ist und ihm noch jetzt anhaftet, und daß weiter dieser Geschlechtsgeruch in der ganzen Säugerreihe
der nämliche ist. Wir würden hiernach einen „ S ä u g e tie r g e s c h le c h ts g e ru c h “ anzunehmen haben.
Das würde wieder eine sehr interessante und wichtige Tatsache sein.
In Mexiko wird nach Hagen behauptet, daß Mischlinge aus europäischem Blute teilweise den
Geruch beibehalten, welcher der Hautausdünstung der beiden Urgeschlechter eigen is&pS. 1 7 lip E s
ist eine bekannte Tatsache, daß solche „Nationalgerüche“ nicht auf irgend welcher Unreinlichkeit
beruhen, sondern im Gegenteil um so stärker hervorzutreten pflegen, je reinlicher der Körper gehalten
wird. Es wird dies wohl darauf zurückzuführen sein, daß durch das Waschen die Zersetzungsgeriiche
der Sekrete verschwinden, und daß dann der spezifische Geruch um so reiner und daher auch stärker
hervortritt. Sehr gewöhnlich findet man weiter, daß diese Nationalgerüche anderen Völkern .unangenehm
sind, während innerhalb des Volkes der eigene Geruch angenehm empfunden wird. Die
Geschlechtsgerüche scheinen hauptsächlich auszugehen, abgesehen von den Sekreten der eigentlichen
Geschlechtsdrüsen von den Drüsen der Hautgegenden, die in der Nähe der äußeren Geschlechtsteile
liegen, und auch von der Achselhöhle. In diesen Gegenden würden ja nun, nach dem, was ich in
dieser Arbeit mitgeteilt habe, beim Menschen die a-Drüsenanhäufungen liegen, und diese würden dann
voraussichtlich für diese spezifischen Gerüche verantwortlich zu machen sein.
In bezug auf die A ch se lh ö h le liegt eine sehr interessante Beobachtung vor, die Hage» (S. 92)
mitteilt. Ein Mecklenburger Bauembursche, der es auf die Mädchen abgesehen hatte, hat sieh mehr:
fach Mädchen dadurch gefügig gemacht, daß er beim Tanze sein Taschentuch unter der Achselhöhle
trug und dann bei Gelegenheit mit diesem durchschwitzten Tuche seiner Tänzerin den Schweiß vom
Gesichte abwischte. Die Wirksamkeit dieses Verfahrens kann ja nur darauf beruhen, daß der Geruch
des Achselschweißes das Mädchen so stark geschlechtlich erregte, daß sie gefügig wurde. Da ja nun
Achselschweiß bei beiden Geschlechtern abgeschieden wird, und, wie es scheint, beim weiblichen Ge-
schlechte die spezifischen a-Drüsen noch stärker entwickelt zu seih pflegen, als beim männlichen, so
muß man wohl annehmen, daß auch der Geruch des weiblichen Achselhöhlenschweißes in ähnlicher
Weise erregend auf den Mann einwirkt. Hagen führt an derselben Stelle auch ein weiteres Beispiel
an, bei dem dieser letztere Vorgang angenommen werden muß. Ein Mann, der sich mit dem durchschwitzten
Hemde einer bei einem Hochzeitsfeste befindlichen Dame den Schweiß vom Gesichte
wischte, wnrde in diese Dame sterblich verhebt. (Es handelte sich hierbei um historische Persönfißh-
keiten.) In diesem Falle enthielt das durchschwitzte Hemde ja allerdings nicht nur den Geruch des
Achselschweißes, sondern den des gesamten Körpers, also voraussichtlich vorzüglich auch den der
Genitalgegend. Eine sehr interessante weitere Mitteilung in bezug auf die Ausdünstung des ganzen
Körpers, die Hagen aber nicht mitteüt, ist die, daß bei der Auswahl einer weiteren Frau für einen
ostasiatischen König nach der Auswahl durch Besichtigung auch noch in der Weise verfahren wird,
daß man die zur engeren Auswahl gestellten Mädchen schwitzen läßt, und dann dem Könige die
durchschwitzten Hemden vorlegt, damit dieser sich danach dasjenige Mädchen aussuchen kann, welches
ihm am besten zusagt.
Was die Gerüche des g e sam ten übrigen Körpers a n la n g t, so werden von hierfür empfindlichen
Menschen nach Hagen die Gerüche der einzelnen Körperteile des Weibes als verschieden
beschrieben und empfunden. Als besonders berauschend wird der Duft des Kopfhaares hervorgehoben,
aber auch der Duft der Brüste und der des aus dem Munde entweichenden Atems wird betont. Für
das Kopfhaar würden beim Menschen ja nur e-Drüsen in Frage kommen, ebenso im wesentlichen für
die Brüste, denn hier finden sich a-Drüsen ja nur in verhältnismäßig geringer Zahl im Warzenhofe
und die Ausbildung dieser beginnt erst während der Schwangerschaft und erreicht ihren Höhepunkt
erst während der Laktation. Für den Atem, würden Hautdrüsen überhaupt nicht in Frage kommen.
Es ist in der Tat merkwürdig, daß der eigenartige frische und reine Duft des Atems von gesunden
Jungfrauen mehrfach hervorgehoben worden ist. Ähnliches wird auch angegeben von dem Atem
kleinerer Kinder.
Von eu ropäisch en Völkern sind es auch wieder hauptsächlich die südlichen, von denen
solche Beobachtungen resp. die Mitteilung solcher Beobachtungen, so auch in der Literatur, vorliegen,
Diese Mitteilungen rühren im -wesentlichen von Männern her und beziehen sich auf die Weiber, es ist:
aber wohl anzunehmen, daß die Weiber dieser Völker auch entsprechende Beobachtungen bei den
Männern machen werden, die nur nicht so zur allgemeinen Kenntnis kommen, da die Männer ja ein;
mal in der Liebe mehr den aktiven Teil darstellen, und da sie als Dichter und ^Schriftsteller weit mehr
hervortreten, als die Frauen und somit auch ihre Beobachtungen und Empfindungen eher bekannt
werden. Allerdings wird ja auch angegeben, daß die Männer im allgemeinen ein schärferes GeruchS-
vermögen besitzen sollen als die Weiber. Im großen und ganzen scheint nach den vorliegenden Beobachtungen
die Abgabe und die Wahrnehmung von sexuellen Gerüchen und damit die Bedeutung
dieser für das Volk zuzunehmen, je tiefer der Volksstamm steht, je ursprünglicher er seiner Entwickelung
nach ist und je tiefer er kulturell steht. Es läßt sich das verstehen, da bei solchen Völkern die
giejfhlechtlichen Genüsse an erster Stelle zu stehen pflegen in der ganzen geistigen Sphäre und andere
geistige Betätigung verhältnismäßig unbedeutend zu sein pflegt. Andererseits findet man allerdings
gerade außerordentlich raffinierte Betätigungen in bezug auf die sexuellen Gerüche bei kulturell hochstehenden
rezenten Völkern. Wenn es im allgemeinen den Eindruck macht, daß die Stärke der Abgabe
der Gerüche, wie auch die der Warnehmung mit dem tieferen Standpunkte des Volkes zunimmt, so. würde
uns..das zur Tierwelt überleiten. Selbstverständlich kann es dabei aber auch Vorkommen, daß einzelne
Individuen auch in rezenten hochstehenden Völkern, sowohl was Abgabe wie Wahrnehmung solcher
Gerüche anlangt, diese frühere tierische Begabung in besonderem Maßstabe ererbt haben und nun
infolge ihrer modernen geistigen Ausbildung mit besonderem Baffinement diesen Empfindungen nachgehen.
Wie Hagen hervorhebt, ist die Anwendung der zahlreich en k ü n stlich en Parfüme, hauptsächlich
vonseiten der Weiber, die wir schon seit dem ägyptischen Altertume her kennen, nur als
ein Versuch anzusehen, die von ihrem Körper ausgehenden sexuellen Gerüche zu verstärken, um
dadurch den Männern anziehender zu werden. Allerdings können diese künstlichen Wohlgerüche auch
einem zweiten Zwecke dienen, nämlioh dem, unangenehme Gerüche, die den Mann abstoßen würden,
zu verdecken. Unterscheiden doch die Indier bei ihren Frauen ganz bestimmte Gerüche, nach denen
sie die Frauen in verschiedene Klassen einteilen, und stimmen doch diese Gerüche überein mit Duftstoffen,
die aus dem Tierreiche und Pflanzenreiche bekannt sind. Solche Stoffe würden dann wieder
je nach der Lieblingsneigung des Mannes von den Frauen verwendet werden, um die Kraft ihrer
Anziehung zu erhöhen. Bei der fortschreitenden Entwickelung der Menschheit ist der Geruch bekanntlich
immer mehr zurückgetreten, die für uns nützlicheren Sinne für die Femempfindung, der
Gesiohtssinn, der Gehörssinn, haben sich demgegenüber immer stärker ausgebildet und so ist es nur
natürlich, daß bei den jetzigen Kulturvölkern auch die Empfindlichkeit für diese Körpergerüche mehr
und mehr abgenommen hat, und damit die Wichtigkeit der Gerüche für unser Leben. Immerhin
empfinden bekanntlich auch die Europäer den Geruch fremder Völker oft unangenehm, wenn diese
Empfindung auch vielleicht nicht so stark ist, wie die der exotischen Völker dem Europäer gegenüber.
Wie weit der Geschlechtsgeruch und der individuelle Geruch bei uns u n b ewu ß t in unsem gegen