bearbeiteten. Gegenwärtig befinden sich noch drei schwedische Meister
hier, welche den jährlichen Ertrag der von ihnen erbauten Fabrik auf
viertausend Arroben gebracht haben. Man befolgt im Satze und in der
Schmelzarbeit die schwedische Methode. Sowohl der Mangel eines Hochofens
als die Schwierigkeit, das Metall in grösseren Massen zu transportiren,
und die Nachfrage nach schon fertigen Geräthen bestimmen die Administration,
den grössten Theil des gewonnenen Metalls sogleich zu Hufeisen, Nägeln,
Beschlägen, Schlössern u. s. w. verarbeiten zu lassen. Die schwedischen
Arbeiter haben die nöthigen Gehülfen aus Negern und Mulatten zu bilden
gesucht, und sind mit denpractischen Fähigkeiten derselben sehr zufrieden;
jedoch ist ihre Trägheit und Unregelmässigkeit im Dienste eine beständige
Ursache der Unzufriedenheit für jene guten Leute, welche selbst im Ueber-
fluss und der Sorgenfreiheit des südlichen Klimas ihr Vaterland nicht vergessen
können, und bei dem Gedanken, einst wie ihre schon verstorbenen
Gefährten in ungeweihter Erde liegen zu müssen, von dem bittersten Heimweh
ergriffen werden. Unter dem Gouvernement des Conde da P alma , eines
einsichtsvollen Beförderers des Fabrikwesens, war der Plan zu einer neuen
grösseren und dauerhafteren Eisenfabrik gefasst, und die Ausführung desselhen
unserem Landsmanne, dem Hrn. Gberstlieutenant V arnhagen, übergeben
worden. Das schöne und weitläufige Werk, dessen Kosten sich auf 3 005000
Crusados belaufen, war eben fertig geworden, als wir nach Kpanema
kamen, man hatte aber noch nicht darin geschmolzen, weil man die zum
Betriebe eines Hochofens nöthigen Giesser aus Deutschland erwartete. Die
neuen Fabrikgebäude sind mit Geschmack und von Dauer aus dem hier brechenden
gelben Sandstein erbauet. Das Werk besteht aus zwei Hochöfen
und mehreren Frischfeuern; die Gebläse sind Wassertrommeln. Für die
Aufbewahrung der Kohlen und des fertigen Fabrikats sind sehr zweckmässige,
geräumige Magazine in der Nähe des Hauptgebäudes errichtet, welches durch
einen gemauerten, mit Schleusen versehenen Canal das nöthige W'asser
aus dem Rio Kpanema erhält. Auch für die kranken Arbeiter der Fabrik
ist durch ein Hospital gesorgt worden, bei welchem zwei Chirurgen angestellt
sind. Ueber die Feuerbeständigkeit des hiesigen Sandsteins walteten zur
Zeit unserer Anwesenheit Zweifel ob, weil man noch keine Schmelzung
versucht hatte. Eine Schwierigkeit, welche sich der Ausdehnung der
Fabrikation entgegenstellen wird, ist der Mangel an brauchbarem Brennholz;
denn obgleich die Niederungen der Thäler, die Rinnsale der Bäche und der
Eisenberg von Araasojava selbst mit Gehölz bedeckt sind, so möchte
dieses doch bei fortdauerndem Betriebe der Fabrik bald erschöpft werden.
Die Verwaltung hat zwar die Einleitung getroffen, dass jeder Einwohner
dieser Gegenden eine der Grösse des von ihm bebauten Landes verhält-
nissmässige Quantität Kohlen an die Fabrik abliefern muss, allein dieses
Mittel ohne die regelmässige Nachpflanzung von neuen Waldungen und eine
sorgfältige Benützung der schon bestehenden kann einem künftigen Holzmangel
nicht begegnen. Durch die Pflege einer sich durch ihre sehr gute
Kohle empfehlenden Holzart, der Paraüna (einer Acacia ?), würde man
auch der Nothwendigkeit zuvorkommen, verschiedene Arten von Kohlen
anwenden zu müssen, welche durch eine ungleiche Abgabe von Kohlenstoff
an das Eisen bei dem Schmelzprocesse es von ungleicher Dichtigkeit und
daher an gewissen Stellen brüchig machen dürften. Das Erz scheint dem
Ansehen nach zwar gut und enthält zum Th eile gegen neunzig Procent,
doch hörten wir in Brasilien öfters die.Klage, dass das daraus gewonnene
Eisen zu spröde und für mancherlei Werkzeuge von geringer Dauer sey.
Hat man einmal die zweckmässigste Behandlungsart des Erzes, besonders beim
Frischen erkannt, und durch Anlegung einer fahrbaren Strasse oder eines
Canals nach der Küste die Ausfuhr erleichtert, so ist Kpanema bei seinem
unglaublichen Reichthume an Eisensteinen im Stande, nicht bloss ganz Brasilien,
sondern auch das übrige americanische Continent mit Eisen zu versehen.
Der Berg, welcher diese ausserordentliche Menge von Material zu
liefern vermag, erhebt sich eine Viertelmeile westlich hinter dem Oertchen
und erstreckt sich, als ein ziemlich isolirter Bergrücken, eine Legoa lang
von S. nach N. Seine Höhe über dem Rio Kpanema beträgt gegen 1,000
Fuss. Fast überall ist er mit dichter Waldung bedeckt, aus welcher sich
Abends und Morgens das lärmende Gebrüll der braunen Heulaffen, Mycetes
fuscus (*) vernehmen lässt. Wir bestiegen ihn, indem wir den schmalen
(*) Spix : Simiarum et Vespertilionum brasiliensium species novae etc. Monachii 1823.
Folio. Tab. XXX.