julischen Kalkalpen, auf welcher viele, Muschelversteinerungen enthaltende
Felsenblöcke zerstreut liegen, nach der schönen Hafenstadt Triest hinab,
wo wir am 10. März anlangten. Von der Höhe des Karstes bei Obczina
breitete sich der adriatische Golf, zwischen der italienischen und istrischen
Küste, majestätisch vor uns aus, und wir erblickten die beiden österreichischen
Fregatten, aus den übrigen Masten hervorragend, zur Abreise
bereit, vor Anker liegen.
Triest, die Hauptstadt Myriens, ist, durch seine Lage am adriatischen
Meerbusen, eine der wichtigsten italienischen Seestädte für den le-
vantischen Handel. Die alte Stadt ist längs des Abhanges eines Berges,
worauf das Castell steht, die neue am Ufer des Meeres gebaut; letztere
besteht aus einigen schönen Strassen mit grossen Häusern zunächst
einem Canal, auf welchem die Kaufmannsgüter bequem vom Meere bis ins
Innerste der Stadt geführt werden. Die Einwohner sind von griechischer,
illyrischer, italienischer, gröstentheils aber von deutscher Abkunft. Der
Markt, reich an den trefflichsten Südfrüchten, so wie an den sonderbarsten
Erzeugnissen des Meeres, beurkundet durch den Zusammenflufs der
Producte des Südens und des Nordens die glückliche Lage dieser Stadt.
Obgleich sich nahe an ihr, und zwar gegen Norden, ein hoher Berg erhebt
, ist doch der Hafen nicht hinreichend vor Winden gesichert, und die
Kälte bisweilen empfindlich. Der warme Sirocco , welcher manchmal von
Africa herweht, ist sehr betäubend und nicht selten Ursache von Krankheiten.
Zur Zeit unserer Ankunft war die Vegetation beinahe noch erstarrt
, und kaum fand mein auf dem kahlen Boden ausser Helleborus
hyemalis, Crocus reticulatus, Primula acaulis eine Spur des herannahenden
Frühlings. Das Meer bot jedoch eine reichere Ausbeute an
Thieren und Seepflanzen dar, welche, nebst den auf der bisherigen Reise
gemachten Sammlungen und den hier von Kennern erhaltene^ Insecten,
nach München an das Naturalienkabinet abgesendet wurde, ( l) In dem
Gasthofe , wo wir abgestiegen waren, ergriff uns schmerzlich die Nachricht,
welche wir nach den ersten Tagen unseres Aufenthaltes vernahmen
, dafs das von uns bewohnte Zimmer dasselbe sey, in welchem
W inkelmann einst seinen Tod fand. W ir waren hier Nachbarn des Commandanten
beider Fregatten, Nicola de Pas^ualigo, Nobile di Venezia,
eines eben so sehr durch allgemeine Bildung und nautische Kenntnisse,
als durch Muth und Entschlossenheit, die er im letzten Kriege bewährt
hatte, ausgezeichneten Seemannes. Er führte uns sogleich in unseren
künftigen Wohnort, die Fregatte Austria, welche nebst der Augusta im
Arsenal von Venedig erbaut und ausgerüstet, nach den Befehlen desk. k.
österreichischen Hofes die Bestimmung hatte, den gröfsten Theil der Gross-
bothschaft und der Gesandtschaft am brasilianischen Hofe, die Mitglieder der
naturforschenden Expedition und einige Abgeordnete für den, mit Brasilien
zu eröffnenden, Handelsverkehr aufzunehmen, so wie die für letzteren
Zweck herbeigesciiafften österreichischen Handelsartikel zu laden. Die
Officiere und Mannschaft waren zum Theil Deutsche, meistens aber
Venezianer.
Alles war zur Abreise bereit und auch wir hatten unsere Vorkehrungen
beendet, als die Nachricht einlief, dafs die Gesandtschaft noch länger
als eine Woche ausbleiben würde. Wir beschlossen daher, ehe wir
den vaterländischen Boden verliefsen, noch den der Kunst geweihten
Venedigs zu begrüfsen. Dazu bot die Rücksendung einer kaiserlichen Brigg,
welche Nachträge zur Armirung aus dem venezianischen Arsenale gebracht
hatte, die beste Gelegenheit dar. Am 5. März in der Nacht segelten wir
ab, und schon am Morgen standen wir am Eingang des Hafens von V e nedig,
Die See ging hoch und die unruhige Bewegung des Schiffes hatte
auch in uns nicht verfehlt, die gewöhnliche krankhafte Wirkung hervorzubringen;
doppelt froh waren wir daher, die gefährliche Einfahrt überstanden
zu haben, und festen Fufs auf den Marcusplatz setzen zu können.
Um die Stadt kennen zu lernen, fuhren wir auf einer der hier gewöhnlichen
schwarzen Gondeln durch das Labyrinth von Kanälen zu jenen herrlichen
Gebäuden, den Denkmälern der Zeit, wo Venedig im Besitze der
Herrschaft des Mittelmeeres, alle Schätze des Orients nach dem europäischen
Welttheil brachte. Ihr gegenwärtiger Zustand zeugt jedoch von
der Vergänglichkeit alles irdischen Glanzes. Was aber der Welthandel
Rühmliches und Grofses hervorbringen konnte, ist in den architectonischen
Monumenten des Marcusplatzes auf behalten, deren Inneres die Kunst eines