ziehende Reisende aufgeschreckt, fliehen dann zahlreiche Familien kleiner, öfters
sperlingsartiger Tauben {Rolas*) von Busch zu Busch, die einsam zwischen
Stauden umhersuchenden grösseren Tauben (Amargoza und Troquase**)
eilen beunruhigt den höchsten Spitzen des benachbarten Waldes zu, und
prangen dort in den Sonnenstrahlen mit ihrem metallisch glänzenden Gefieder;
zahlreiche Heerden von kleinen Affen (*b) jagen pfeifend und zischend nach
dem Dickicht des Gehölzes zurück, und die an den Felskuppen herumlaufenden
M o c ö s v e rk rie c h e n sich schnell zwischen das verwitternde Gestein;
die familienweise zusammenweidenden americanischen Strausse (£m a svd)
galopiren bei dem geringsten Geräusche gleich Pferden über Gesträuche,
durch Hügel und Thäler, von ihren Jungen begleitet; die den Schlangen
nachstellenden Siriemas(*') fliehen, theils im Grase niedertauchend, theils
auf Bäume fliegend, oder pfeilschnell die Gipfel der Hügel erklimmend,
von wo sie ihr weitschallendes, betrügerisches, dem des Auerhahnes ähnliches
Falzen vernehmen lassen; das bestürzte Armadill ( Tatü Canastra,
Peba, Bola (*f) rennt furchtsam umher, um einen Schlupfwinkel zu
Anden, oder verbirgt sich bei nächster Gefahr in seinen zusammengerollten
Panzer; der abentheuerliche Ameisenfresser ( Tamanduä Bandei-
r a , mirim'''*) galopirt schwerfällig durch die Fluren hin, und droht im
Nothfalle, sich auf den Rücken legend, dem Verfolger mit seinen spitzigen
Klauen. Fern von allem Geräusche weiden am Waldsaume das
schlanke Reh(*h) , der schwarze Tapir, oder ein zutrauliches Pecari.
Ruhig und über alles dieses erhaben wiegt sich der rothköpflge Aasgeier
(Urubix*k) in den höheren Lüften; die gefährliche Klapperschlange {Cas-
caveV''‘) schreckt, im Grase verborgen, durch ihr zischendes Rasseln;
die Riesenschlange (*“) spielt, vom Baume mit dem Kopfe auf die Erde
herabhängend, und das Krokodill n) sonnt sich, einem Baumstrunke ähn-
(*) Columba passerina, m inutaL ath., squamosaTem. (**) C. frontalis T em ., leucoptera etc.
(*b) Jacchus penicillatus (SpixSim.bras. Tab. XXVI.) (* c) Cavia rupestris. (*d) Rhea americana.
(*•) Dichoiopus cristatus Hoffm. (*f) Dasypus giganteus, septemcinctus, tricinctus. (*.*) Myrme-
cophaga jubata, tetradactyla, tridactyla. (*b) Cervus campestris, longicaudatus (Catingheiro),
tenuicornis (Galheiro) nob, (*‘) Tapir maior, minor (Sapateira, Xures). Dicotyles Tajassu L .,
labiatus Cuv., brevipesnob. (*k) Cathartes ruficollis (The Turkey Buzard Catesby ?). (*’) Crotalus
Cascavella (Spix Serp.bras. Tab. XXIV.). (*m) Boa Constrictor. (*■) Jacaretinga moschatus.
Crocodilus fissipes nob. (Spix Lacertae bras. Tab. I. II.).
lieh, an dem Ufer der Teiche. Nachdem während des Tages diese abwechselnden
Erscheinungen vor den Augen des Wanderers vorübergegangen sind,
vollendet mit dem Eintritt der Nacht das Schwirren der Cicaden, das monotone
Geschrei des Ziegenmelkers (Joäo corta päo *), das Bellen des umherziehenden
Wolfes (*“) und des scheuen Fuchses (*b) , oder das Brüllen der
Onzen(*c) das seltsame Bild der Thierwelt in diesen friedfertigen Campos.
Von dem Morro de Gravier steigt man nur wenig abwärts, um zu
der schönen Fazenda Capäo und der eine Viertelstunde weiter entfernten
Fazenda Lana zu kommen. Diese Gegend ist die Fundgrube der bekannten
brasilianischen gelben Topase. Die Grundlage des Gebirges ist auch hier der
Gelenkquarz, jedoch steht derselbe selten in seiner gewöhnlichsten Form, dagegen
öfter in der, von E schwege Eisenglimmerschiefer genannten, Abänderung
zu Tage an. Auf ihm liegen mächtige Lagen eines modifteirten Glimmers,
den man auch erdigen Talk nennen könnte. Dieselben bilden niedrige, abgerundete
Hügel, in welchen man an drei verschiedenen Orten, vorzüglich aber
zunächst der beiden genannten Meierhöfe jene edlen Steine Andet. Unmittelbar
hinter der Faz. Lana ist ein Hügel auf der einen Seite, im Umkreise, von
mehr als zwei Tagwerken und bis auf eine Höhe von sechzig Fuss, durch
Regen und künstlich herabgeführte Wässer so aufgeweicht, dass er einem
Breie gleicht, und sich, ohne sich im Einzelnen zu verschieben, immer tiefer
herabsenkt. Hier fanden wir den Besitzer und seine Sclaven eben mit
der Aufsuchung von Topasen beschäftigt. Das Erdreich wird mit Schaufeln
in lange Haufen aufgeschüttet, und durch darübergeleitetes Schlemmwasser
in einen engen, mit einigen Holzgittern versehenen Canal abgespült, so dass
nur die festeren Theile Zurückbleiben, welche sodann mit Hauen und den
Händen durch wühlt, und nach Topasen durchsucht werden. Diese härteren
Bestandtheile der aufgelösten Formation sind die Trümmer eines oft ganz
bröcklichen weissen Quarzes, bisweilen mit losen Bergkrystallen durchmengt,
und werden oft von einer weissen oder braunen eisenschüssigen Porzellanerde
begleitet. Letztere, welche man hier Massa branca nennt, ist das
sicherste Zeichen von dem Vorkommen der Topase, die sowohl zwischen
(*) Caprimulgus albicollis, cayennensis. (**) Lupus mexicanus Cuv. (*b) Vulpes campestris
nob. (*°) Felis brasiliensis, Onpa, concolor.