Wahrscheinlichkeit nach als ein modifiziertes Haar aufzufassen, so daß diese Drüsen wie die des
übrigen Körpers, ursprünglich zu Haaren gehört haben würden. (S. 152 und 153.) Es würde sich
hier also wieder um a-Drüsen handeln, welche in einen Epidermisfortsatz eintreten, der eigentlich
eine Haaranlage ist. Römer (1898) spricht sich über dieses Verhalten der Drüsen und Haare bei
Ornithorhynchus noch näher aus. Die Epidermis des ganzen Schnabels läuft nach ihm in mächtige
Fortsätze aus, die tief in die Cutis hinabsteigen. Zwischen ihnen stehen anders geformte Epithelzapfen,
die tiefer hinabsteigen. Sie endigen unten mit einer kolbigen Anschwellung und zeigen in
ihrem oberen Drittel jederseits eine leichte Verdickung. Sie gleichen einem gewöhnlichen Haare, das
unten eine Haarzwiebel bildet und oben ein paar Talgdrüsen auszustülpen beginnt. In Innern sind
sie von einem hellen, vielfach geschlängelten Drüsenkanale durchzogen, der unten aus der Mitte der
kolbigen Anschwellung austritt, noch weit in die Cutis hinein sich fortsetzt und hier in einem Knäuel
dichter Drüsenschlingen endigt. Nach Römer sind die kolbigen Epithelzapfen als Überreste der Mittelhaare
anzusehen, die „Schleimdrüsen“ (wie sie von den Autoren genannt wurden) als die zu diesen
Haaren gehörigen Schweißdrüsen bei früheren Haargruppen, während die zwischen diesen kolbigen
Epithelzapfen liegenden Epithelzapfen die Überreste der Nebenhaare darstellen. In der behaarten
Haut ist das Mittelhaar die Hauptperson, welche die Schweißdrüse aus sich hervorgehen läßt und
in ihr oberes Ende aufnimmt. In der nackten Haut des Schnabels hat sich dieses Verhältnis zugunsten
der Drüsen etwas verschoben: die Haarfunktion dieser Gruppe verlor, die Drüsenfunktion
gewann an Bedeutung. Nun, dasselbe, wie hier am Schnabel von Ornithorhynchus, finden wir bei
der Milchdrüse, auch hier hat sich das Verhältnis zwischen Haar und Drüse verschoben, nur hat
die Drüsenfunktion hier noch bei weitem mehr an Bedeutung zugenommen als bei dem Schnabel
von Ornithorhynchus. Da ist es denn kein Wunder, daß die ursprünglich stark entwickelten Haare
dieser Gegend, die für die Funktion der Drüsen nur schädlich gewesen sein würden, zugrunde gehen,
und die Drüsen allein übrig bleiben, eventuell noch zusammen mit den Talgdrüsen, welche zur Einfettung
der Warze von wesentlicher Bedeutung sind.
In dem die Warze umgebenden Warzenhofe bleiben dagegen oft noch Haare erhalten, welche
ebenfalls eine recht starke Entwickelung zeigen können und zu Drüsen gehören, die im Warzenhofe
mehr oder weniger reichlich vorhanden sind und mehr oder weniger deutlich über die Oberfläche
der Haut hervorragen. Ich selbst habe die Verhältnisse hier nicht näher untersucht, nach v. Eggeling
(1904) kann man in dem weiblichen Warzenhofe zwei Hauptformen von Drüsen unterscheiden:
gelappte, oberflächlich gelegene, holokrine (Talgdrüsen) und schlauchförmige, tiefer gelegene
merokrine Drüsen. Die ersteren, die Talgdrüsen, sind niemals ganz selbständig: entweder erscheinen
sie als Anhängsel von feinen Haaren resp. von Kolbenhaarbälgen oder sie umgeben
die Mündungen der Schlauchdrüsen. Diese letzteren können wieder Schweißdrüsen sein oder
ähnlich gebaut sein wie die Milchdrüsen. Diese münden dann mit einer trichterförmigen Erweiterung,
öfters zu mehreren vereinigt, auf einer mehr oder weniger deutlichen höckerförmigen
Vorragung des Warzenhofes aus, meist in der Umgebung der Basis der Brustwarze. Die Mündung
ist umgeben von ansehnlichen Talgdrüsen, die wohl hauptsächlich die Vorragung bedingen und
sich außerdem vielfach an einen feinen Haarbalg oder den Rest eines solchen anschließen. Diese
letztgenannten Drüsen sind die Glandulae areolares oder die Montgomeryschen Drüsen. Sie sind also
eine K om b ina tion von o b e r flä ch lich g e le g en en Talgdrüsen m it t ie f g e la g e r ten merokrinen
H au td rü sen , von denen die letzteren den wesentlichen Abschnitt bilden. Die Mont-
gomery&eshen. Drüsen sind als Bindeglieder zwischen Schweißdrüsen und Milchdrüsen anzusehen. Auch
in dem männlichen Warzenhofe sind die Verhältnisse ganz ähnlich, auch hier kommen vereinzelt
Montgomerysche Drüsen vor. Wir finden also hier bei diesen Areolardrüsen wieder ganz ähnliche
Verhältnisse, wie wir sie oben besprochen haben: Haare mit großen Talgdrüsen und a-Drüsen, die
milchdrüsenähnlich geworden sind, oder einen Schritt weiter: Verlust des Haares und Bestehenbleiben
von den zusammengehörigen Talgdrüsen und a-Drüsen. Wie ich das oben bei dem Falle der
jungen Frau anführte, kann das Ausfallen dieser Haare eventuell auch erst kurz vor oder nach der
Geburt stattfinden, also zu einer Zeit, da auch diese areolären Drüsen ganz ähnlich wie die wirklichen
Milchdrüsen sich vergrößern und eventuell auch eine Milchsekretion erkennen lassen können.
Dies letztere ist ja ein weiteres deutliches Zeichen dafür, daß diese Drüsen den Milchdrüsen in der
Tat sehr ähnlich sind. Nach Brouha (1905a) entspricht übrigens der menschliche Warzenhof dem
peripheren Abschnitte des primitiven Drüsenfeldes. Hieraus erklärt sich dann nach ihm leicht die
Teilnahme der Warzenhofdrüsen an der Sekretion der Milchdrüsen zur Zeit der Geburt und die hin
und wieder auftretende Erscheinung, daß diese Drüsen, die früher bei der Ernährung des Neugeborenen
regelrecht mitgewirkt haben, auch jetzt noch fähig sind, Milch abzusondern. Bauer (1916)
hat, wenn auch selten, akzessorische Milchdrüsen auch in der Papille und zwar bei Stillenden und
bei Frauen, die kurze Zeit nach der Stillung waren, gefunden. Es handelte sich hierbei keineswegs
um talgdrüsenähnliche Gebilde, sondern um regelrechtes Mammardrüsengewebe. Diese kleinen Dräschen
kommunizierten durch kleinere Ausführungsgänge mit den großen Gängen der Papille. Sie
konnten in der Papille bis dicht unter die Oberfläche verfolgt werden. Wir finden also bei der
Milchdrüse und dem Warzenhofe ganz a llm äh lich e Übergänge der z en tra len , zu großen
Milchdrüsen d iffe r en z ie r ten a-Drüsen durch die k le in er en ak z essorischen Milchdrüsen
bis zu g ew öh n lich en a-Drüsen auch noch beim Menschen.
Diese kurze zusammenfassende Betrachtung über die Milchdrüse, die am stärksten und höchsten
differenzierte a-Drüse des Körpers, mag diese allgemeinen Betrachtungen über die Hautdrüsen der
Säuger abschließen. Ich hoffe, daß diese allgemeine Besprechung der Drüsen das Ergebnis gehabt
haben wird, den Leser klar das ganze Gebiet der Hautdrüsen überschauen und durchschauen zu
lassen. Wenn man dies Gebiet von dem richtigen Standpunkte aus übersieht, liegen die Verhältnisse
ganz einfach, während sie bisher recht verwickelt erschienen.
Auf die Frage, in welcher Weise diese Hautdrüsen der Säuger abgeleitet werden können von
Drüsen der früheren tierischen Vorfahren, der Amphibien oder Reptilien, will ich hier nicht näher
eingehen; was hierüber bis jetzt in der Literatur von Ergebnissen oder Ansichten vorliegt, so Ranvier
(1887), Maurer (1895), v. Eggeling (1904 und 1914) und Bresslau (1912), ist noch so wenig und so
wenig sicher, daß es mir nicht lohnend erscheint, im Anschlüsse daran weitere rein hypothetische
Betrachtungen anzustellen. Die ganze Frage ist ja sicher äußerst interessant, aber, wie es scheint,
auch ungemein schwierig, jedenfalls wird man noch weitere Arbeiten abwarten müssen.