Apoplexien mit vorangehendem schwarzem Staare u. s. w. In keinem Theile
Brasiliens findet man so viele Melancholische und Hysterische als hier.
Hydrophobie ist schon, wiewohl selten beobachtet worden. Bei Erwähnung
der in diesem Striche Brasiliens zu Krankheiten disponirenden Verhältnisse
müssen wir besonders auch der Nahrung Meldung thun, die wesentlich von der
in den nördlichen Provinzen abweicht. Statt der Mandiocca wird fast ausschliesslich
das grobgeschrottene Maismehl genossen. Es kommt in kleinen
Körbchen, wie in Europa das Brod, auf die Tafel, und wird nur auf Verlangen
der Gäste mit der Farinha de päo (Mandiocca) vertauscht. Selten
bäckt man Brod oder Kuchen daraus. Ausserdem ist die Canjica, die
ebenfalls aus Mais bereitet wird und beim Nachtische niemals fehlt, ein
Nationalgericht des Paulisten. Die im Wasser aufgequollenen, durch einen
vom Wasser getriebenen Hammer (Negro velho) innerhalb einem ausgehöhlten
Baumstamme abgehülseten Maiskörner werden mit Wasser oder Milch
zu einem Brei gekocht und dann mit Zucker oder Zuckersyrup versetzt.
Sie ist zwar ein schmackhaftes, aber bei der Hitze des Klimas schwer verdauliches
Gericht, auf dessen Erfindung sich jedoch der Pauliste etwas zu
gute thut. Nicht selten hört man in dieser Provinz sagen: wären wir auch
nicht die Ersten gewesen, welche die Goldminen entdeckten, so hätten wir
uns doch durch die Canjica und die Hangmatten, welche letzteren wir den
Indianern zuerst nachahmten, genug Verdienste um das Vaterland erworben.
Von dem thierischen Magnetismus war den einfachen Bewohnern
dieser Gegenden noch gar nichts bekannt geworden, und sie hörten unsere
Erzählungen von dieser, nach ihrer Auslegung dämonischen Heilmethode
nicht ohne Unglauben an. Hätte man die magnetische Cur für hysterische
Frauen vorgeschlagen, so wären die Ehemänner derselben gewiss nicht gleichgültig
bei der Ausführung geblieben $ es bot sich uns aber eine andere Gelegenheit
zu einem solchen Versuche dar. Ein junger Negersclave , welcher
durch eine plötzliche Erkältung den Gebrauch des rechten Armes verloren
hatte, ward von seinem Herrn vor uns geführt, um über dessen Krankheitszustand
zu entscheiden. Nach hinreichender Erforschung des Umstandes
hielten wir die Anwendung des Magnetismus auf den kranken Arm für das
zweckmässigste Mittel. Einer von uns Hess ihn daher den Arm auf den Tisch
legen, und magnetisirte kaum einige Minuten lang, als der Kranke durch
ein lebhaftes Spiel aller Muskeln des Armes die Aufmerksamkeit der Anwesenden
auf sich zog. Der Arzt hiedurch ermuntert, verdoppelte seine
Bemühungen; als er nach kurzer Zeit dem Neger mit gebieterischer
Stimme zurief: Steh auf, hebe.deinen Arm empor! erhob der Kranke noch
halb zweifelhaft den A rm, und da er so alle Bewegungen ungehindert vorzunehmen
vermochte, stellte sich dem Beobachter eine Scene dar, welche
eines Meisterpinsels würdig gewesen wäre. Der Gegenwärtigen Staunen
und scheue Furcht vor diesem Acte von Zauberei, der ehrfuchtsvolle Triumph
unseres Wirthes, die Freude des Sclaven und die Dankbarkeit des Herrn
vereinigten sich zu einem sehr belebten Bilde. Wir verweilten nicht lange
genug in Fpanema, um uns von der Dauer des Wohlbefindens des schwarzen
Magnetisirten zu unterrichten; merkwürdig aber musste uns auf jeden
Fall die Schnelligkeit seyn , mit welcher eine einzige Manipulation auf ihn
gewirkt hatte. Diese Erfahrung schien uns die Ansicht zu bestätigen, auf
welche der Physiolog durch viele andere Verhältnisse hingewiesen wird, dass
der Europäer an Intensität des Nervenlebens die gefärbten Menschen übertreffe,
und auf eine ganz specifische Weise, sowohl somatisch als psychisch
die übrigen Ragen beherrsche. Es ist schon von mehreren sinnreichen Schriftstellern
bemerkt worden, dass die einzelnen Ragen, wenn auch gleichförmig
organisirt, doch in verschiedenen Beziehungen mehr oder weniger vollkommen
qualificirt seyen, und namentlich den Europäer eine höhere Ausbildung
der geistigen Organe und Kräfte für die geringere niedriger Facultäten entschädige.
Wenn so z.B. der Mensch caucasischer Rage wirklich dem Neger
an Beweglichkeit und sexueller Productivität, dem Americaner an festem und
stämmigem Bau, an Muskelkraft, Ausdauer und Longävität, und diesem wie
demMongolen an Schärfe der Sinne nachsteht, so übertrifft er diese doch alle
rücksichtlich der körperlichen Schönheit, der symmetrischen Bestimmtheit,
Proportion und Haltung, und rücksichtlich der moralisch freien, selbstständigen
, allseitigen Entwickelung des Geistes. Jene schöne Harmonie aller
einzelnen Kräfte, welche nur durch das Vorwalten des Edelsten im Menschen
hervorgebracht und unterhalten wird, ist es, welche die Würde desselben
genauer bestimmt, als die vorherrschende und vielleicht auch übermässige
Ausbildung einzelner niedriger Organe. Das Resultat dieser schön ge