nördliche Winde zu herrschen pflegen. Sie vermeiden so die Untiefe,
Banco de Porgas genannt, deren Existenz jedoch neuerlich bezweifelt
wird, wie auch das gefährliche Riff (von Corallen?) Boneta, welches zwei
Seemeilen in O. g. N. der nördlichsten Spitze von Boa Vista liegen soll.
Je naher wir den Inseln des grünen Vorgebirgs kamen, desto verschiedener
ward der Charakter der Elemente. Noch in der Breite der
Canarien empfanden wir schnelle Veränderlichkeit in der Lufttemperatur,
und jene plötzlichen, einzelnen Windstösse und Wirbelwinde, die.hier häufig
beobachtet werden. Erst als wir an jener Inselgruppe vorüber, zwischen
dem l l . und 12. Junius, in der Länge 21°, 51' w. von Paris, den Wendekreis
des Krebses passirt waren, vereinigten sich der N.- und der O.-Wind,
die früher spielend miteinander abwechselten, zu einem N. O.- und endlich
zuN. N.O.-Wind, der Tag und Nacht in gleichmässiger Stärke dem Aequator
zuströmte. Bei dieser Stetigkeit des beständigen N. O. - Winds legten wir in
vier und zwanzig Stunden hundert und fünfzig Seemeilen zurück. Auch in
Hinsicht der Temperatur der Luft und des Wassers, so wie des Salzgehaltes
und anderer physikalischen Erscheinungen trat eine gleiche Veränderung
ein. Ausserhalb des Wendekreises wechselte die Temperatur der Luft bei
Tag und Nacht, immer wenigstens um einen Grad von jener des Wassers
verschieden; nun aber stellte sich eine geringere Differenz und wechselseitig
fast gleiche Ab- und Zunahme ein5 eben so zeigte das Instrument eine
stetige Abnahme des Salzgehaltes im Meerwasser an, jedoch so, dass auch
hier das Wasser aus der Tiefe gesalzener als jenes von der Oberfläche
war. Die Feuchtigkeit der Luft dagegen hatte sehr zugenommen und
der Hygrometer deutete, den heissen und trocknen Mittag abgerechnet,
besonders Morgens und Abends auf die grösste Abspannung, die sich im
häufigen, klebrigen Thaue fühlbar machte. Hier, in der heissen Zone, wogte
das indigoblaue Meer in gleichmässigen Wellen, und fing, was bisher weniger
zu bemerken w ar, des Nachts allgemein und feierlich zu leuchten an. Diese
majestätische Erscheinung, das sich bald häufig einstellende Wetterleuchten
und unzählige Sternschnuppen schienen, nebst der stärkeren Schwüle, auf
eine höhere elektrische Spannung der Elemente hinzuweisen, obgleich der
Elektrometer, bei der herrschenden Feuchtigkeit, etwas weniger Elektricität
als vorher anzeigte. Auch in unserer nächsten Umgebung ging hier allmälig
eine auffallende Veränderung vor, die unsere Personen mit den übrigen
Gegenständen theilten. Wir sahen uns nämlich Mittags immer mehr von
unserem Trabanten, dem Schatten, befreit, welcher sich verkleinert zwischen
die Füsse zurückzog, gleichsam, als würde Alles in diesem Kreise der
Schöpfung unabhängiger und weniger beschwert von dem Schattenreiche,
wovon immer die Schiefe und Einseitigkeit begleitet ist. Eben in dieser
Breite ist es, wo die fliegenden Fische (Exocoetas volitans) heerdenweise
an der Oberfläche des Meeres erscheinen und dem einsamen Betrachter
ein belustigendes Schauspiel darbieten. Um dem segelnden Schiffe und
den Nachstellungen der Raubfische zu entgehen, erheben sie sich, bald
einzeln bald in Schaaren zusammengedrängt, einige Fuss hoch über die
Wasserfläche, und fallen nach einem, dem Winde entgegengesetzten, Fluge
von vierzig bis fünfzig Schritten Länge wieder in die Wogen zurück;
zuweilen werden sie dabei durch den Wind auf das Verdeck geworfen und
hier eine Beute der Matrosen. Ihre Feinde, die Thunfische ( Scomber
Thynnus) und Boniten (Sc. Pelamis), wetteifern im Laufe mit dem pfeilschnell
dahinsegelnden Schiffe. Sie zeigen eine unglaubliche Schwimmkraft,
indem sie aus der schnellsten Bewegung plötzlich mehrere Fuss über den
Meeresspiegel senkrecht emporspringen, und kopflings in denselben zurük-
stürzen. Hier waren sie in solcher Menge vorhanden, dass die Schiffsmannschaft
unsere Tafel fortwährend damit versehen konnte, indem sie
solche harpunirte, oder mittels starker Angeln, an welchen ein, den fliegenden
Fischen ähnlicher, Federbüschel befestigt war, fingen. Der grösste dieser
bische, welcher an Bord gezogen wurde, wog siebenzig Pfunde.
Nachdem wir in diese Region dés Friedens und der Ruhe zwischen
den Wendekreisen eingetreten waren, wurden die zuvor um die Tische
gelegten Polster, welche das Herabfallen der Gläser, Flaschen und Teller
verhüten sollten, abgelöst, und der Seemann vertraute sich von jetzt einer
ruhigen und sicheren Fahrt. Unser Schiff segelte, von dem regelmässigen
inde geführt, Tag und Nacht gleich rasch dahin, und die Matrosen
anden auf dieser, einer Spazierfahrt gleichenden, Reise Müsse genug, sich
mit Spielen und Lustbarkeiten zu unterhalten. Sie geriethen auf den Einfall
i- Theil. ;
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