meinen Ragezug viel mehr beherrscht, als dieses bei den übrigen Ragen jetzt
noch der Fall ist. Die Indianer sind von kleiner oder mittlerer Statur, die Männer
vier bis fünf, die Weiber im Allgemeinen etwas über vier Fuss hoch; alle
von stämmigem, breiten und gedrungenen Körperbau. Nur selten bemerkt
man unter ihnen Einige von höherem schlankeren Wuchs. Ihre Brust ist
breit, der Hals kurz und stark; die weiblichen Brüste nicht so schlaff
herabhängend wie bei den Negerinnen; der Bauch stark hervorhängend,
der Nabel sehr wulstig, jedoch weniger als bei dem Neger; die männlichen
Theile sind viel kleiner als die der Neger, und nicht wie bei diesen in
einem beständigen Turgor; die Extremitäten sind kurz, die unteren nichts
weniger als voll, namentlich die Waden und das Gesäss dünn, die oberen
rund und musculös. Der Fuss ist hinten schmal, nach vorn hin sehr breit,
die grosse Zehe von den übrigen abstehend; die Hände sind fast immer
kalt, die Finger verhältnissmässig dünn, die Nägel, welche sie sich beständig
abzunagen pflegen, sehr kurz. Die Hautfarbe ist ein mehr oder weniger tiefes
Kupferbraun, nach dem Alter, der Beschäftigung und dem Gesundheitszustände
des Individuums etwas verschieden. Neugeborne Kinder sind gelblich
weiss, wie Mulatten; Kranke erhalten eine bräunlich gelbe Farbe; äusSerst
selten trifft man unter ihnen Kakerlacken oder Dunkelgefleckte. Im Ganzen
sind sie um so dunkler gefärbt, je kräftiger und thätiger sie sind. Gegen
den Unterleib und an den Extremitäten geht die rothbraune Farbe bisweilen
in eine schwärzlichere über; im Innern der Gelenke dagegen wird sie blasser
oder weisslich. Erröthen kann der Indianer eigentlich nicht, und jenes Menschliche:
„Erubescit, salva res est“, findet keine Anwendung bei dieser rohen
Menschenrage. Nur nach langem Umgänge mit den Weissen und nach erhaltener
Bildung bemerkten wir bei den Indianern Farbenwechsel als Ausdruck
der Gemüthsbewegungen. Uebrigens ist ihre Haut sehr fein, weich, glänzend,
und der Sonne ausgesetzt zum Schweisse geneigt, dessen Geruch
[Catinca) nicht so wild wie bei den Negern, doch aber scabiös-urinös ist.
Die langen, harten, straffen, glanzend schwarzen Haare hängen dicht und
unordentlich vom Haupte herab. Unter den Achseln und auf der Brust
bemerkt man im Allgemeinen keine, an den Geschlechtstheilen und am
Kinn der Männer eine sehr dünne Behaarung. Doch giebt es hierin,
obgleich selten Ausnahmen, und wir haben einige Männer mit stark
behaarter Brust und dichtem Barte gesehen. Am Kopfe zeichnen sich,
der breiten Brust entsprechend, besonders das Mittelhaupt und die hervorstehenden
Backenknochen durch Breite aus; Die Stirne ist niedrig, durch die
hervorstehenden Stirnhöhlen höckerig am Grunde, oben enge und stark
zurückgelehnt. Das Hinterhaupt hängt bei weitem weniger nach hinten,
wie bei dem Neger, dessen Schädel überhaupt schmäler und viel länglicher
ist, als der des Indianers. Das Antlitz ist breit und eckig, und springt
nicht so sehr hervor wie beim Neger, aber mehr als bei dem Kalmücken
oder dem Europäer. Die Ohren sind klein, nett, etwas auswärts gerichtet,
die Ohrläppchen nicht durchbohrt und durch schwere Körper verunstaltet,
die Augen klein, schwarzbraun, seitwärts stehend, mit dem innern Winkel
gegen die Nase gekehrt, und von dünn behaarten, in der Mitte hoch nach
oben gezogenen Augenbraunen beschützt; die Nase ist kurz, nach oben
sanft eingedrückt, nach unten platt, jedoch nicht so breit gedrückt wie bei
dem Neger; die Nasenlöcher sind breit, kaum ein wenig nach aussen stehend,
die Lippen bei weitem nicht so dick und wulstig wie bei dem Neger ; nicht die
untere, sondern die obere ist etwas hervorragend oder beide sind gleich;
der Mund ist kleiner und geschlossener als beim Neger. Die Zähne sind sehr
weiss, die Schneidezähne breit, und in gleiche Linie gestellt; . die Eckzähne
ragen hervor. Im Allgemeinen ist der Körperbau des Indianers stämmig, breit
und kurz, während der des Negers lang und schlank ist; er nähert sich somit
mehr dem der übrigen Ragen, besonders der Chinesen und Kalmücken, wenn
gleich diese von hellerem Teint sind, und gebildetere Züge haben. Missgebildete
und Verkrüppelte haben auch wir unter den Indianern nicht getroffen,
weshalb Einige glauben, dass sie solche gleich bei der Geburt umbringen.
Das Temperament des Indianers ist beinahe noch unentwickelt und
spricht sich als Phlegma aus. Alle Seelenkräfte, ja selbst die höhere Sinnlichkeit
scheinen sich wie in einem Zustande der Erstarrung zu befinden.
Ohne Reflexion auf das Ganze der Schöpfung, auf die Ursachen und den
innern Zusammenhang der Dinge leben sie, ihre Sinne nur auf Selbsterhaltung
richtend. Vergangenheit und Zukunft unterscheiden sie beinahe nicht,
daher sorgen sie nie für den kommenden Tag. Fremd der Gefälligkeit,
Dankbarkeit, Freundschaft, Demuth, dem Ehrgeize und überhaupt allen
I. Th eil. 4 8
l l i l
|||j llp
1| i|!;