Arten von Paullinien, eingesperrt, und die Tröge für dieselben aus den
dicken Rohren {Taguard) der baumartigen Gräser {Bambusd) verfertigt.
Als wir am folgenden.Morgen von Tacasana aufbrechen wollten,
fanden wir , dass der Capitäo mör von Areas nur zu gut den schlechten
Zustand unseres Truppes erkannt hatte. Die Lastthiere waren durch die
Tragsättel, welche der ungeschickte Arieiro ihnen nicht anzupassen wusste,
so bedeutend verletzt worden, dass sie zu allem weiteren Dienste jetzt unfähig
uns Halt zu machen nöthigten. Die Geschwulst, welche die Thiere durch
Unebenheiten des Sattels oder Ungleichheit der Last erhalten, ist oft so
bösartig, dass sie gangränös wird, und den Tod nach sich zieht; es war
daher die grösste Sorgfalt anzuwenden, um uns nicht dem Verluste des
ganzen Truppes auszusetzen. Der Anführer schob zwar das ganze Uebel
auf die dichten Nebel während der Nacht, auf den starken Morgenthau
und besonders auf das die Wunde des Thieres verschlimmernde Mondlicht,
denn diese sind die Hauptelemente in der Krankheitstheorie des gemeinen
Volkes; allein wir wollten doch nicht die Heilung, wie er vorschlug, den
Sonnenstrahlen überlassen, und so ging der Tag unter den unangenehmen
veterinärischen Beschäftigungen von Brennen, Scarificiren, Waschen der
Wunden mit einem Absude von Taback oder mit - Urin und mit Aderlässen
vorüber, wobei uns die hier gleichfalls Rast haltenden Arieiros durch Rath
und That gutmüthig beistanden. Am Morgen zeigte der Thermometer im
Schatten 15°, am Mittag 28® und im benachbarten Flusse 20° R. Am Abend
sahen wir ein stattliches Convoy vorüber ziehen. Es war der Trupp des
Bischofs von Neu-Cordova, welcher durch die politischen Umwälzungen
in den spanischen Besitzungen vertrieben, unter portugiesischer Escorte von
Monte-Video nach Rio de Janeiro reiste, um vom da nach Europa zurückzukehren.
Er befand sich schon seit fast vier Monaten auf dem Wege,
um eine Landstrecke von eilf Graden zu durchreisen. Zur See hätte er
in weniger Zeit sein europäisches Vaterland erreichen können. Erst am
Abende des folgenden Tages erhielten wir die neuen Lastthiere, welche
uns der gefällige Capitäo mör von Areas sendete. Wir entschlossen uns
nun, um das Versäumte nachzuholen, die Reise sogleich im Mondscheine
fortzusetzen, was wir aber*-bald zu bereuen Ursache hatten. Noch waren
wir in dem Dörfchen, als eines der neuen Thiere die Last mitten im Bache
abwarf und davon rannte, was einen neuen und j noch unangenehmeren
Verzug gab. Mit vieler Mühe brachte man die zerstreuten Stücke der
darauf gepackten botanischen Sammlungen wieder zusammen. Es fehlte am
Ende nur eine Flasche mit Blüthen in Weingeist; aber auch diese ward von
dem Eigenthümer der Venda später gefunden, unserem Begleiter Herrn
E nder auf seiner Rückreise von S. Paul nach Rio übergeben und gelangte
durch ihn glücklich nach München. Wir erwähnen dieses kleinen Umstandes
mit Vergnügen, weil auch er ein Beweis jenes günstigen Geschickes
ist, welches über alle unsere naturhistorischen Sammlungen waltete, die,
obgleich so unzähligen Zufälligkeiten und Gefahren unterworfen, doch alle
ohne Ausnahme den Ort ihrer endlichen Bestimmung erreicht haben, ein
Glück, dessen sich Reisende selten erfreuen können. Das Reisen bei
Nacht hat in den Tropenländern, besonders durch die angenehme Kühle,
die den Wanderer nach der austrocknenden Hitze des Tages erquickt, einen
grossen Reiz. Auch die Landschaft erscheint unter neuen oft frappanten
Bildern, welche durch das Unbestimmte ihrer Umrisse die Phantasie der
Europäer auf eine eigenthümliche Weise aufregen. Nur ist das Nachtreisen
den Lastthieren nicht zuträglich, weil sie am liebsten von Mitternacht bis zum
Morgen auszuruhen pflegen. Wir waren in den letzten Tagen aus den
engen Waldthälern immer tiefer herabgekommen, und erblickten jetzt bisweilen
im Mondlichte rechts vor und neben uns die Höhen eines Theiles
der Serra Mantiqueira, welche von Minas aus hinter der Serra do mar
nach Süden zieht. Ihre bläulichen Umrisse bildeten einen magischen Hintergrund
mit der Landschaft, in welcher Gehölz und freie Plätze abwechselten.
Die hohen Bäume des Waldes, durch welchen wir zogen, standen in schwarzen
Schatten, und mancherlei wunderliche noch nie gehörte nächtliche Stimmen
ertönten; alles vereinigte sich, uns in eine eben so seltene als sonderbare
Stimmung zu versetzen. Die Führung des Truppes bei Nacht verlangt eine
doppelte Aufmerksamkeit der Treiber, damit sich keines der Lastthiere zwischen
dem Gebüsche verstecke und zurückbleibe. Unsere Begleiter, muntere
Paulisten, Hessen es daher nicht an gegenseitiger Aufmunterung durch
Zurufen und Gesang fehlen. Sie scherzten#über die Möglichkeit einer im
Wege liegenden giftigen Schlange, bis der Aelteste unter ihnen mit wichtiger