Masse umgebildet, welche als Schutzschicht die Haut dauernd bedecken kann. Es findet also in den
Hautdrüsenorganen ein ähnlicher Vorgang statt, wie wenn man einen stark wirksamen Arzeneistoff
mit einer Salbengrundlage zu einer Salbe verarbeitet. Die e p ith e lia le Muskulatur der a-Drüsen
in diesen Hautdrüsenorganen ist nach Brinkmann sehr verschieden stark entwickelt. Diese so verschiedene
Ausbildung der Muskulatur hängt nach ihm zusammen mit der Beschaffenheit des Sekretes
und mit der Art der Mündungsverhältnisse. Die Antorbital- und Präputialdrüsen stehen in Beziehung
zum Geschlechtsleben, die Entleerung der Zisternen. erfolgt durch quergestreifte Muskulatur unter
dem Einflüsse des Willens. In manchen Fällen sind die Schweißdrüsen des Interdigitalorganes nach
Brinkmann zu zwei verschiedenen Arten differenziert, die sieh nach Größe, Form und Art der Sekretion
unterscheiden (Behe, Schafe). Ich habe diese Organe nicht selbst untersuchen können und
kann daher Näheres über die beiden Drüsenarten nicht angeben. Das Sekret fällt nach Brinkmann
als eine oft grünliche Masse ab nnd dient dazu, die Spur des Tieres kenntlich zu machen, wodurch
das Zusammenhalten der verschiedenen gesellschaftlich’lebenden Arten gesichert wird. Was die B e d
eu tu n g d ie ser Hau td rü sen o rg an e anlangt, so hält Brinkmann, ähnlich wie auch Pocock u. a.,
die E rz eugun g von D u ftsto ffen für ihre wesentliche Tätigkeit. Diese Stoffe sind wichtig für das
Geschlechtsleben und zur Fixierung der Spur der Tiere. D ie se Absonderung der D u ft s to ffe
is t während der B ru n s tz e it g e ste ig e r t. B ei manchen Wiederkäuern Scheint die ganze
Körpe robe rflä ch e diesen ch a r a k te r istisch en D u ft ab zu g eb en , bei anderen sind die
Hautdrüsen o rg an e die U r sp ru n g so r te , da die ü b rige H au t drüsenarm ist. Verfasser
gibt in bezug hierauf eine genaue Übersicht über die Hautdrüsenorgane der verschiedenen untersuchten
Tiere. Diese hier von Brinkmann mitgeteilten Beobachtungen lassen meiner Meinung nach
daran denken, daß auch die beim deu tsch en Weibe in den Labia majora, am Mons pubis
und e v e n tu e ll noch in der B au ch h au t a u ftr e ten d en a-Drüsen e in e so lch e g e s c h le c h tlic
h e F u n k tio n zu e rfüllen haben. Sie stellen einen starken U n te r sch ied her zwischen dem
männlichen und dem weiblichen Geschlechte. Demgemäß wird auch der Duft, der von den beiden
Geschlechtern ausgeht, ein verschiedener sein, ein geschlechtlich spezifizierter. Ich werde weiter unten
noch auf die menschlichen Gerüche näher einzugehen haben und wir werden sehen, daß das darüber
Bekannte dieser Annahme wohl entsprechen dürfte. Als Beispiel dafür endlich, welche Nebenfunk-
tionen solche Hautdrüsenorgane eventuell erfüllen können, will ich hier noch anführen, daß nach
Brinkmann auch als „Schreckmittel“ gegen andringende Gegner die reduzierten Antorbitalorgane bei
Hirschen dienen sollen: das durch Größe und Muskulatur ansehnliche, als Drüse aber rudimentäre
Organ wird von erschreckten Tieren weit geöffnet und läßt dann die Augen weit größer erscheinen.
Dies ist dann aber natürlich nicht eine Verwendung der Funktion des Hautdrüsenorganes, sondern
nur seiner Beste.
Daß die Hautdrüsen auch bei w e it n ied r ig e r steh en d en Tieren schon ähnliche Neben-
funktionen zu erfüllen haben, wie die hier geschilderten, die namentlich auch für das Geschlechtsleben
von besonderer Bedeutung sind, geht aus der prachtvollen Schilderung der Liebesbezeugungen zwischen
dem Männchen und Weibchen der Axolotl hervor, welche Qasco (1881) gegeben hat, und die zu lesen
wirklich ein Genuß ist, so lebendig ist sie gehalten. Bei diesen Tieren scheint der Geruch sowohl des
Samens wie der Kloakendrüsen eine wesentliche Bolle zu spielen. Ich verweise deshalb auf diese
Schüderung noch besonders.
Wenn diese Drüsen für die Tiere und den Menschen als „Duftorgane“ von Bedeutung sein
sollen, ist es notwendig, daß d ie v on ih n en a u s g e h e n d e n Gerüche durch das Geruchsorgan
wahrgenommen werden. Wir wissen, daß das Geruehsorgan bei den niederen Wirbeltieren sehr
stark entwickelt ist, daß es gewissermaßen das Haupt- und Grundsinnesorgan der Tiere darstellt,
und daß auch bei vielen Säugetieren der Geruchssinn sehr hoch entwickelt ist, während seine Entwickelung
beim Menschen ganz erheblich schwächer geworden ist. Hagen (1906) hat in seiner „Sexuellen
Osphresiologie“ eine äußerst umfassende und interessante Zusammenstellung alles dessen gegeben,
was sich auf die sexuellen Körpergerüche bezieht. Er weist darauf hin, daß nach William
Turner, welcher die Säugetiere in „mäkrosmatische“ , „mikrosmatische“ und „anosmatische“ eingeteilt
hat, der Mensch zur Gruppe der „mikrosmatischen“ Säugetiere gehört und also in osphresiologischer
Hinsicht keineswegs die letzte Stelle in dem Beiche der Säugetiere einnimmt (S. 7). Die praktische
Bedeutung des Geruchssinnes für die Tierwelt betrifft nach Hagen vorzüglich die wichtigen Funktionen
der Ernährung und des Geschlechtstriebes: Ernährung und Geschlechtstrieb sind für die Tiere wichtiger
als die durch Auge und Ohr vermittelten Eindrücke, und die durch diese hervorgerufenen geistigen
Begungen. Daher ist der Geruchssinn für die Tiere noch von ungeheurer Wichtigkeit. Zwaardemaker
11899) -sagt nach Hagen darüber:
„Unsere züsaffimtiigisetztSB Gesichtevoistellungen, so allgemein plastisch infolge des buiiwaiärnii Sehens, die verwickelten
Klangvorstellungen, worin uns die Macht der Sprache fühlbar wird, eie mangeln den Tieren fast gänzlich, und
an deren Stelle tritt eine wunderbare Welt von GeruchsvorstelluHgen, reichhaltiger und vielfältiger als wir sie zu bilden
imstande sind.“ (S. 2.)
Zwaardemaker hat auch für den Geruchssinn die sehr, richtige Bezeichnung eingeführt eines
„Sinnes für die Nähe!1. Der Geruch ist eine Eigenschaft, welche von der Materie nicht getrennt
werden kann. Daraus erhellt seine große Bedeutung für das Erkennen der Nahrung, der Spur, der
Beute oder des Verfolgers, für das Auffinden des Geschlechtes. Überall, wo ein charakteristischer
Geruch sioh kundgibt, wird man auch gewiß wenigstens etw as von dem Stoffe finden, der diesen
bestimmten Geruch erzeugt, wie das Auge das Sinnesorgan für die Entfernung ist, ist der Geruch
dasjenige für die Nähe. (Zwaardemaker S. 254 und Hagen S.- 6.) Hagen führt eine große Menge von
Beobachtungen an über die sexuelle Bedeutung des Gerüche!, der von der Haut ausgeht, unterstützt
allerdings auch durch die Gerüche, die von den Drüsen der Geschlechtsorgane ausgehen, für Tiere
und Menschen. Im allgemeinen scheinen bei den Menschen die südlichen Völker einen stärkeren Geruch
zu verbreiten, als die nördlichen. Dieser Geruch kann einmal ein allgemeiner Körpergeruch sein,
der dem V o lk sstam m e eigen ist, oder er kann auch innerhalb dieses Volkes ein bestimmter Ge-
sch leoh tsg eru ch sein, der auf die beiden Geschlechter gegenseitig reizend wirkt. Es scheint aber
auch, daß ein b e stim m te r Geruch des w e ib lich en Körpers, ein spezifischer Geschlechtsgeruch,
diesem bei sehr verschiedenen Völkern anhaftet, daß er also gewissermaßen ein internationaler, allgemein
menschlicher, sp e z ifisch e r Weibesgeruoh ist. Haqen führt hierfür eine Beobachtung an:
Bei den Südseeinsulanem wurde die europäische (französische) Geliebte eines Botanikers, die ihn in
Manneskleidung begleitete, bei der Landung auf der Insel von den Eingeborenen nur durch den Geruchssinn
als Weib erkannt. (S. 171.) Auch bei den Indianern Südamerikas scheint der Sexualgeruch
des Weibes noch eine große Bolle zu spielen. (S. 171.)
Ja sogar für Tiere scheint der Unterschied zwischen dem Gerüche des männlichen und
w e iblichen Menschen deutlich erkennbar zu sein, denn es sind Mitteilungen gemacht worden
darüber, daß männliche Tiere mehr Zuneigung zu Frauen haben und sich von solchen leichter regieren
lassen, und ebenso umgekehrt weibliche in bezug auf Männer. Das würde dann dafür sprechen, daß
der spezifische Geschlechtsgeruch dem Menschen von seinen tierischen Vorfahren her uberkommen