mit Nasenkapsel und Lamina parietalis durch die Commissurae sphenethmoidalis und orbito-
parietalis. Dasselbe gilt übrigens von allen bisher untersuchten Balaenopteraieten, so daß nunmehr
der Schluß berechtigt erscheint, daß bei Bartenwalen stets b e i d e Wurzeln der Ala orbitalis erhalten
bleiben. Bei Zahnwalen dagegen (Phocaena I I und Lagenorhynchus), die stets eine viel kleinere
Ala orbitalis besitzen, geht die Radix posterior anscheinend regelmäßig verloren. Wahrscheinlich
haben wir in dieser Verschiedenheit die entwicklungsgeschichtliche E rklärung für die Angabe We b e r s
(1904, S. 557), daß der Nervus opticus bei Walen „in der Regel“ nicht durch ein besonderes Foramen
opticum, sondern durch die Fissura sphenorbitalis zieht. Die „Regel“ bestände dann naturgemäß
.bei den Zahnwalen.
Der eigenartige, anscheinend typische Fortsatz am oberen Kaudalende der Ala orbitalis schien
mir. ein Anzeichen dafür zu sein, daß die Verbindung zwischen Ala orbitalis und Lamina parietalis
bei Walen erst sekundär zustande kommt. Es zeigte sich jedoch selbst bei dem so jungen Embryo I I I
keine Spur der Trennung. Ein völlig entsprechender Fortsatz findet sich auch an Modellen von
Balaenoptera (d e B u r l e t 1914,2, Taf. VII) u nd ferner ganz deutlich bei der Abbildung eines größeren
BalaenopteraschÄdeh bei E s c h r i c h t (1849, Taf. XIV). Dieser Autor nennt ihn „den zwischen
Stirnbein und Scheitelbein eingeschobenen Strang des Kopfknorpels“. Diese Bezeichnung scheint
mir den Schlüssel zum Verständnis dieser Bildung zu liefern. Es handelt sich hier höchstwahrscheinlich
um einen Faktor, der mechanisch das Lageverhältnis von Frontale und Parietale reguliert. Freilich
läßt sich vorläufig noch nichts Definitives über diese Frage sagen, da die mir zur Verfügung stehenden
Schnittserien von Megapteraemhiyonen zu ihrer Beantwortung nicht herangezogen werden können.
Der Embryo V besitzt nämlich überhaupt noch kein Parietale und beim Stadium IX ist es auch noch
recht unentwickelt.
Processus paropticus.
Im beschreibenden Teile wurden Bildungen erwähnt, die zunächst außerordentlich an die
von V o i t (1909) beim Primordialschädel des Kaninchens beschriebenen Alae hypochiasmaticae
erinnern. Diese Ähnlichkeit besteht aber nur bei dem Embryo V (Modell), wo es sich wirklich um
eine breite Knorpelplatte handelt, die z w i s c h e n beiden Wurzeln der Ala orbitalis liegt, eine
Bildung, die freilich im Gegensatz zu den Verhältnissen bei Lepus von unten her ausgehöhlt erscheint.
Dahier übrigens diese Bildungen beiderseits ziemlich weit auseinanderliegen, also nicht mehr in direkter
Lagebeziehung zum Chiasma stehen, bezeichne ich sie mit dem Namen Processus paropticus, ein
Name, der mir aus naheliegenden Gründen hier geeigneter erscheint, als die .Bezeichnung Processus
subopticus, die sich schon für ähnliche Bildungen in der anatomischen Literatur findet.
Beim älteren Megapteraemhiyo IX ist der Processus paropticus nicht mehr völlig erhalten.
E r findet sich hier nur lateral von der v o r d e r e n Wurzel des Orbitalflügels (Fig. 19), während er
weiter kaudal langsam verstreicht. Beim jüngsten untersuchten Embryo I I I dagegen (Fig. 25)
ist er wieder ähnlich wie beim Embryo V, nur noch nicht so deutlich vom basalen Knorpel abgesetzt
und in seinem oralen Teil sogar noch vorknorpelig. Daß der Processus paropticus bei Walen aus der
basalen Knorpelmasse und nicht etwa aus den Wurzeln der Ala orbitalis hervorgeht, zeigt besonders
deutlich die Betrachtung der jüngsten Stadien.
Außer bei Lepus finden sich ähnliche Bildungen beim Primordialkranium des Hundes und
des Schweines. Bei dieser Art fand M e a d (1909, S. 197) zwei Vorsprünge lateral von den Wurzeln
des Orbitalflügels, eine größere lateral von der hinteren und eine schwächere lateral von der vorderen
Wurzel. Diesen letzteren Vorsprung erwähnt M e a d nicht, aber er ist auf den Abbildungen seines
Modells deutlich zu sehen (Taf. I I I und besonders Taf. I).
Bei Canis ( O l m s t e a d 1911) liegen die Verhältnisse insofern etwas anders, als hier der in
Frage kommende Knorpelfortsatz von der Hinterwurzel der Ala orbitalis selbst ausgeht und wenigstens
morphologisch zweifellos zu ihr gehört.
Bei Zahnwalen h a t d e B u r l e t einen Fortsatz beschrieben, der an die Bildungen beim
Primordialkranium von S u s erinnert. Dies gilt besonders für den jüngeren Phocaenaemhiyo (de
B u r l e t 1913, 1), der, wie die Abbildungen auf Tafel XVI zeigt, lateral von beiden Wurzeln des
Orbitalflügels plumpe Fortsätze besitzt. Beim älteren Phocaenaemhiyo (d e B u r l e t 1913, 2),
wo die Radix posterior des Orbitalflügels vollständig geschwunden ist, fehlen auch diese Fortsätze.
Dagegen zeigt das Primordialkranium von Lagenorhynchus albirostris wieder kaudal vom Ansatz der
hier allein vorhandenen Taenia prooptica einen Fortsatz, der hier — wie die Figur V III der Arbeit
d e B u r l e t s (1914, 2) deutlich zeigt — architektonisch wieder auffallend an die einheitliche Ala
hypochiasmatica von Lepus erinnert, wenn auch — ähnlich wie beim Primordialkranium von Mega-
ptera V — die beiden Flügel, durch das hier relativ kräftige Septum interorbitale von einander getrennt,
viel weiter auseinander liegen, als bei Lepus.
Ganz entsprechend wie beim Megapteraembryo IX verhält sich der Fortsatz beim
Knorpelschädel von Balaenoptera acuto-rostrata. Nach d e B u r 1 e t ist er dort „besonders unter dem
vordersten Teil des Sehnervenloches stark entwickelt“ und verstreicht langsam nach hinten zu,
wie die Abbildungen zeigen.
Was nun die Funktion des Fortsatzes anlangt, so ist d e B u r l e t der Ansicht, daß es sich
bei Balaenoptera um eine Stütze für den austretenden Sehnerven handelt. Dieser Ansicht kann ich
mich aber nicht anschließen, da der Teil des Sehnervens, der gestützt wird, im Vergleich zur gesamten
Nervenlänge sehr klein ist und kaum in Betracht kommt.
Auf die Theorie V o i t s, daß die Alae hypochiasmaticae bei Lepus dem späteren Processus
ethmoidalis des vorderen Keilbeins homolog seien, kann ich hier natürlich nicht eingehenv So viel
ist jedenfalls sicher, daß im Falle der Richtigkeit der V o i t sehen Ansicht die Ala hypochiasmatica
von L&pus einerseits mit dem bei Cetaceen und Sus andererseits beobachteten Processus paropticus
funktionell nichts miteinander gemein haben. Dafür spricht auch, daß beim Kaninchen
diese Bildungen stark auswachsen und die Tendenz zeigen, selbständig zu werden, während
die bei Walen — ohne sich von den basalen Knorpelmassen je zu trennen — schon während
der Ausbildung des Primordialkraniums eine deutliche Rückbildung erfahren (Megaptera I I I - I X ,
Phocaena, I - I I ) .
V o i t deutet die Möglichkeit an, daß die Entstehung der Alae hypochiasmaticae auf mechanische
Momente zurückzuführen sei. Es soll sich hier gleichsam ein Widerlager für die hintere Kuppel
der Nasenkapsel anlegen. Ein Blick auf das Schädelmodell von Lepus zeigt uns, daß diese Hypothese
V o i t s durchaus gerechtfertigt ist. Freilich nur, soweit es sich um Lepus handelt, denn bei allen
anderen Formen, die den Processus paropticus besitzen, liegt die hintere Kuppel der Nasenkapsel
viel weiter vorn, als der Fortsatz.
Das Studium der Schnittserien verschiedener Embryonen bringt mich zu der Ansicht, daß
die besprochenen Fortsätze zur Insertion von Augenmuskeln dienen, und zwar besonders zur Anheftung
des Musculus obliquus inferior. Die gleiche Beobachtung machte M e a d (1909, S. 197) beim
I