organischen Säure reagiert das männliche Sekret sauer. Das Sekret des Weibchens hingegen scheint
geruchlos zu sein, es ist alkalisch. Hiernach würde also das Sekret des Männchens als Reizmittel auf
das Weibchen wirken; die Bedeutung des weiblichen Sekretes bleibt dunkel, ebenso wie die seiner
blauen Farbe. Von den morphologisch gleichartig erscheinenden Drüsen wird also nicht nur ein verschieden
gefärbtes, sondern auch ein spezifisch verschieden riechendes Sekret geliefert. Wieder ein
deutliches Beispiel dafür, wie stark veränderungsfähig in bezug auf ihre Tätigkeit diese Hautdrüsen
sind.
Ich habe diese Fälle als Beispiele für solche Hautdrüsenorgane bei Tieren angeführt, ich verweise
hier aber weiter auch auf das, was ich oben über den Bau des Carpalorganes des Schweines
gesagt habe und über die Drüsen der Rüsselscheibe des Schweines. In diesen beiden letzteren Fällen
waren es nicht a-Drüsen, sondern e-Drüsen, welche bei dem Carpalorgane die Hauptmasse, bei der
Rüsselscheibe die Gesamtmasse der Drüsen bildeten. Es können also a u g en s ch e in lich a lle drei
H a u td rü s en a r ten , die H aardrüsen , die a-Drüsen und die e -D rüsen an dem Aufbaue
dieser Drüsenorgane in v e rsch ied en großer Menge b e t e ilig t sein.
Ich habe soeben den besonderen Geruch erwähnt, den das Sekret der männlichen Drüse der
Zwergantilope besitzt, und der als Reizmittel auf das Weibchen zu wirken scheint. Solche Gerüche
werden von den Hautdrüsen der Säuger sehr häufig abgegeben, ja wohl fast immer. Wie ich oben
schon bemerkte, besitzen eben einige Exkrete einen starken Geruch. Es liegen über die Bedeutung
solcher „ sp e z ia lisie r ten D u ftd rü s en “ ziemlich zahlreiche Beobachtungen vor. So hat Pocock (1910)
über die Drüsen der Wiederkäuer eine umfangreiche Abhandlung erscheinen lassen, deren Inhalt ich
allerdings nur nach dem Jahresberichte von Schwalbe kenne. Er fand, daß die Hautdrüsen und namentlich
die Fußdrüsen bisweilen die Bestätigung der Verwandtschaft zwischen Genera ergaben, die
schon aus anderen Gründen in Verbindung gebracht wurden, und daß sie andererseits größere Divergenz
zeigten zwischen manchen Genera, als zu vermuten war. Aber die Anwesenheit wie auch das
Fehlen von Drüsen konnte niemals allein ohne Berücksichtigung anderer Charaktere als ein Beweis
von Verwandtschaft angesehen werden, da natürlich in Genera, die ganz verschiedenen Gruppen angehören,
unabhängig voneinander die Drüsen verloren gegangen sein können. Was den Zweck der
Hautdrüsen anlangt, so hält Pocock es für möglich, daß der Geruch der Drüsen dazu diene, Individuen
einer Art zusammen zu halten, auch wenn Drüsen bei manchen in Herden lebenden Formen
fehlen und bei manchen einzeln lebenden Antilopenarten Vorkommen. Auch bei einzeln lebenden
Arten tritt während der Paarungszeit der Wunsch der beiden Geschlechter zu gegenseitigem Aufsuchen
ein und der Geruch der Fußdrüsen ermöglichst es vielleicht ferner dem Muttertiere, das bei der
Aufsuchung des Futters verlorene Junge wiederzufinden. Das Sekret der Fußdrüsen verleiht dem
Boden, über den das Tier läuft, offenbar einen Geruch, da aus der Öffnung der Drüsentasche lange
Haare hervortreten, die das Sekret zwischen den Hufen abwärts leiten. Ebenso können andere Drüsen
gegen hohes Gras streifen und dieses benetzen. Außerdem verbreitet sich der Geruch wohl durch
die Luft, was die ausschließliche Funktion der Caudaldrüse von Capra sein kann. Auch das Ein-
schmieren der Hufe kann Aufgabe der Fußdrüsen sein. Die Präorbitaldrüse dient, wenigstens zum
Teile, dem Geschlechtssinne, aber sie ist anscheinend auch bei anderen als sexuellen Erregungen beteiligt
und dient durch Reiben an den Büschen und Felsen ebenfalls dem Aufsuchen der Fährte
durch den Geruchssinn. Die Präorbitaldrüse stellt im einfachsten Falle einfache Verdickungen der
normal behaarten Haut mit vergrößerten Schweiß- und Talgdrüsen dar. Von diesem einfachen Zustande
sind die komplizierteren Formen abzuleiten. Ähnliches gilt auch für andere Drüsen. Sehr
eingehende Untersuchungen über die Hautdrüsenorgane der Wiederkäuer hat dann Brinkmann (1911a)
ausgeführt. Ich will aus diesen zunächst anführen, daß „Talgdrüsen“ sich in allen Hautdrüsenorganen
dieser Tiere finden, doch stellen sie nicht überall einen wesentlichen Bestandteil dar, da sie nicht
größer sind als die der umgebenden Haut. Sie bilden also wohl jedenfalls meist kein spezifisches
Element dieser Organe, das tun augenscheinlich nur die tubulösen Drüsen. Sie sind stets mit Haarbälgen
verbunden, doch können bisweilen die Haaranlagen ganz rudimentär sein, oder es können die
Haare aus den Haarbälgen herausgefallen sein. Nur in diesem Sinne kann man von „freien Talgdrüsen“
sprechen. Das S ekret der Hautdrüsenorgane ist seiner physikalischen und chemischen Beschaffenheit
nach sehr verschiedenartig. Auch seine Konsistenz ist außerordentlich verschieden: bald
dünnflüssig und flüchtig, bald dünnflüssig und schnell erstarrend, bald klebrig-zähe oder sirupsdick,
bald eine dicke, zusammenhängende, krümelige Masse. Auch die Farbe wechselt: sie ist bald milchig,
bald gelblich, bald braun oder schwarz, gelegentlich auch blau. Mitunter ist die Farbe bei den beiden
Geschlechtern derselben Tierart verschieden. ‘Der Fettgehalt des Sekretes ist unabhängig von der
Größe der Talgdrüsen. Hieraus würde dann folgen, daß die von den Organen ausgeschiedenen Fettmengen
von den tubulösen Drüsen geliefert würden. D ie se würden demnach wieder F e t t a b sondern
müssen. Die chemische Zusammensetzung des Sekretes ist meist unbekannt. Die „Duftstoffe“
stammen aus den Schweißdrüsen her und stellen einen Hauptbestandteil der Absonderung
dieser dar. Für diese Ansicht spricht, daß in den Hautdrüsenorganen Schweißdrüsen stets vorhanden
sind, während Talgdrüsen ganz rudimentär werden oder auch ganz fehlen können, allerdings nicht
bei Wiederkäuern. D ie S chweißd rü sen tr e ten e r s t nach der G e sch le ch tsr e ife in T ä t ig k
e it, die Talgdrüsen aber funktionieren schon beim Embryo. Ich bemerke hierzu, daß die „Schweißdrüsen“
dieser von. Brinkmann beschriebenen Hautorgane sämtlich a-Drüsen sind, wie aus der von
ihm gegebenen Beschreibung und aus seinen sehr schönen Abbildungen deutlich hervorgeht. Wenn
also auch hier bei diesen Tieren diese a-Drüsen erst mit der Geschlechtsreife in Tätigkeit treten, so
entspricht das durchaus ihrem Verhalten in der Achselhöhle des Menschen, wie das schon Lüneburg
(1902) festgestellt hat.. Es sch e in t das also e in e a llg em e in e E ig en sch a ft der a-Drüsen
zu s e in , we lch e in diesen Hautd rü sen o rg an en lie g e n , ob auch der so n stig en a-Drüsen ,
muß e rst noch n a ch g ew ie sen werden. Die Sekretionstätigkeit der „Schweißdrüsen“ in diesen
Organen wird nach Brinkmann beeinflußt: durch Brunst, Gravidität und Laktation, s te h t also
offen bar in B e z ieh u n g zum G e sch lech tsleb en . Es stimmt dies also wieder durchaus überein
mit den Beobachtungen, die, wie ich oben schon angeführt habe, von Seitz (1906 und 1909) und von
Waelsch (1912) für den Menschen mitgeteilt worden sind. Es gibt aber nach Brinkmann auch Hautdrüsenorgane,
in denen die Talgdrüsen üb erwiegen und in der B ru n s tz e it sich stärker
en tw ick e ln . Es gibt endlich einander homologe D rüsenorgane , die bei der einen Tierart vorwiegend
aus Schweißdrüsen, bei einer ändern aus Talgdrüsen bestehen. Der von den Talgdrüsen gelieferte
Bestandteil des Sekretes dieser Hautdrüsenorgane ist wohl nach Brinkmann mechanisch
dadurch von Bedeutung, daß er die Dauerhaftigkeit des an Gräsern, Erdboden, Blumen abgelagerten,
in Wasser löslichen „Duftstoffes“ erhöht und ihn schützt vor Witterungseinflüssen, so vor Regen
und Tau. Ich möchte annehmen, daß das von den Talgdrüsen g e lie fe r t e Sekr e t auch in
dem Gehörgangsorgane des Menschen e in e im w e sen tlich en m echanische R o lle spie lt.
Das hier von den Ohrschlauchdrüsen gelieferte eigentliche spezifische Sekret würde zu flüssig sein und
auch vielleicht zu gering an Masse, um den nötigen dauernden Schutz des Gehörganges zu leisten,
durch das festere Sekret der Talgdrüsen wird es erst zu der bekannten schmierigen und dauerhaften
Zoologien. Heft 72.