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Art verzweigt, längs dem Meere nördlich durch den District von Canta-Gallo
nach Porto- Seguro und Bahia Mn und südlich bis Santos u. s. w. fortläuft,
besteht aus Granit. Im Walde von Mandiocca gegen das Gebirge finden
sich ungemein grosse Felsenstücke dieser Gebirgsärt 1 die von den Gipfeln der
Berge herabgerollt sind, und in ihren Klüften den Rüsselthieren {Coatis)
und dem Papamel (Mastela barbara), so wie in ihren schattigen Ueber-
hängen besonders einer Vielzahl von Begonien, Heliconien und Dorstenien
Obdach bieten. Bei dem ersten Anblicke glaubten wir hier und in der
Nachbarschaft von Rio den Granit, welcher in unserem Vaterlande den
Gebirgszug von Passau an längs der Grenze Böhmens bildet, zu sehen, so
auffallend ähnlich ist ersterer der neuen Welt jenem der alten. Unter
den wenigen Abänderungen, welche wir zu beobachten Gelegenheit hatten,
besteht eine aus vielem röthlich- oder licht rauchgrauen Feldspathe, wenig
rauchgrauem Quarze und ziemlich vielem schwarzen, kleinblättrigen
Glimmer. Die zweite ist ein grobkörniger Granit mit vorwaltendem graulich
und röthlich weissem Feldspathe, graulich weissem und rauchgrauem
Quarze und wenig tombackbraunem und schwarzem Glimmer. Er nähert
sich um so mehr dem sogenannten Schriftgranit, als der Feldspath an
manchen Stellen auch einen Perlmutterglanz zeigt. Die schönste Abänderung
ist ein Granit mit vielem licht röthlich grauen Feldspathe, kleinkörnigem
, rauchgrauem Quarze und einzelnen eingewachsenen, gleichwinkligen,
sechsseitigen Säulen von tombackbraunem Glimmer von mittlerer
Grösse. Nicht selten besteht der Granit um Rio de Janeiro, wie allenthalben
auf ähnlichen Gebirgen, aus erdigem Feldspathe von graulich weisser,
zuweilen von Eisenoxyd bräunlich gelb gefleckter Farbe, rauchgrauem
Quarze und nur wenig schwarzem Glimmer, und zerfallt bei geringer
Berührung zu Grus. Das Gefüge des Granites wird allmälig schiefrig, indem
sich der rauchgraue Quarz und der schwarze, kleinblättrige Glimmer,
weniger der rauchgraue Feldspath, zusammenreihen und das Gestein geht in
Gneiss über. In diesem Granitgneisse sind gewöhnlich mehr oder weniger
ziemlich grosse edle Granaten eingewachsen, die ihm ein schönes Ansehen
geben. Er findet sich vorzüglich nahe an der Stadt, z. B. beim Saoco
duAlfer e s , tritt aber nach den Beobachtungen unseres . Freundes und
Landsmannes Hrn. v. E schwege’s an sehr vielen Puncten längs der Meeresküste
hervor, und scheint z. B. auf der IIha grande selbst mit dem körnigen
Granit abzuwechseln. Letzterer wird in Rio de Janeiro und namentlich
in Catete und Bota-Fogo, wo grosse Massen zu Tage liegen, zu Quadern
verarbeitet. Die Neger, welche diese Arbeit verrichten, gehen mit einer
dem Europäer unerträglichen Langsamkeit zu Werke, indem sie die Bohrlöcher
mit langen eisernen Stangen, die sie immer auf denselben Punct
fallen lassen, machen. Was übrigens die Bildung des Gebirges in diesen
Gegenden betrifft, * so erhebt sich das Land längs d<y Küste entweder
allmälig und der Granit bildet in der ganzen Kette nur sanft ansteigende,
abgerundete Hügel von ungleicher Höhe, oder hie und da steigen gewaltige
Kegelberge schon vom Meere zu einer bedeutenden Höhe, welche jedoch
niemals über viertausend Fuss zu gehen scheint, auf. Sie sind fast allenthalben
von einer ziemlich mächtigen Schicht eines rothen eisenschüssigen
Thones, den wir uns noch nicht näher zu bestimmen getrauen, und welcher
nach Versicherung vieler Bewohner goldhaltig seyn soll, bedeckt. Da
königliche Verordnungen das Waschen auf Gold innerhalb zwanzig Meilen
von dem Seeufer landeinwärts verbieten, so sind keine sicheren Nachrichten
über den Goldgehalt dieser Gegend zu erlangen. (*)
Von Mandiocca zieht sich die Strasse für die Karavanen nach
Minas Geraes zwischen grottesken Schäften der Agaven (Fourcroaea gi-
gantea Vent.') und bunten Blumenhecken durch den Urwald an steilen
Abhängen und düsteren, eng verwachsenen Schluchten vorüber bis auf die
Höhe des Gebirges, zu welcher eine kostspielige und bis jetzt in Brasilien
einzige gepflasterte Strasse fast in der Ausdehnung von einer Meile führt.
(*) Wir glauben bemerken zu müssen , dass wir die vielen Uebermengungstheile und Vor-
kömmlinge, welche sich theils eingemengt, theils ein- und aufgewachsen in dem Granit von
< Rio de Janeiro nach S. 1Ö5 der Nachrichten von den k. k. österr. Naturforschern in Brasilien
(Brünn 1820) befinden, nicht zu beobachten Gelegenheit hatten. So haben wir in denselben
> weder Rosenquarz, Schörl, Beryll, Spargelstein, Andalusit, Peliom, Titan, noch Spatheisenstein,
Brauneisenstein, Gelbeisenstein (S. 125) Gelbkupfer, Wasserblei bemerkt; glauben
aber aus der Aehnlichkeit des brasilianischen Granites mit jenem aus der nordöstlichen Grenze
Baierns, in welchem vorzüglich Dichroit oder Peliom und Turmalin eingewachsen, Rosenoder
Milchqnarz in Gängen, und Andalusit im Glimmerschiefer Vorkommen, auch auf das Vorkommen
wenigstens der meisten der oben erwähnten Fossilien im Granit schliessen zu dürfen.