ilu n g “ der Hautdrüsen kann weder das „Sekret“ benutzt werden, denn
dieses ist je nach der Tierart und nach der Körperstelle außerordentlich wechselnd, so daß „Talgdrüsen“
ein Sekret liefern können, welches durchaus nicht mehr an Hauttalg erinnert, und „Schweißdrüsen“
ein solches, welches ebensowenig an Schweiß erinnert, noch die „Form“, denn die meist acinösen
Talgdrüsen können auch ganz ähnlich wie tubulöse Drüsen aussehen, und die im allgemeinen tubu-
lösen Schweißdrüsen können an Acini erinnernde Formen darbieten, noch die „ ep ith e lia le Musk
u la tu r“, denn, wenn diese auch den Talgdrüsen stets fehlt, so gibt es doch auch Schweißdrüsen,
Zoologica. Heft 78.
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