längere Zeit andauert, einen noch schlimmeren Einfluss auf den Körper,
indem er grosse Nervenschwäche, Säfteverderbniss und putride Zustände,
wie Rühren und Faulfieber herbeiführt. Die Pest, welche im März 1813 von
Alexandria nach Malta gebracht wurde, und fast ein Jahr lang anhielt,
raffle eine grosse Menge Einwohner, besonders von der niedrigsten Classe,
hinweg, und man hat diese Krankheit hier nicht minder tödtlich befunden,
als in der Levante. Von dem letzten Hundert, die davon ergriffen wurden,
blieben nur Vier am Leben. (*) Während unsers Aufenthaltes zeigte
der Thermometer Mittags eine Wärme von 20,00° R* > die bei N. N. W.-
Wind auf dem Spaziergange gar nicht lästig fiel, uns aber, wenn sie
vom Sirocco begleitet gewesen wäre, vielleicht gezwungen hätte, in die
Stadt zurückzukehren. D olomieu bemerkt (**) sehr richtig, dass die Art des
Windes die grosse Verschiedenheit zwischen der äusseren und gefühlten Warme
auf Malta hervorbringe. Im Hafen zeigte der Thermometer um 8 Uhr
Morgens an der Luft 13,00°R., im Wasser von der Oberfläche des Meeres
12 5° und aus einer Tiefe von 24 Klaftern 12,00 ; am Abend um 8 Uhr
in der Luft 11,74°, um 3 Uhr Nachts in der Luft 8,4% und hn Wasser
12,00°; die Schwere des Meerwassers war hier etwas geringer als im
adriatischen Meere.
Die Formation der ganzen Insel ist, so weit wir sie untersuchten,
ohne alle Spur von Lava, und besteht aus einem jungen, mergelartigen oder
tuffi^en Kalkstein, der bald sehr mürbe, bald fest und von feinkörnigem
Bruche, von weisslicher oder gelblicher Farbe und sowohl mit häufigen
Glimmertheilchen, als mit sehr kleinen ja mikroscopischen, seltener mit
mehrere Linien langen Muscheln oder mit Haifischzähnen durchmengt
ist. Jene gehören besonders zu den Gattungen Mytilas und Cardium,
und scheinen, wenn wir den Untersuchungen an wenigen Stücken trauen
dürfen, von noch lebenden Arten zu seyn. Ausser diesen Versteinerungen,
welche z. B. im Felsen der Grotta di S. Paolo häufig Vorkommen, soll
(*) S..The History of the Plague, as it lately appeared in the islands of Malta, Gozzo,
Corfuctc. hy Tutley. London 1821. 8*
(**) S. Voyage aux Isles Lipari. Par. 1783. 8- p. 177 ffl.
es auf der Insel Terebrataliten, Belemniten u. s. w. in grosser Menge
geben. Dasselbe Gestein liefert das treffliche Baumaterial für die Insel.
Den Kalkfelsen bedecken entweder zerstreute Steine, Sand und Staub,
hie und da durch Düngung in Gartenland umgewandelt, oder eine gute
fette, rothe Tho.nerde, oder endlich zum Theii aus Sicilien eingeführte
Dammerde.
Der widrige Wind, welcher uns bestimmte, in Malta zu verweilen,
sprang in der Nacht des 30. Aprils in einen schwachen S. O. um, und
die Fregatte eilte, sogleich den Hafen zu verlassen. Am Morgen des
1. Mai um 5 Uhr hatten wir das Capo di S. Dimitro gegen W .N .W .,
Lavalettaetwa zehn Seemeilen entfernt; um 7 Uhr war das Cap inS. W.g. W.
Der Wind ward den Tag über immer stärker, so dass wir am folgenden
um VA Uhr Morgens schon den Mittelpunct des Capo Maritimo,
die südlichste Spitze der alten Trinacria, in O* g. S. ungefähr sechs Seemeilen
entfernt sahen. Das Schiff wurde hier wieder von vielen Vögeln,
Sperbern, Schwalben, Turteltauben, Golddrosseln und Motacillen besucht.'
Es scheint, als ob diese Thiere , von dem Instincte zu Wanderungen
getrieben, die Endspitzen, an welchen sich zwei Länder am nächsten sind,
aufsuchen, und die vorübersegelnden Schiffe als Ruhepuncte auf der
weiten Reise benützen. Am 3. Mai erschien uns nicht weit von der
sardinischen Küste der Toro, ein kahler, aus dem Meere hervorragender
Fels, und bald darauf 5. Pietro, der westlichste Punct jener Insel. Viele
Delphine spielten um unser Schiff, und kündigten, den Beobachtungen der
Schiffleute gemäss, ein Nachlassen des Windes an, welches auch bald
erfolgte.
Mehrere eintretende Erscheinungen wiesen darauf hin, dass wir nun
dem grossenOcean näher rückten, unter andern vorzüglich die stärkere Phos-
phorescenz des Meeres. Auf der Reise von Triest bis hi eher hatte man nur
kleine einzelne Leuchtpuncte im Meere wahrgenommen, jetzt aber schien bei
Nacht das Schiff in sprudelndem Feuer zu schwimmen, und das Verdeck ward,
bei jedem Hinabgleiten und Schlagen des Schiffes gegen die Wogen, von einem
hellen Lichte umleuchtet. Der Anblick dieser majestätisch-zauberischen,
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