reich sollten gleichfalls, bei Gelegenheit der Vermählung ihrer k.k.Hoheit der
Erzherzogin L eopoldine, Handelsverbindungen eingegangen werden, wodurch
sich beide Reiche einander gegenseitig begünstigten; dieser Plan ist jedoch zu
keiner fruchtbaren Ausführung gediehen. Auch möchte es schwer seyn,
dass die österreichischen Artikel, wenige ausgenommen , den concurrirenden
englischen an Wohlfeilheit des Preises gleich kamen, um so mehr, da
alle Handelsartikel, ausser den portugiesischen und englischen 25 pr. C.
zahlen müssen.
Die Importation europäischer Naturproducte und Fabricate nach Rio
de Janeiro erstreckt sich auf alle menschliche Bedürfnisse. Portugal
und die Inseln senden Wein, Oel, Mehl, Zwieback, Salz, Butter,
Essig, Stockfische, Schinken, Würste, Oliven und andere eingemachte
oder getroknete Früchte, gebrannte Wasser, Leder, Arzneimittel, grobe
Kattune, Hüte, grobe Wollenzeuge, Eisenwaaren, böhmische Glaswaaren,
deutsche und niederländische Linnen, meist italienisches Papier, portugiesische
Bücher, musikalische Instrumente, Schiesspulver, Töpferwaare von
Oporto, Militärmunition, Stricke, Canavass, Segeltuch, Theer, Pech und
andere Schiffsbedürfnisse, Stahl, Schuhmacherarbeit, Kupferwaarenu.s.w.
Auch ostindische Waaren wurden besonders früherhin häufig aus Lissabon
hieher gebracht, gegenwärtig aber erhält man sie durch unmittelbaren
Verkehr. England, namentlich London und Liverpool, und seine Colonien,
versorgen Rio de Janeiro ebenfalls mit allen Gegenständen englischer Fabri-
cation, besonders mit vielerlei Baumwollenwaaren, Kattunen, feinen Tüchern,
Porzellan und irdenen Waaren, Eisen, Blei, Kupfer, Zinn, in rohem und
verarbeitetem Zustande, Ankern, Cabeitauen, Schiesspulver, Porterbier, Käse,
gesalzener Butter, gebrannten Wassern u. s. w. Von Gibraltar kommen
viele ostindische Waaren und zwar in portugiesischen Schiffen nach R io ,
auch spanische Weine. Frankreich hat, besonders von Havre de Grace
und Brest, in den neueren Zeiten Luxusartikel, Bijouteriewaaren, Meubles,
Wachslichter, Arzneimittel, feine Liqueurs, Malereien und Kupferstiche,
französische Bücher, Seidenzeuge, Spiegel, Hüte, feine Glaswaaren und
Porzellan, getrocknete Früchte, Oel und Butter eingeführt. Holland bringt
Bier, Glaswaaren, Leinwand, Wachholderbranntwein (Gincvra) , der seiner
diuretischen Eigenschaften wegen in allen Tropenländern stark gebraucht
wird, Papier u. s. w. auf den hiesigen Markt. Oesterreich hat sehr viele
Artikel‘auf Speculation nach Rio versendet, namentlich Uhren, Fortepianos
, Flinten, Leinenzeuge , halbe und ganze Seidenzeuge, Manchester,
Flanell, Mörser, eiserne Reife, Angeln|; Federmesser, Striegeln, Quecksilber
, Sublimat, Zinnober, Vitriol, Salmiak, Messing, Blei, Kupfer, Zinn,
Antimonium, Eisendrath, Arsenik, weisses und gelbes Wachs, Mennig,
Nägel, Fischleim, Opperment. Das übrige Deutschland, welches früher
mit böhmischem Glas und Leinwand einen sehr ausgedehnten Handel nach
Portugal und Spanien trieb, hat nun auch unmittelbare Versendungen dieser
Güter nach Brasilien versucht, besonders aber gute Geschäfte mit Eisen-
und Messinggeräthen und mit Nürnberger Spielsachen gemacht, welche
nach den im Lande gebräuchlichen Formen verfertigt worden waren. Russland
und Schweden liefern Eisen, Stahl, Kupfergeschirre, Segeltuch,
Stricke, Taue und Theer. Nordamerica sendet nach Rio besonders Getreide,
Seife, Spermaceti-Lichter, Zwieback, Thran, Theer, Leder, Bretter , Pech,
Pottasche und grobe Meubles. Der Handel mit den Küsten Africa!s bringt
nur wenige Artikel, und alle diese gleichsam nur als Zugabe zu den Neger-
sclaven hieher. Die Zahl der Letzteren ist sehr beträchtlich : im Jahre 1817
sollen aus den Häfen von Guinea und von Mozambique 20,075 Individuen
unter portugiesischer Flagge nach Rio verführt worden seyn. Die Artikel,
welche von Mozambique, nebst den Sclaven, eingeführt werden, sind Goldstaub,
Elfenbein, Pfeffer, Colombowurzel, Ebenholz und Cocculikörner,
bisweilen auch ostindische Waaren. Von Angola und Benguela bringt man
Wachs, Palmöl aus den Früchten der Denté-Palme (Elaeis guineensis L !),
Mundubiöl aus den Saamen der Arachis hypogaea L . , Elfenbein, Schwefel,
endlich auch etwas arabisches Gummi. Diese beiden letzten Artikel
nebst Salz kommen vorzüglich auch von den Inseln des grünen Vorge-
birgs. Der unmittelbare Handel von Rio mit Ostindien ist seit der Ankunft
des Königs beträchtlich geworden, da mehrere _ der grössten Handelshäuser
von Lissabon sich hier niederliessen, und ihrem Betriebe mit Ostindien und
China durch dié grössere Nähe noch mehr Nachdruck zu geben suchten,
wodurch dagegen der Handel Lissabons nicht wenig verringert wurde.
Diese Schiffe besuchen gewöhnlich mehrere englische Häfen in Indien, dann
Bi