Sch wei neben fressen Blätter, Stengel und Früchte hinweg, und Myriaden
von Blattwespen u. dgl. verkümmern die Erndte. Der Pflanfcer selbst, besonders
erst aus Europa eingewandert und der hiesigen Natur ungewohnt,
hat durch belästigende Thiere manche harte Prüfung zu bestehen. Hält er
seine Wohnung nicht immer, besonders Morgens, Abends und Nachts verschlossen
, so giebt es kleine und grosse Schnacken {Mosquitos) in Menge,
die ihn mit ihren Stichen selbst durch dicke Kleider hindurch quälen,
und nur Gaze oder seidene Stoffe können ihn gegen diese feindseligen Sänger
sichern. Die häufig im Sande verborgenen Erdflöhe (Pulex penetrans)
nisten sich unter die Nägel der Hände und Füsse ein und verursachen,
indem sie eine mit Eierchen gefüllte Blase erzeugen, die schmerzhaftesten
Empfindungen, zu denen sich bei Vernachlässigung sympathische Anschwellung
der Inguinaldrüsen ja manchmal der Brand gesellen. Die anschwellende
Blase muss, sobald sie schmerzt, mit Vorsicht herausgenommen und
sodann die Wunde mit Schnupftaback eingerieben werden. Noch hat der
Bewohner nicht selten andere Feinde im Hause; die weissbauchige Ameise
(Cupim, Termes fatale) , eine reichliche Anzahl Blatten {Blatta oriëntalis)
und anderes Ungeziefer machen durch ihre Zerstörungswuth immer neue
Einrichtungen nöthig. Die ersteren richten, wo sie auf ihren Zügen durchwandern
, die furchtbarste Verheerung an; denn Metalle ausgenommen widersteht
fast nichts ihrem Nagen und in wenigen Tagen sieht man die Balken des
Hauses mürbe, die Wäsche, Bücher und jedes Hausgeräthe zerstört. Die
Blatten sind vorzüglich den Victualiën gefährlich, und pflegen sogar Nachts
an den Fingerspitzen der Menschen zu nagen. Besonders ist der Schade
empfindlich, welchen diese Thiere dem Naturforscher zufügen; öfters findet
er seine Sammlungen, die er wohl verschlossen und an der Wand aufgehängt
sicher glaubte, in einer einzigen Nacht vernichtet. Durch mehrere
Erfahrungen belehrt, haben wir nur die Anwendung der Buffon’schen
Arseniksalbe, die Einwickelung der Pakete in Leinwand mit Terpentinöl
bestrichen und ihre Verwahrung in blechernen Kisten, welche vor der Absendung
verlöthet wurden, als zuverlässige Sicherungsmittel erprobt. Auch
ausser dem Wohnhause ist man hier vielen feindseligen Thieren ausgesetzt.
Nicht zu gedenken der reissenden Onzen, der giftigen Schlangen, Eidechsen,
Scorpionen, Tausendfüsse und Spinnen, welche zum Glücke nicht überall
häufig angetroffen werden und nur gereizt die Menschen verwunden, sind
schon die sogenannten Carabatos {Acarus) als eine der furchtbarsten
Plagen anzusehen. Diese kleinen Thierchen von der Grösse eines Mohn-
saamens bis zu der einer Linse, leben gesellig und zu hunderten an einander
gedrängt auf dem Grase und auf dürren Blättern. Sobald der
Wanderer an solche Pflanzen anstreift, verbreiten sich jene mit sehr
grosser Schnelligkeit durch die Kleider auf die Haut, wo sie sich besonders
an den zarteren Theilen einfressen, ein qualvolles Jucken, das durch unvermeidbares
Reiben noch vermehrt wird, und endlich entzündete Beulen verursachen.
Die sichersten Mittel, sich gleich Anfangs von diesen lästigen
Feinden zu befreien, sind sie vom Körper abzulesen, oder, wenn sie sich
nicht schon zu tief eingefressen haben, durch Reiben mit Branntwein, mit
Taback in Wasser eingeweicht, oder über Feuer durch Tabacksräucherungen
zu tödten. Nur wer selbst dieses in der heissen Zone so häufige Uebel
empfunden hat, kann sich eine Vorstellung von den Leiden machen, welche
der immer im Freien lebende Naturforscher erdulden muss. Uebrigens
sind alle diese Beschwerden zum Glücke von der Art, dass man sie durch
Kenntniss des Landes und Anwendung der erprobten Gegenmittel wenn
nicht ganz beseitigen doch vermindern kann. Mit der fortschreitenden
Bevölkerung und Bildung des Landes werden sie immer mehr verschwinden.
Haben die Bewohner Wälder ausgehauen, Sümpfe ausgetrocknet, Strassen
gezogen, allenthalben Dörfer und Städte gegründet, und so allmälig den
Sieg über die zu üppige Vegetation und die schädlichen Thiere errungen, dann
werden alle Elemente der menschlichen Thätigkeit willig entgegenkommen
und sie reichlich belohnen. Bis jedoch diese Epoche für Brasilien eingetreten
seyn wird, mag das uncultivirte Land freilich noch das Grab von tausend
Einwanderern werden. Angezogen durch die regelmässige Herrlichkeit des
Klima, den Reichthum und die Fruchtbarkeit des Bodens verlassen Viele
ihre angebornen Wohnsitze, um sich eine neue Heimath in einem fremden
•Welttheile, in einer ganz verschiedenen Zone zu suchen. So wahr auch die
Voraussetzungen sind, worauf sie einen günstigen Erfolg ihrer enthusiastischen
Unternehmung gründen, so wenig entspricht doch derselbe, besonders
den Auswanderern aus dem nördlichen Europa. Wie soll auch der Bewohner
der kalten Zone, plötzlich als Landbauer nach Rio de Janeiro oder wohl gar