konnte sie aber nur bis zur 'Oberfläche der Basalplatte verfolgen. Daraus schloß ¿ e B w irl e t ganz
richtig, daß der größte vordere Teil der Basalplatte eine hypochordale Lage hat, da die Chorda sich
länger erhalten hätte, wenn sie i n, nicht a u f der Basalplatte gelegen hätte. Die Befunde bei
Megaptera bestätigen also diese Vermutung vollständig, wenn man von der kurzen, zwischen den
Schneckenkapseln in die Tiefe der Basalplatte eindringenden Chordaschleife absieht.
Da bei Balaenoptera der kaudale Teil der Basalplatte ü b e r der Chorda liegt, so h ä lt
es d e B u r l e t für unwahrscheinlich, daß es sich hier um „hypochordale Spangen“ handelt, vielmehr
wäre auch der „Körper des hypothetischen letzten Schädelwirbels in diesem Fall am Aufbau
der Schädelbasis beteiligt. Zwar ist die Möglichkeit, daß frühere Stadien andere Verhältnisse zeigen
und wir es hier mit sekundär abgeänderten Zuständen zu tu n haben, offen zu halten.“
Diese Möglichkeit verliert nun aber sehr an Wahrscheinlichkeit, da drei verschieden all|:-;
Stadien von Megapteraembryonen, die sämtlich relativ-jünger sind als der von d e B u r 1 e f f u n te r suchte
Balaenopterafetus, prinzipiell gleiche Lageverhältnisse zwischen Chorda und Basalplatte
aufweisen.
III. Zusammenfassung.
Rückblick.
• Von vornherein konnte man annehmen, daß der Schädel der Cetaceen, der von dem der
übrigen monodelphen Säugetiere enorm abweicht, auch schon als Primordialkranium sich stark
vom allgemeinen Typus des knorpligen Säugerschädels unterscheiden würde. Dennoch überrascht
die große Anzahl von Einzelheiten, die schon ganz früh die Spezialisierung und einseitige Anpassung
von Teilen des Schädels andeuten.
Gegen alles Erwarten zeigt sich, daß wichtige Merkmale, die sich infolge konvergenter
Anpassung sowohl bei Zahn- wie auch bei Bartenwalen finden, bei den Bartenwalen früher und
deutlicher auftreten als bei den Odontoceten. Die Rückbildung der Nasenkapsel, besonders der
P a r s o l f a c t o r i a , ist allerdings bei den Zahnwalen viel radikaler durchgeführt und tr i tt auch onto-
genetisch viel eher auf. Die mutmaßlichen Gründe dieser Verschiedenheit sind im vergleichenden
Teile erörtert worden.
Von den Merkmalen, die bei Bartenwalen früher auftreten, ist in erster Linie die orale Verlängerung
des knorpligen Nasenseptums, das Rostrum, zu nennen. Die bisher untersuchten Primordialschädel
von Zahnwalen zeigen nämlich ein weniger gut entwickeltes Rostrum, als selbst relativ
jüngere Bartenwalembryonen. Ähnlich s teht es mit der Durchführung der Isolation der Ohrkapsel,
die bei Bartenwalen eher nachweisbar ist als bei Zahnwalen. Oder richtiger gesagt:,bei den Bartenwalen
kommt es nach unseren bisherigen Kenntnissen im Laufe der Entwicklung niemals zu so
starken Verbindungen wie bei den Zahnwalen.
Auch die für den erwachsenen Walschädel charakteristische Breite und h o h e Form der
eigentlichen Hirnkapsel sowie die typische Gestalt und Anordnung mancher Deckknochen (besonders
Maxillare, Incisivum) ist bei Bartenwalen schon eher deutlich nachweisbar als bei Zahnwalen.
Wir müssen hier also die merkwürdige Tatsache konstatieren, daß bei den Bartenwalcn, die
nach den Feststellungen der Palaeontologie zweifellos bedeutend jünger sind als die Odontoceten,
doch eine Reihe von Merkmalen entwicklungsgeschichtlich bedeutend zeitiger auftritt, als bei den
Zahnwalen.
Die Frage, ob sich die Wale von einem gemeinsamen Stamme herleiten oder ob sie diphy-
letischen Ursprungs sind, wie es K ü k e n t h a l annimmt, kann hier natürlich nur gestreift werden.
Ich muß gestehen, daß ich mir früher kaum vorstellen konnte, daß zwei Tiergruppen, die in so vielen
Punkten auffallend übereinstimmen, diese Ähnlichkeit lediglich durch konvergente Anpassung er