und reichen nicht ganz bis zum Grunde der größeren Haarbälge. Die Muskelschichten verbinden sich
untereinander, Portionen höher gelegener Züge begeben sich zu tieferen. An die Haarbälge selbst
gelangt nichts von dieser Muskulatur und auch die Drüsen sind ohne alle Beziehungen dazu. (S. 20.)
Wie man sieht, paßt diese Beschreibung sehr gut auch für die Anordnung der Muskeln beim Menschen.
Die Monotremen haben diese Muskulatur natürlich auch schon wieder von ihren Vorfahren ererbt,
die Tatsache, daß sie sich bei ihnen schon vorfindet, ist also nur ein weiterer Beweis dafür, wie alt
diese Muskulatur schon sein muß, eine Aufklärung über ihre ursprüngliche Bedeutung erhalten wir
aber dadurch noch nicht.
Wenn man diese „Muscularis mammae“ zu der „Museularis sexualis“ hinzurechnet, müßte man
annehmen, daß an der Bauchseite der Tiere ursprünglich eine zusammenhängende „Muskelplatte“
oder „Muskelausbreitung“ die äußeren Geschlechtsteile und die Milchdrüsen znsammp.nhfi.ngpr>d verbunden
hätte, was ja nicht so unmöglich ist, wenn man bedenkt, daß die Milchlinien auf beiden
Seiten des Körpers von der Gegend der Achselhöhle bis zu den äußeren Geschlechtsorganen herunterziehen.
Bei Tieren findet man ja auch die längeren Zitzenreihen. Dann würde man auch wohl annehmen
dürfen, daß die von mir in der Achselhöhle gefundene Muskelplatte oder Muskelausbreitung
auch ursprünglich noch zu dieser den größten Teil der Bauchseite des Tieres einnehmenden „Muscularis
sexualis“ gehört. D am it würde dann g le ic h z e it ig die ganz e zw ischen den Ursprüngen
der vorderen und h in te ren E x tr em itä te n g e le g en e H a u tflä ch e des T ie re s, nach h in ten
bis zum A fte r h in , als eine „B egio s ex u a lis “ anzusehen sein. Können doch auch noch
beim Menschen in dieser ganzen „Begio sexualis“ Milchdrüsen auftreten.
Ich will jetzt noch kurz auf eine a-Drüse eingehen, die eine spezifische und ganz besonders hohe
Entwicklung erreicht hat, auf die Milchdrüse, aber nur so weit, als sie für das ganze Verständnis
der a-Drüsen von Wichtigkeit ist. Die Milchdrüse zeigt jedenfalls einige Eigentümlichkeiten, die mir
in dieser Hinsicht recht wesentlich zu sein scheinen. Die Literatur über die Milchdrüse ist eine sehr
große, ich werde aus ihr hier nur einige Arbeiten berücksichtigen, die gerade für das hier für mich
Wichtige wesentlich sind.
Eine der grundlegenden Arbeiten für unsere Kentnnisse über das Verhältnis der Milchdrüsen zu den
sonstigen Hautdrüsen ist die, welche Gegenbaur 1886 über die Mammarorgane der Monotremen veröffentlicht
hat. Diese Arbeit ist in mehr als einer Beziehung sehr interessant. Auf Seite 14 sagt Gegenbaur:
„Es kann vernünftigerweise nicht gedacht werden, daß die Milchdrüsen gleich von vornherein als solche entstanden,
daß bei irgend einem Tiere, welches noch kein Säugetier war, gleich der ganze Drüsenkomplex sich ausbildete, ohne daß
für ihn das Vererbungsmoment Vorgelegen hätte. Es wird also für jene Drüsen ein Zustand bestanden haben, in welchem
sie noch keine Milchdrüsen vorstellten. Da das Integument mancherlei Drüsen birgt, so würden in solchen die Vorläufer
der Milchdrüsen zu suchen sein. Die Entstehung der Milchdrüsen ist nur dann begreiflich, wenn wir annehmen, daß sie
durch Umwandlung anderer Drüsen, ob indifferenter Art, ist ungewiß, sich hervorbildeten. Von den beiden Hauptformen
von Integumentaldrüsen glaubte ich die Talgdrüsen als die Ausgangsform annehmen zu dürfen. Dazu bestimmten mich
zwei Gründe.. Einmal die Drüsenformen. In den Milchdrüsen ist der acinösc Typus jedenfalls mehr ausgesprochen als der
tubulöse, wie dieser z. B. in den Knäueldrüsen des Integumentes besteht. Auch das Sekret mußte maßgebend sein. An
seiner Herstellung sind die Formelemente der Drüsen direkt beteiligt. An dem secernierenden Epithel findet eine Proli-
ferierung der Zellen statt, indem von den wandständigen Elementen kernführendc Portionen sich abschnüren und ins Lumen
gelangen. Daraus geht wenigstens ein Teil der Formelemente der Milch hervor. Wenn nun auch die Milchdrüsen durch
viele Eigenschaften von Talgdrüsen verschieden sind, wie auch das Sekret ja nicht das gleiche ist, so sind sie jedenfalls
noch mehr different von den tubulösen Drüsen der Haut. Will man die Milchdrüse mit ändern Drüsen vergleichen, so
bleiben nur die Talgdrüsen als Vergleichungsobjekte. Ein direkter Nachweis für diese Annahme ist noch nicht erbracht,
es ist auch für jetzt nicht abzusehn, wie er geliefert werden könne: dagegen ist keineswegs ausgeschlossen, daß durch neue
Tatsachen, etwa über den Bau der Milchdrüsen bei den Beutlern, die Entscheidung der Frage gefördert werden könne.“
Gegenbaur kannte damals scbon die Untersuchungen von Heidenhain (1883) und äußert sich
auch dahin, daß dieser sicher im BechtC sei, wenn er die Milchdrüsen nicht schlechthin zu den acinösen
Drüsen stelle. Den Charakter einer tubulösen Drüse habe die Milchdrüse aber auch nicht.
„Aber das Sekret ist so verschieden! Daß es ein und dasselbe sei, ward von niemand behauptet, wohl aber sind
in der direkten Beteiligung an der Bildung der Formbestandteile in beiderlei Drüsen bemerkenswerte Übereinstimmungen
unverkennbar. Proliferierende Epithelzellen, welche die Drüsen auskleiden, lassen ihre Produkte ins Lumen der Drüsengänge,
resp. deren Alveolen geraten, die dadurch angefüllt werden. Bei der Laktation können diese Elemente und ihre
Derivate nur in dem flüssigsten Menstruum sich finden, welches secerniert wird, und damit tritt die Verschiedenheit von
Talgdrüsen auf. Diese Verschiedenheit ist aber nicht so groß, als sie wäre, wenn man die Milchdrüsen bezüglich der Sekretbildung
mit anderen Drüsen des Integumentes vergleichen wollte, und so wird also das vergleichende Urteil sich zugunsten
der Talgdrüsen wenden müssen' (S. 15.)“
Es ist sehr interessant, zu sehen, wie dieser so bedeutende Forscher gerade aus den Beobachtungen
von Heidenhain den Schluß zog, daß die Milchdrüsen eine nähere Verwandtschaft mit den
Talgdrüsen besitzen müßten, während diese Beobachtungen den deutlichsten Hinweis darauf enthielten,
daß eine nähere Verwandtschaft mit den Talgdrüsen gar nicht in Frage kommen konnte,
sondern nur eine solche mit den „großen Schweißdrüsen' , den a-Drüsen, der Haut, Hätte Gegenbaur
nur eine von den vielen a-Drüsen der Tiere oder des Menschen histologisch genauer untersucht, so
würde ihm diese Ähnlichkeit zweifellos aufgefallen sein. Er untersuchte in dieser Arbeit aber die
Mammaedrüsen der Monotremen an jedenfalls verhältnismäßig wenig gut konservierten Exemplaren
und fand daher nicht das histologisch Wichtige, aher sonst des Interessanten genug, denn er fand,
daß jedes der Haare am Drüsenfelde eine Verbindung mit einem Drüsenorgane besitzt und zwar
mündet ganz dicht an der Mündung des Haarbalges ein Gang aus, der zu einem Läppchen der
Mammardrüse führt. Diese Drüsen münden also zusammen mit den Stichelhaaren und zwar stets
distalwärts von den Talgdrüsen, in voller Übereinstimmung mit den Schweißdrüsen (S. 20). Die
Mammardrüsen bestehen aus eng zusammengeknäuelten Kanälchen. Gegenbaur nannte diese Drüsen
„Mammardrüsen“, da sie seiner Meinung nach verschieden waren von denen der übrigen Säugetiere,
deren „Milchdrüsen“ er von den Talgdrüsen ableiten wollte, während er die der Monotremen als modifizierte
Schweißdrüsen ansah. Er nahm demgemäß für die Milchdrüsen der Säugetiere einen „diphy-
letischen Ursprung“ an, da die „Milchdrüsen“ sich nicht von den „Mammardrüsen“ der Monotremen
ableiten ließen. Bin weiterer Grund für den Unterschied dafür, die „Mammardrüsen“ der Monotremen
nicht als „Milchdrüsen“ zu bezeichnen, war für Gegenbaur der, daß das Sekret der ersteren noch ganz
unbekannt war. (S. 36.)
Benda (1894) sprach sich dahin aus, daß die Milchdrüse eine unzweifelhafte Hautdrüse sei
nach'ihrer Lage und nach ihrer Entwicklung, und daß sie nach der Art ihres Epithels sicher zu den
Knäueldrüsen zu rechnen sei. Das typische Merkmal dieser sei das Auftreten des zweischichtig
differenzierten Drüsenepithels und dieses selbe Merkmal besitze auch die Milchdrüse. (S. 97«) : Bei
der entwickelten Milchdrüse erinnert nichts an den Bau der Talgdrüsen,¿ ,(8. 98.) Allerdings zeigt
sich bei der laktierenden Drüse die äußere Zellschicht nicht bei allen Wesen gut entwickelt, doch
ist sie nachweisbar. Auch während des pathologischen Wachstumes der Drüse kann die Eigenart
der äußeren Zellschicht fortbestehen. So fand Benda sie in einem Adenome der Mamma neben lebhaft
wuchernden Epithelzellen noch so ausgesprochen, daß der Bau der Drüsenräume fast mehr an
die großen Knäueldrüsen der Achselhöhle erinnerte. (S. 101.) Auch gibt er an, daß Mitosen während
der Schwangerschaftsentwicklung reichlich Vorkommen, in der entwickelten Drüse aber völlig
fehlen. Es entspricht dies durchaus dem, was ich oben für die a-Drüsen hervorgehoben habe. Die