wurden. Die Sage des Volks" hält sie für das Werk der ersten maltesischen
Christen, welche sich, um den Verfolgungen zu entgehen, hier eine unterirdische
Stadt erbaut hätten, und will daher die Kirche mit Altar und
Weihbecken, die Wohnungen der Familien mit Küche, Wiegen und Tischen,
im Felsen eingehauen erkennen. Andere sehen sie als die Lagerstätten
der, während der Kreuzzüge hierher gebrachten, verwundeten Gläubigen,
oder als die Grüfte der in jener Epoche Verstorbenen an; sie setzen die
Entstehung derselben in eine frühere Zeit, und halten sie veranlasst theils
durch das Bedürfniss von Bausteinen, theils durch die von der pumschen
Mutterstadt ererbte und zur Zeit der Römer fortdauernd geübte Sitte , solche
weite Säle für die Verstorbenen auszugraben, indem sie unter andern
auch die bisweilen vorfindlichen Knochenreste auf jene Zeit beziehen.
Von der Verwandtschaft Malta^s mit dem alten Carthago oder mit
den Mauren, welche früher, bis sie von den Normännern vertrieben wurden,
die Insel in Besitz hatten, scheinen jetzt noch Spuren in der Gesichtsbildung
der Malteser übrig zu seyn. Das gelbbraune Colorit des von einem
schlichten, schwarzen, vernachlässigten Haupthaare und schwarzen Barte
beschatteten Gesichtes, die schwarzen enggeschlitzten Augen unter hohen
buschichten Augenbraunen, welche ihnen ein tückisches Ansehen geben, die
spitzigen, doch nicht unverhältnissmässig hervorstehenden Backenknochen,
die kräftige, aber stumpf endigende Nase, die starken Lippen, der schlanke,
magere, ziemlich behaarte Körper scheinen zum Theil auf orientalische Herkunft,
zum Theil auf Verwandtschaft mit den Neapolitanern und Sicilianern.
hinzudeuten. Jene Abkunft aus dem Orient wird wenigstens auffallend
bestätigt durch die Eigenheit der maltesischen Sprache, welche, von den
europäischen sehr wesentlich abweichend, dem Ankömmlinge schwer macht,
die italienische Mundart des gemeinen Volkes zu verstehen, und, nach den
neueren Sprachforschungen, unverkennbar in den Grundzügen, sowohl den
Worten als den grammatischen Formen, den Typus der älteren phöni-
cischen, mehr aber noch der arabischen Sprache darstellen soll. (v) Die
.(*) Bellermann Phoeniciae linguae vestlgiorum in Melitensi Specim. I. Berol. 180Q.
Gesenius Versuch über die Maltesische Sprache. Leipzig 1810.
Bewohner scheinen übrigens auch in der Beweglichkeit und dem rührigen
Fleisse jenem verwandten alten Handelsvolke ähnlich. Der gemeine Mann
beschäftigt sich theils mit Fischerei, unter andern auch mit der von Corallen,
theils mit Schiffahrt, oder er widmet sich dem Ackerbau. Die ganze Insel ist
auf das sorgfältigste angebaut, und die Landschaft um die Stadt, so wie
um die zahlreichen Dörfer, trägt den Charakter mühsamer Kultur. Das
Auge erblickt überall Felder, umgeben von drei Fuss hohen Steinhaufen,
auf denen sich die amerikanischen Cactus angesiedelt haben, und dazwischen
zahlreiche steinerne Landhäuser von wenig ausgezeichneter Grösse und
Bauart. Im Frühling erfreut das frische, allgemein verbreitete Grün; im
hohen Sommer aber, wo sich nur die feuchten Niederungen frisch erhalten,
soll die Insel ein ödes Ansehn bekommen. Der Boden erhebt sich
weder zu Bergen, noch kann die dünne, oft mühsam zubereitete oder
fern hergeholte Schichte . von Dammerde über den Felsen Wälder ernähren.
Der lieblichste Ort der Insel ist das Boschetto, ein kleines,
von den Seewinden gekühltes und von einem Bache bewässertes Thal mit
einem Orangenhain, der in aller Fülle der südlichen Vegetation prangt.
Das daneben liegende, in edlem Style erbaute Landhaus, Eigenthum des
Königs, gewährt eine entzückende Aussicht auf das Meer und die Umgegend.
Auf dem Rückwege von Citta vecchia besuchten wir auch den
Landsitz des Lord Maitland bei S. Antonio. W ir sahen hier einen sehr
schönen afrikanischen Strauss und eine Löwin, Seltenheiten, die hier häufiger
Vorkommen, da die Malteser bekanntlich einen Handelszweig aus lebenden
Thieren machen. Der Garten des Lords, im französischen Gesehmacke angelegt,
grenzt auf der einen Seite ans Meer und ist mit vielen Zierpflanzen
aus der Levante und vom Cap geschmückt, welche hier im Freien wie im
eigenen Vaterlande wuchern. Vielleicht kein Ort in Europa, selbst die
südlichsten Provinzen von Spanien und Portugal nicht ausgenommen, bietet
ein so günstiges Klima für die Errichtung eines botanischen Gartens dar,
welcher alle Producte des Pflanzenreiches vorteilhaft in sich beherbergen
könnte, wie Malta. Deshalb ist auch der öffentliche Garten der Stadt, welcher
schon zur Zeit des Ordens bestand, von der jetzigen Regierung besonders
begünstigt worden. Seine Leitung besorgt Fra Carlo GiaöInto , ein sehr gefälliger
Carmelite, der uns mehrere interessante Mittheilungen machte. Er hat