noch in höherem Maße als die e-Drüsen, und daß auch aus diesem Grunde a-Drüsen an bestimmten
Stellen des Körpers in größerer Menge erhalten geblieben sein können, so namentlich in der Achselhöhle,
so aber auch in anderen Abschnitten der ganzen „Begio sexualis“. Allerdings wird man dann
doch immer, je nach der Menge der Drüsen, auch eine Verschiedenheit des ganzen Körpers annehmen
müssen. Solche Überlegungen wird man bei diesen Untersuchungen nicht außer acht lassen dürfen,
trotzdem aber, wie mir scheint, zunächst die Verbreitung dieser Drüsen als Leitfaden für die Phylogenese
benutzen können. Daß diejenigen der jetzt lebenden Säugetierstämme, welche fast nur
a-Drüsen besitzen, in ihrem Stoffwechsel von den Affen und dem Menschen erheblich abweichen
müssen, ist zweifellos, die Stämme haben sich eben im Laufe der Zeiten immer mehr nach verschiedenen
Bichtungen hin entwickelt und sind infolgedessen einander immer unähnlicher geworden.
Aus dem bisher Gesagten geht hervor, daß die Hautdrüsen bei der bei weitem größten Mehrzahl
der Säugetiere für die Wärmeregulierung gar nicht oder kaum von Bedeutung sind. Die „Haar-
drüsen“ dienen zur Einfettung der Haare und der Haut und die a-Drüsen unterstützen sie dabei,
indem ihr flüssigeres Sekret in dem „Drüsenteile“ des Haarbalges sich mit dem dickeren der Haardrüsen
mischt, dieses herausspülen hilft und weiter zu seiner besseren Verbreitung auf Haar und Haut
beiträgt. Die a-Drüsen erzeugen die Milch, welche zur Ernährung der Jungen nötig ist, sie können
S ek r e te bereiten, welche Parasiten abschrecken oder töten und vor allem dienen sie als E x k r e tio n s -
organe für Stoffe, die dem Stoffwechsel des Tieres entstammen und ausgeschieden werden müssen,
da sie das Tier sonst schädigen würden, die also als giftig für das Tier anzusehen sind. Unter diesen
Exkreten befinden sich auch solche, die einen starken Duft besitzen, und diese letzteren sind wahrscheinlich
zu einem Teile oder ganz ätherisch. Sie verbreiten sich infolgedessen in der umgebenden
Luft und werden von anderen Menschen eingeatmet. Aus der Giftigkeit dieser Stoffe erklärt es sich,
daß die Luft in einem Baume, in dem eine größere Anzahl von Menschen versammelt ist, verhältnismäßig
schnell „schlecht“ wird, d. h. ungeeignet zur Einatmung. Die ätherischen Exkrete, mit denen
die Luft geschwängert ist, wirken eben giftig. Diese „exkretorische Tätigkeit“ wird man wohl sicher
als die Grund fuu ktion der a-Drüsen wie der e-Drüsen ansehen müssen.
Nun gibt es zweifellos Tiere, bei denen die e-Drüsen für die Wärmeregulierung gar keine Bolle
spielen, da die a-Drüsen fast allein vorhanden sind, und die trotzdem eine große körperliche Leistungsfähigkeit
und Widerstandsfähigkeit besitzen und sich auch weithin über die Erde verbreitet haben,
mit zahlreicher Bassenbildung. Ein solches Tier ist z. B. der Hund, bei dem nach den vorliegenden
Mitteilungen die Wärmeregulierung bewirkt wird durch die Lungen und die Zunge. Auch das Pferd
würde hierher gehören, doch sind bei diesem die a-Drüsen, wie ich schon erwähnt habe, derartig
modifiziert, daß sie der Wärmeregulierung zu dienen vermögen, wenn auch wohl nicht in so vollkommener
Weise wie die e-Drüsen. Vielleicht wirken beim Pferde auch die Lungen, ähnlich wie
beim Hunde, mit. Diese Beispiele lehren, daß es verschiedene Wege gibt, auf denen Tiere zu einer
großen körperlichen Leistungsfähigkeit und zu der Fähigkeit, sich weithin über die Erde auszubreiten,
gelangen können, doch scheint die durch die e-Drüsen bewirkte Wärmeregulierung hierin das Vollkommenste
zu leisten.
Zu der eben erwähnten e xk r e to r isch en Grundfunktion kommen noch andere Funktionen
hinzu, die ebenfalls von nicht geringer Wichtigkeit für Menschen und Tiere sein können. Auf diese
ak z e sso r isch en F u n k tion en oder N eb en fu n k tion en — es ist hier wie bei vielen Organen, daß
sie außer einer Hauptfunktion noch Nebenfunktionen haben können, die unter Umständen sogar die
Hauptfunktion allmählich an Wichtigkeit zu übertreffen vermögen — deuten vor allem hin die z ah lf
reichen Hautdrüsenorgane, welche sich bei vielen Säugetieren vorfinden. Weber (1886) hat bei Hippo-
potamus amphibius und (1888) bei anderen Säugetieren^ hierüber Untersuchungen gemacht. Es gelang
ihm, bei mehreren Tieren eigentümlich gefärbte Sekrete von tubulösen Hautdrüsen nachzuweisen.
So beschrieb er 1886 den „roten Schweiß“ von Hippopotamus amphibius: eine fadenziehende, schleimige
Flüssigkeit, die die Farbe von verdünntem Portwein hat. Sodann 1888 ein ganz andersartiges
rotes Hautsekret des Männchens von Halmaturus rufus, ein blaues Sekret des Weibchens von Ce-
phalolophus pygmaeus Pall., endlich bei Grimmia mergens ein schwarz gefärbtes Sekret der maxil-
laren Drüse. Er kommt zu dem Schlüsse, daß alle bis jetzt bekannten gefärbten Hautsekrete bei
Säugetieren, die ihre Farbe nicht schwarzen Pigmentkömem verdanken, durch tubulöse Drüsen gebildet
werden. Auch beim Menschen finden wir ja Ähnliches: die a-Drüsen des Achselhöhlenorganes
erzeugen oft ein stark gelbes Pigment, ebenso wie die des Gehörgangorganes. Bei Halmaturus
rufus haben die Haare an der Brust und Bauchgegend des Männchens an manchen Stellen einen
eigentümlich roten Farbenton, die krapprote Farbe ist dem Haare wie „auf- oder eingepudert“. Auch
die Haut selbst ist an diesen Stellen mit einer ebenso gefärbten Lage des roten Farbstoffes bedeckt.
Dieser Farbstoff wird geliefert von großen tubulösen Drüsen, welche in die Haarbälge einmünden
und die durchaus übereinstimmen mit den Knäueldrüsen. Der Drüsenteü zeigt sehr weite Kanäle,
die sich nach dem Ausführungsgange hin sehr verengern. In dem sekretorischen Abschnitte ist die
Muskellage sehr deutlich. Es handelt sich nach dieser Beschreibung also zweifellos um a-Drüsen. Die
Haut des Weibchens ist weit dünner und die hier ebenfalls vorkommenden Drüsen sind kleiner. Sie
erscheint nicht rot gefärbt. Der rote Farbstoff kann nur von diesen Knäueldrüsen geliefert werden.
Da die Drüsen bei den Männchen so außerordentlich stark entwickelt sind, so können sie so viel
Sekret liefern, daß dasselbe, auch wenn es den Farbstoff nur sehr verdünnt enthält, genügt, um die
sich vorfindenden roten Farbstoffmassen zu erzeugen. In diesem Falle bewirken die Drüsen also
einen auch durch das Auge deutlich erkennbaren Geschlechtsunterschied.
Bei einer Zwergantilope vom Congo, Cephalolophus pygmaeu s Pall., liefert die große maxi-
lare Drüse bei den beiden Geschlechtern wiederum ein verschiedenes Sekret. Die Drüse läßt schon
makroskopisch einen vorderen und hinteren Teil unterscheiden. Beim Weibchen ist nun der hintere
Teil stark indigoblau gefärbt, der vordere Teil dagegen blaßrot, wie bei so vielen Drüsen. Aus dem
hinteren Teile der Drüse tritt auch nur allein ein blaues Sekret heraus, mehr in der Mitte hat das
Sekret einen bläulichen Ton, im vorderen Teile der Drüse aber ist es farblos. Die Drüse setzt sich
zusammen aus acinösen und tubulösen Drüsen, doch bilden die letzteren den Hauptteil und sie sind
es auch, die den blauen Farbstoff abspheiden. Merkwürdig ist es nun, daß diese tubulösen Drüsen
in dem vorderen und hinteren Abschnitte der Drüse ganz gleich gebaut erscheinen, aber nur im hinteren
Teile den blauen Farbstoff erzeugen. Die Drüse des Männchens zeigt einen ganz entsprechenden
Bau, doch sind bei ihr die acinösen Drüsen stärker entwickelt. Die tubulösen Drüsen erzeugen hier
aber kein blaues, sondern ein helles Sekret. Es geht aus diesen Angaben also die sehr interessante
Tatsache hervor, daß tubulöse Drüsen, bei denen ein Unterschied im Baue nicht zu erkennen ist,
einmal bei den beiden Geschlechtern ein deutlich verschieden gefärbtes Sekret ausscheiden, ja, ein
solcher Unterschied ist sogar in den beiden Abteilungen der Drüse des Weibchens vorhanden. Aber
der Unterschied geht noch weiter. Das Männchen reibt sein Sekret am Weibchen ab. Dieses Sekret
hat im lebenswarmen Zustande einen eigentümlichen, durchdringenden, lange haften bleibenden,
echt tierischen Geruch, der als Beiz wirken könnte. Verfasser hat diesen Geruch früher einem oder
mehreren Körpern aus der chemischen Beihe der Buttersäuren zugeschrieben. Entsprechend dieser