der Chorda iympam wurde zuerst von G a u p p 1905 für Didelphys, von C o r H 1915 für Dasyurus
und für Mams 1905 von . v a n K ä m p e n festgestellt. Bei allen übrigen bisher untersuchten
baugerformen verlief die Chorda tympani über den lateral vorderen Umfang des Hyale. Um über
die Ursache des abweichenden Verlaufs bei Diddphys etwas sagen zu können, will ich zunächst die
Topographie jenes Abschnitts des Facialis bei Didelphys rekapitulieren, und zum Vergleiche Mus
rattus heranziehen, eine Form, bei der die Chorda tympani ganz den typischen Verlauf zeigt. Der
Facialis verläßt k a u d a l vom Ansatz des Hyale an der Crista parotica den Sulcus facialis und
zieht wahrend er die Chorda tympani abgibt, parallel zum Beichertschen Knorpel nach unten.
Bei Mus rattus, wo das Hyale nach seinem Abgange von der Crista parotica zunächst nach hinten
umbiegt, erfolgt seme Überquerung durch den Facialis sofort, und auch die Abgangsstelle der Chorda
tympani liegt bereits l a t e r a l vom Hyale. Die Abzweigungsstellen der Chorda tympani unterscheiden
sich bei Mus und Diddpliys in ihrer Lage zum Beichertschen Knorpel n i c h t , weil das
Verhalten des Nerven variiert, wie F u c h s meint, der Lepus und Diddphys verglichen hat, sondern
weil die Gestalt des Hyale selbst eine andere ist. Der Abgang erfolgt bei beiden von mir untersuchten
Tieren vom Medialrande des Facialisstammes dort, wo dieser durch die. Incisura stylomastoidea
pnmitiva soeben den Schädel verlassen hat, und die Chorda tympani zieht nun sofort in merHq]
ventraler Biehtung zum Cavum tympani. Bei Mus rattus biegt das Hyale von seinem Ansatz an der
rfsta parotica aus zunächst ein Stück n a c h h i n t e n um und schließt (wie z. B. auch bei Lepus)
dadurch die Austrittsstelle des Facialis von der Ventralseite her ab. Infolgedessen muß der Nerv
eim Verlassen des Schädels die Lateralseite des Hyale sofort kreuzen, und die nur wenig ventral
vom Foramen stylomastoideum liegende Ausgangsstelle der Chorda befindet sich auch bereits lateral
vom Beichertschen Knorpel, und nur durch seine Überkreuzung kann sie zum Cävum tympani
gelangen. Bei Diddphys liegt aber die Sache anders! Dort zieht der Beiehertsche Knorpel sofort
s e n k r e c h t vom Unterrande der Crista parotica nach unten, ohne erst eine Biegung nach hinten
zu machen. Die Wendung des Facialis in ventraler Biehtung erfolgt kurz h i n t e r ihm. Eine
Uberkreuzung des Hyale durch den Facialisstamm findet zunächst nicht s ta tt, da ihr Verlauf parallel
ist. E rst viel weiter ventral kommt der Facialis auf die Lateralseite des Hyale zu liegen, dort, wo
er direkt in oraler Biehtung umbiegt. Die Chorda wird naturgemäß aber längst vor dem Ü b e rtra g ::
des Facialis auf die Lateralseite abgegeben; infolgedessen unterbleibt auch die Umschlingung, und
sie gelangt von h i n t e n hier auf die mediale Seite-des Hyale, ohne es zu überkreuzen. Die Stehen,
wo bei Mus rattus und Lepus einerseits und bei Diddphys andererseits der Facialisstamm auf die:
Lateralseite des H yale gelangt, sind somit gar nicht m iteinander zu vergleichen, und ich halte F u c h s ’
Ansicht, der ihre Verschiedenheit nicht sieht und auf die ungleiche Lage der Kreuzungspunkte zum
Abgang der Chorda tympani die Ansicht zu gründen sucht, daß der Nerv, nicht das Skelettstück,
ein variables Verhalten zeigt, für völlig unbegründet. Zwar war keins der mir vorliegenden E n twicklungsstadien
jung genug, um festzustellen, wie die Anlage des Hyale im Verhältnis zur Chorda
erfolgt, doch bin ich nach dem Verlauf, den der Beiehertsche Knorpel in gleicher Weise auf allen
Entwicklungsstufen von Diddphys zeigt, überzeugt, daß wir i n i h m die Ursache für die abweichende
Lage der Chorda zu suohen haben. Im übrigen ist dieser ganzen Frage, da Variationen bei so heterogenen
Gruppen, wie Edentaten und Marsupialiem Vorkommen und andererseits bei letzteren auch
unter- näheren Verwandten sowohl das typische Säugerverhalten als auch das abweichende von
Diddphys zu finden ist, meiner Ansicht nach kein großer Wert beizulegen. In ihrem peripheren
Verlauf zieht die Chorda tympani genau so wie bei allen anderen Säugern, und ich konnte auch bei
allen meinen Serien, wo das Goniale bereits angelegt war, seine Durchbohrung durch die Chorda
feststellen. Der Durchtritt ventral von der Sehne des Musculus tensor tympani ist, wie Be n d e r
feststellte, bei Marsupialiern ganz allgemein vorhanden. Für die Maus wurde er von D r ü n e r, für
das Kaninchen von V o i t festgestellt. Im allgemeinen aber kann man sagen, daß auch das Verhalten
der Chorda diesem Muskel gegenüber in der Säugerreihe sehr schwankt.
Nervus acusticus. Während im ganzen der Nervus acusticus die gleichen Verhältnisse
zeigt wie bei anderen Säugern, weist die Versorgung des Sacculus Besonderheiten auf, die ich mit
einigen Worten besprechen will. Für gewöhnlich wird bei den Säugern dieser Teil des Labyrinths
nur durch ein Nervenästchen versorgt, das dem Ramus inferior angehört und durch das Foramen
acusticum inferius in die Ohrkapsel eintritt. Nun h a t bereits V o i t von Lepus, Talpa, Erinaceus,
Galeopithecus und Senmopithecus, H o n i g m a n n für Megaptera nachgewiesen, daß der Sacculus
bei diesen Formen nicht allein durch ein Ästchen vom Ramus inferior des Acusticus innerviert wird,
sondern außerdem durch Nervenfasern, die vom Ramus superior kommen und durch das Foramen
acusticum superius ziehen. Bei Echidna und Peramdes fehlt dieses zweite Ästchen (Ramulus sac-
cularis superior). Deutlich konnte ich es dagegen bei Didelphys finden. (Siehe Seite 25, Figur 8.)
Es nimmt seinen Ursprung direkt vom Ganglion vestibuläre und zieht durch das Foramen acusticum
superius zu dem Vorderende der Macula sacculi. Nach hinten zu folgt nun ein stärkerer Nervenast,
der durch das Foramen sacculare inferius geht. (Siehe Seite 25, Figur 9.) E r stammt vom Ramus
inferior des Acusticus und ist als der normale, allgemein verbreitete anzusehen. Außer diesen beiden
aber erhält der Sacculus bei Didelphys noch eine d ritte nervöse Versorgung. (Siehe Figur 10.) Ein
feines Nervenästchen, das ich Ramulus saccularis inferior posterior nannte, tr i t t h inter dem Ramulus
saccularis inferior durch das Foramen acusticum inferius zur Macula sacculi. An Stärke ist es etwa
dem Ramulus saccularis superior gleich, bedeutend schwächer als der Ramulus saccularis inferior.
Ich glaube nicht, daß dieser Nerv schon für eine andere Form beschrieben worden ist, doch handelt
es sich wohl nur um eine unbedeutende Eigentümlichkeit des Nervus acusticus von Diddphys.
Tuberculum tympani, Crista parotica. Bei Betrachtung der Lateralansicht des
Knorpelschädels von Diddphys (siehe Tafelfigur 1) ist recht auffallend das völlige Freiliegen der
Gehörknöchelchen. In gleicher Weise liegen sie bei Echidna und Peramdes, während sie bei Lepus,
Homo und anderen Formen durch das Tegmen tympani in ausgedehntem Maße gegen die Außenwelt
abgeschlossen sind. Dieses stellt, wie v a n K ä m p e n nachwies, eine Neuerwerbung des Säugerschädels
dar, die in progredienter Entwicklung begriffen ist. Neben seiner Funktion der lateralen
Bedeckung der Paukenhöhle wird der mediale Teil des Tegmen tympani zur Überdachung des sekundären
Facialiskanals herangezogen. Ein Maximum der Ausbildung zeigt es wohl beim Kaninchen,
wo schon in frühen knorpeligen Stadien sowohl der mediale als auch der laterale Teil gut entwickelt
sind. Späterhin dehnt sich dann das Tegmen tympani noch erheblich stärker nach vorn und lateral
aus und bildet entlang der ganzen Schneckenkapsel noch ein Dach für das Cavum tympani. Von der
beschriebenen Knorpelbildung ist bei Diddphys noch n ich ts'zu sehen; dagegen finden wir an der
lateralen Wand der Pars utriculo-ampullaris anterior einen kleinen Knorpelhöcker, den ich als Tuberculum
tympani bezeichnet habe. Er liegt dorsal zur Fossa incudis, ihr vorgelagert und artikuliert
mit dem Crus breve des Amboß. Zugleich bildet er den dorsalen Abschluß der Fossa incudis und die
orale und dorsale Fortsetzung der Crista parotica. Ferner betonte ich oben bereits, daß der Bindege
webszug, der an die Crista cochlearis ansetzt und den lateralen Abschluß des Cavum supracochleare
bildet, nach hijiteii zu bis zum Tuberculum, tympani reicht, Aus diesen Lagebeziehungen folgere ich,