sie dadurch von den wilden und gänzlich uncivilisirten (Gentios, Bugre s,
Indios bravos). Es ist wahrscheinlich, dass diese Reste, welche längs
der Küste wohnen, mehreren Volksstämmen angehören, deren Namen
zum Theil verloren gegangen sind, indem die Portugiesen sie nicht von
einander unterschieden, sondern mit dem gemeinschaftlichen Namen der
Coroados oder Geschornen bezeichneten, weil sie das Haar auf der
Mitte des Scheitels abzuschneiden und nur einen Kranz von Haaren ringsum
die Schläfe zu tragen pflegten. (*) Gegenwärtig ist der Hauptsitz
der Coroados an den Ufern des Rio da Pomba, eines Seitenastes des
Paraiba, und da die Indier ihre Wanderungen immer längs den Flüssen
zu machen pflegen, scheint es, dass sie sich ursprünglich aus dem Innern
nach dem Meere hin ausgebreitet haben. Ueberreste derselben Nation
sind es auch, welche in der Aldea de f^alenga, nicht weit von dem
Wege von Rio nach Villa Rica zwischen den Flüssen Paraiba und
Rio preto beisammen wohnen. Dieser Ort war noch vor wenigen Jahren
der einzige in der Capitanie von Rio de Janeiro, an welchem sich eine
ansehnliche Zahl sowohl getaufter als heidnischer Indianer aufhielt. Die
Lage des Etablissements begünstigte die Neigung dieser Naturmenschen,
von Zeit zu Zeit in die Einsamkeit der grossen Urwälder am Paraiba
und weiter nördlich gegen Minas Geraes hin zurückzukehren, von wo
aus sie sich aber immer wieder bei dem Geistlichen der Mission einstellten.
Die Einführung einer Schweizercolonie nach Rio de Janeiro, die
bald, nachdefn wir die Stadt verlassen hatten, erfolgte, und der Befehl der
Regierung, dass jene Indianer die Waldschläge für diese neuen Ankömmlinge
machen sollten, wird als Ursache angegeben, warum sich neuerlich
ein grosser Theil der ersteren für immer von der Aldea entfernt habe.
' (*) Die Geschichtschreiber erwähnen in der Nähe von Rio de Janeiro nnd längs den Küsten
von dort südlich gegen S. Paul hin der T a m o j o s , einer sehr streitbaren Nation, Verbündeten
der Franzosen unter Yillegagnon gegen die Portugiesen, und der C a r i jo s oder G u a r u s in den
Wäldern der ganzen S e r r a d o m a r , welche sich sehr weit nach Süden erstreckten. An der
Nordküste der Bai von Rio und in den Fluren von Cabo frio wohnten die G o y t a c a z e s , von
deren letzteren die Corografia brasilica (II. p. 45) drei Horden aufzählt, nämlich die G o y ta c a -
G u a s s ü , G o y t a c d r M o p p i s und die G o y t a c a - J a c o r e t o . Westlich von diesen und nach Süden
hinter der Serra do mar bis gegen S. Paul hin wohnten die verwandten G o y a n a z e s .
Der Capitäo mör in Areas, erfreut über die Erscheinung mehrerer
Fremden von der Nation seiner Kronprinzessin und aus so weiter Entfernung
, bot uns bei unserer Durchreise auf eine sehr freundliche Weise seine
Dienste zur Weiterschaffung der Effecten an, indem sein geübtes Auge
bald den schlechten Zustand unserer Maulthiere erkannte, welche durch
die Vernachlässigung des ungeschickten Arieiro fast schon unbrauchbar
geworden waren. Da uns aber letzterer versicherte, dass wir fremder
Hülfe gar nicht bedürften und sich die Lastthiere, wenn auch etwas vom
Sattel gedrückt, doch in vollkommen gutem Zustande befanden, so setzten
wir unsern Weg sogleich fort. Die Landstrasse führt immer südwärts
durch mehrere dicht bewachsene engeThäler , die von einigen nach Süden
dem Paraiba zufliessenden Bächen durchschnitten werden. Das Gebirge
besteht aus einem zum Th eile sehr aufgelösten Gneiss, auf welchem man
Lager eines schiefrigen Thoneisensteins findet, der geschichtet ist und in
Stunde 3 bis 4 des bergmännischen Compasses streicht. Von dem höchsten
Puncte des Berges erblickten wir hinter uns drei in ungeheueren Stufen
parallel nach einander aufgethürmte Gebirgszüge, vor uns aber die einzige
niedrigere Serra do Paraiba. Mit Sonnenuntergänge von dem hohen
Gebirge herabgestiegen erreichten wir in dem tiefen Thalgrunde von 7a-
casava an einem starken Bache, der in den Paraiba fällt, einige ärmliche
Hütten. Viele Karavanen halten sich hier schon gelagert, welche Hühner
nach Rio zum Verkaufe führten. Das Missverhältniss zwischen dem Bedürfnisse
der grossen Stadt und der geringen Productivität einer grössten-
theils noch unangebauten Umgegend macht die Zufuhr aus sehr entfernten
Bezirken nothwendig. Die betriebsamen Paulisten bringen deshalb aus
einer Entfernung von mehr als hundert Legoas ihre lebendigen Vorräthe
auf den Markt von Rio, wo sie dieselben vortheilhaft absetzen. Wir
mussten dieses Mal die Nachbarschaft der gefiederten Wanderer mit einer
unruhigen Nacht erkaufen. Bei dieser Gelegenheit bemerkten wir, dass das
Geschrei der aus Europa abstammenden Hühner, ein einfacher schnarrender
oder pfeifender Ton, der allmälig an Stärke und Höhe nachlässt', rauherund
unangenehmer ist als das der unsrigen. Diese Hühner werden in grossen
Körben aus Timbö , den geschmeidigen Stengeln und Ranken mehrerer