wohl nach Venedig gehen müsse, um den beträchtlichen Verlust, welcher
auf zwanzigtausend Franken angeschlagen sey, aus dem dortigen Arsenale
zu ersetzen. Das neue Bogspriet ward in kurzer Zeit eingerichtet und
am siebenten Tage stand die Austria wieder segelfertig da. Die Gesandtschaft
beschlofs dem zufolge, die Reise bis Gibraltar allein fortzusetzen,
und dort sowohl die Fregatte Augusta nebst dem k. portugiesischen
Geschwader, als auch nähere Verhaftungsbefehle des k. k. Hofes aus
Wien zu erwarten.
Am 21. April Morgens 6 Uhr lichteten wir die Anker und verliessen
unter einem schwachen O. N. O. Wind den Hafen von Pola. Am hellen Morgen
waren wir schon auf hoher See. Der Himmel, nur am Horizont mit
weissen Wölkchen bekleidet, hatte im Zenithein lichtes Blau ausgebreitet,
und wir vertrauten, voll guter Hoffnung, einem schwachen jedoch günstigen
Winde, der uns langsam in den Eingang des Golfo di Quarnero
trieb. Um 10 Uhr Morgens hatten wir die südöstliche Spitze-von Istrien,
in einer Entfernung von zehn Seemeilen, vor uns. Noch einmal begrüssten
wir den höchsten Berg der Halbinsel, den Monte maggiore, dessen Gipfel
am Tage des Sturms mit Schnee bedeckt und nicht wieder von demselben
entblösst worden war. Als w ir dieses südlichste Vorgebirg umsegelt hatten,
erhoben sich im fernen Hintergründe nördlich die Gebirge hinter Fiume
und vor uns il monte d'Osero, ein steiles, unfruchtbares Kalkgebirge,
welches sich der Länge nach durch den grössten Theil der Insel gleichen
Namens erstreckt, und der Schiffahrt in diesem klippenreichen Theile
des Meeres als Wahrzeichen sehr zu Hülfe kommt. Nach Mittag fuhren
wir an der Insel Sansego vorüber. Der Wind nahm jetzt zu, und die
ganze Nacht liefen wir nie weniger als fünf Seemeilen in einer Stunde,
’längs den illyrischen Inseln Grossa und Coronata, so dass wir uns am
andern Morgen in der Breite von Ortona befanden.
Mit Sonnenaufgang erschien die Insel S. Andrea, Mittags Brasso
und darauf der Porno, ein isolirter Fels von der Gestalt eines Zuckerhutes,
mit auf die Nordseite überhängender Spitze, der uns ein frohes Merkzeichen
der schnellen Reise war. Nachmittags lag er uns in N. N. 0. und
die grössere Insel L is sa , welche uns Lessina verbarg, erhob sich später
im Nebel nordöstlich. Alle diese Inseln gehören noch zu der Kalkformation
des Golfo di Quarnero. An der italienischen Küste erblickten wir das
südlichste Vorgebirg des Garganus mons, den Monte S . Angelo, der
tief herab mit Schnee bedeckt war, eine Erscheinung, welche mit der
von uns bemerkten Kälte (der Thermometer hatte sich noch nicht über
8° R. erhoben) übereinstimmte. Manfredonia, die salzreichen Küsten von
Salapia und die Mündungen des vielbesungenen Aufidas, in dessen Nähe
Hannibal den römischen Stolz gebeugt hatte, verschwanden, während
Cuzzola, Cazziol, Agosta und dann im Hintergründe Meie d a , so wie
die beiden mitten im Meere stehenden Felsen Pelagosa, die von einer
unzählichen Menge von Möven bewohnt werden, nach und nach in unsern
Gesichtskreis kamen. Letztere Hessen wir über dem Winde und schifften
zwischen ihnen und dem italienischen Continente hindurch. Der Himmel
hatte einigemal Farbe und Wolken gewechselt und Regen sich bisweilen
eingestellt; jedoch bheb uns der Wind treu. Monopoli und der lange
Saum der apulischen Küste erschienen uns am Morgen des folgenden Tages,
und gegen 11 Uhr waren wir in der Nähe des alten Brundusiam. Wir
erkannten deutlich das Gestade, welches mit Pinien bepflanzt ist, deren
breite Kronen weit über das Meer hin sichtbar sind. Zwei kleine Castelle,
wie es uns schien, liegen nördlich, und ein drittes südlich von der Stadt, die
mehr in den Hintergrund zurücktritt. Mehrere Wachthürme gegen die
Barbaresken stehen längs der Küste, Zeugen einer andern Zeit, als die
war, wo Brundusium, der östliche Stapelplatz römischer Seemacht,
furchtbare Flotten durch die Meere sandte und das unterjochte Griechenland
an Italien fesselte. Cicero’s klagende Briefe, als er von hier aus, Rom
meidend, den Uebergang nach dem Peloponnes suchte, und Caesar’s drohende
Gestalt, als er hier den Nebenbuhler Pompejus belagerte, treten vor
das Gedächtniss des Reisenden beim Anblicke dieser alten Seestadt. 5. Cataldo
und die Berge von Lezze wurden sichtbar, ehe wir die äusserste
Spitze Apuliens, das Capo della S. Maria, umsegelten, wo unsere Blicke
auf der steilen kahlen Küste, die sich in N. W. vor uns hinzog, nichts als
eine einsame Kirche entdecken konnten. In dieser Breite, wo wir die Inseln