jährlich sechzig Arrobas Mercurius sublimatus corrosivus aus Europa gekauft}
wovon die Arroba sechzigtausend Reis kostet. Auch die Gefasse von Graphit,
in welchen geschmolzen wird, werden in Europa verfertigt, während es
unweit Barreiras in Minas Novas von diesem Material im Ueberflusse giebt. ,
In Mesquita, nahe bei Villa Rica hat man eben solche Tiegel zu machen
versucht, sie haben aber die Glühehitze nicht ertragen.- Wie man glaubt,
in Rücksicht auf die metallischen Reichthümer dieser Gegend und auf die Möglichkeit
dieselben an sich zu ziehen, ward unter dem Minister Pombal die
Gründung von Klöstern und ein fortwährender Aufenthalt von Klostergeist-
lichen in der ganzen Provinz von Minas Geraës untersagt, ein Verbot,
welches bis jetzt strenge befolgt wird.
Die Indianer hatten früher alle diese goldreichen Länder der Provinz inne
gehabt, wurden aber bald fast überall von den nach Gold suchenden Einwanderern
vertrieben. Diejenigen, so sich noch in Minas Geraës befinden, haben
sich allmälig besonders in die undurchdringlichen Urwälder, welche die
längs der Meeresküste hinlaufende Serra do mar in einer Breite von dreissig
bis fünfzig Meilen landeinwärts bedecken, zurückgezogen. Es sind namentlich
die Stämme der Coroados, Coropös, Paris , Botocudos {/timorés) ,
Macuanis, Malalis, Panhämes, Menhäms, Paraibas [Goytaca7.es ?).
Auf der westlichen Seite der Capitanie, jenseits des Rio de S. Francisco,
bemerkt man bisweilen einzelne herumziehende Horden von Cajapös. Diese
Stämme haben, bis auf einen Theil der Botocudos und Cajapös, insgesammt
die Oberherrschaft der Portugiesen anerkannt, und werden du«ch mehrere,
von der Regierung an der Grenze der Wälder aufgestellte Militärposten
im Zaume gehalten oder regiert. In dieser Absicht sind alle von den Indianern
bewohnte Gegenden in sieben Districte {Bivisoês) getheilt, deren jedem
ein Commandant, meistens ein Officier oder Gefreiter des Dragonerregimentes
von Minas, vorsteht. Die unruhigsten und den Mineiros gefährlichsten Indianer
sind die menschenfressenden Botocudos, welche vorzüglich die Ufer des
unteren Rio Doce inne haben. Da man in den letzten Decennien den Nutzen
einer Schiffahrt auf diesem Flusse, dessen Quellen und oberste Nebenflüsse in
der Capitanie Minas Geraës und unfern von Villa Rica entspringen, nach
dem Océan einsah, so bildete sich eine Gesellschaft zur Schiffbarmachung des
Rio Doce und zur Bezähmung der ihm anwohnenden Indianer (Junta da
Conqaista e Civilizigäo dos Indios, do Commercio e Navegagäo do Rio
Doce). Die Bemühungen dieser Gesellschaft waren seither nicht fruchtlos,
indem mehrere Indierstämme allmälig in Verkehr mit den Portugiesen
traten. Wir hatten schon Vieles von diesen Söhnen des Waldes
gehört, und unsere Sehnsucht, endlich auch einen Stamm derselben in
ihren eigenen Wohnsitzen zu beobachten, wurde immer reger. Nur vier
bis sechs Tagreisen von den zunächst wohnenden Indierstämmen der Coroados
, Paris und Coropös entfernt, fassten wir den Entschluss, solche
am Rio Xipotö, einem Arm des Rio da Pomba, aufzusuchen. Unser
Freund Hr. v. E schwege hatte einige Jahre früher mit Hrn. F reireiss dahin
eine Reise gemacht, und gegenwärtig ward unsere Unternehmung besonders
dadurch begünstigt, dass der zur Bezähmung und Bildung jener Indier
aufgestellte Officier, Hr. G uido M arlier, ein Franzose von Geburt, welcher
ehemals im Regimente Conde gedient hatte, sich eben in Villa Rica befand,
um seine Gesundheit wieder herzustellen (leider starb er bald darauf). Dieser
Würdige Mann, welcher selbst schon sehr viele Beobachtungen über diese Indier
gesammelt hatte, machte es sich zur Freude, uns die nöthigsten Aufschlüsse
über das Verhalten, gegen dieselben und über den Weg nach seinem Wohnorte,
dem Presidio de S. Joäo Baptista zu geben, liess uns durch einen
seiner Leute dorthin begleiten, und ertheilte schriftlich den Dienern seines
Hauses und den Soldaten des Postens Befehl, uns in Allem willfährig zu seyn.
Anmerkungen zum ersten Kapitel.
( 1 ) Bevölkerung von Minas Geraes im Jahre 1808- (*)
A r t e n .
F re ie Men sch en S c 1 a v e n Insgesammt
Männlich, Weiblich. BS |Männlich. Weiblich.
106,684
145,393
180,972 s
W e is s e .......................
Mulatten....................
54,157
64,406
23,286
52,527
65,250
24,651
106,684
129,656
47,937
7,857
86,849
7,880
46,186
15,737
133*035
Summe........... 141,849 142,428 284,277 94,706 54,066 148,772 433*049
(*) Nach Hrn. v. Eschweoe’s Journal von Brasilien. I. S. 209 .