die Aypimwurzel (*), eine milde, nicht giftige Abart der ersteren, die
Maiskörner, das Mais - und Mandioccamehl endlich, als die vorzüglichsten
vegetabilischen Nahrungsmittel , sind hier immer in grossen Vorräthen
aufgehäuft. Als Futter für das Vieh, besonders für Pferde und Maulthiere,
bringt man frisches Gras (Caapirri) auf die Märkte, welches in benachbarten
Gärten gebaut wird. Für das beste Futtergras wird das Guineagras
gehalten; jedoch kennt man in den einzelnen Provinzen von Brasilien unter
diesem Namen mehrere ganz verschiedene Arten. (s’c::)
Wenige Tage nach unserer Ankunft wurden wir von Einem unserer
Landsleute eingeladen, einem Kirchenfeste beizuwohnen, welches die Neger
am Tage ihrer Schutzpatronin Nossa Senhora do Rozario anstellten.
Eine Capelle auf einem Vorsprung des Landes in die Bai, nicht weit von
dem königlichen Landhause S. Cristoväo gelegen, bei der wir uns eingefunden
hatten, füllte sich gegen Abend mit einer unzähligen Menge brauner
und schwarzer Leute, und das. Orchester der Neger von S. Christoph
stimmte eine fröhliche, fast lustige Musik an, auf die eine pathetische Kanzelrede
folgte; Raketen und Prasselfeuer vor der Kirche, im Angesicht der
stillen See, mussten die Feierlichkeit erhöhen. Dem Beobachter erregt
der Anblick der unter die edleren Verhältnisse europäischer Civilisation
versetzten Söhne Africa’s zwei ganz verschiedenartige Gefühle: er bemerkt
nämlich einerseits mit Freude die Spuren von Humanität, welche sich all-
mälig in dem Neger durch die Nähe der Weissen entwickeln, andererseits
muss er darüber trauern, dass es eines so grausamen und die Menschenrechte
verletzenden Institutes, wie der Sclavenhandel ist, bedurfte, um jener
erniedrigten, in ihrem Lande selbst verwahrlosten Rage die erste Schule
für Menschenbildung zu geben. Dieselben Gefühle wurden noch lauter in uns,
als wir auf dem Sclavenmarkte einen jungen Neger für uns zum Kaufe aussuchen
mussten. Die meisten Negersclaven, welche gegenwärtig nach Rio de
Janeiro gebracht werden, sind von Cabinda und Benguela. Sie werden
in ihrem Vaterlande auf Befehl der Häuptlinge eingefangen und im Tausche
gegen europäische Waaren verhandelt; vor der Ablieferung an die
(*) Jatropha Manihot et Var. L. — (**) Panicum jumentorum Pers. Paspalum stoloniferum,
conjugatum, decumbens, virgatum n. s. w.
Sclavenhändler lässt ihnen der Gewalthaber ein gewisses Zeichen im Rücken
oder an der Stirne einbrennen. Mit einem Stücke wollenen Tuches um die
Lenden bekleidet, packt man sie dann, oft in unverhältnissmässig grosser
Anzahl, in die Schiffe und führt sie ihrer neuen Bestimmung zu. Sobald
solche Sclaven in Rio de Janeiro anlangen, werden sie in der Strasse Val-
longo, nahe am Meere, in hiezu gemietheten Häusern einquartirt. Man sieht
hier Kinder vom sechsten Jahre an und Erwachsene beiderlei Geschlechtes
von jedem Alter. Sie liegen halbnackt, der Sonne ausgesetzt, in dem
Hofraume oder ausserhalb der Häuser umher, oder sind, nach den
Geschlechtern getrennt, in einzelne Zimmer vertheilt. Ein Mulatte, oder
ein alter, durch langen Dienst erfahrner Neger besorgt die Nahrung und die
nöthige Pflege der Ankömmlinge. Ihre hauptsächliche Nahrung ist Mandiocca-
oder Maismehl {Fubä) , mit Wasser gekocht {Mingau) seltener Salzfleisch
von Rio grande do Sul; die Zubereitung dieser einfachen Speisen, welche sie
in ausgehöhlten Kürbissen oder Schaalen des Cuitebaumes (Crescentia
Cujete L.) gemessen, überlässt man, so viel möglich, ihnen selbst. Negern und
Negerinnen, die sich gut aufführen, wird zur Belohnung Schnupf- oder Rauch,
taback gereicht. Die Nächte bringen sie auf Strohmatten, mit wollenen Decken
versehen, zu. Sehr viele dieser Sclaven gehören dem Regenten und werden
als Tribut aus den africanischen Colonien hierher geschickt. Wer nun Sclaven
kaufen will, begiebt sich, um die Auswahl zu treffen, nach V'allongo, wo
jeder Aufseher die ganz nackten Sclaven in Reihe und Glied zur Prüfung ausstellt.
Der Käufer sucht sich theils durch Befühlung des ganzen Körpers, theils
durch die raschen Bewegungen, besonders Ausstreckung der geballten Hände,
welche er die Neger vornehmen lässt, von der Körperkraft und Gesundheit
derselben zu überzeugen. Verborgene organische Fehler , vorzüglich die
so häufige Anlage zum Staar, fürchtet man am meisten bei diesem Kaufe. Ist
die Auswahl getroffen, ~so wird der Kaufpreis, welcher sich hier für einen
gesunden männlichen Neger auf dreihundert und fünfzig bis siebenhundert
Gulden beläuft, festgesetzt, wobei der Verkäufer gewöhnlich noch für die
innerhalb vierzehn Tage zu entdeckenden körperlichen Gebrechen gut steht.
Der Käufer nimmt hierauf seinen Clienten, den er nach Bedürfniss zu einem
Handwerker, Eseltreiber oder Bedienten bestimmt, mit sich hinweg. Der
neue Eigenthümer ist jetzt unumschränkter Herr über die Verwendung,