bräuchlichen Cultur sollten eben so sehr seine Aufmerksamkeit in Anspruch
nehmen. Von der Untersuchung des inneren Baues und der Entwicklung
der tropischen Gewächse. liessen sich interessante Aufschlüsse über die Gesetze
des Pflanzenlebens überhaupt, so wie von der Beobachtung etwa
vorkommender Spuren einer früheren, nun untergegangenen, Vegetation
Materialien für die Begründung geognostischer Ansichten erwarten. Endlich
glaubte er durch eine genaue Erforschung der brasilianischen Arzney-
körper aus dem Pflanzenreiche, so wie aller übrigen vegetabilischen Stoffe,
deren Benützung für Künste und Gewerbe dienlich werden könnte, und
durch sorgfältige Aufzeichnung der Art und Weise ? wie solche in ihrem
Vaterlande angewendet werden, dem Zwecke seiner Sendung zu entsprechen.
Hauptsächlich aber machte man es uns, nebst den Beobachtungen
und wissenschaftlichen. Forschungen im Gebiete unserer speciellen Fächer,
bey welchen wechselseitige Hülfe und Unterstützung vorausgesetzt wurde,
zur Obliegenheit, die akademischen.Sammlungen durch Uebersendung aller
Naturproducte aus sämmtlichen Reichen, als der besten Belege für die
gemachten Beobachtungen, möglichst zu vervollständigen.
Ausser diesen von uns übernommenen Verpflichtungen wurden uns
auch rücksichtlich der übrigen Zweige der Naturwissenschaft besondere
Wünsche von Seite der physikalischen, und andere von Seite der übrigen
Klassen der Akademie ausgedrückt. Die Mineralogie betreffend war unsere
Aufgabe: genaue Berücksichtigung der Erdbildung im Allgemeinen und der
geognostischen Verhältnisse der Gebirgsformationen , deren Aufeinanderfolge
, Mächtigkeit, Streichen und Fallen, insbesondere; ferner die
Untersuchung des bis jetzt zum Theil noch problematischen Vorkommens
des Goldes , der Diamanten und anderer Edelsteine, so wie aller wichtigeren
Fossilien. — Aus dem Gebiete der Physik waren Gegenstände
unserer Beachtung: die De - und Inclination der Magnetnadel,
ihre tägliche Variation, die elektrischen Erscheinungen nach den verschiedenen
Graden der Länge und Breite, die Durchsichtigkeit und Färbung,
das Leuchten, die Temperatur und der Salzgehalt des Meeres in verschiedenen
Gegenden und Tiefen, die Temperatur der Luft, die Erscheinung
der Kimmung ( Fata Morgana) , die mittlere Temperatur und die klimatischen
Unterschiede an verschiedenen Orten des Festlandes, das periodische
Schwanken des Barometers, die verschiedene Erhöhung der Länder,
die Spuren des allmähligen Zurück- oder Vorwärtsschreitens des Meeres
an den Küstenländern, die Strömungen, die örtlichen Anomalien in Ebbe
und Fluth, die Elektricität der Fische u. s. w. — Die historische und die
philosophisch-philologische Klasse der Akad. erinnerten an die Beachtung der
verschiedenen Sprachen, der Volksthümlichkeiten, der mythischen und historischen
Ueberlieferungen, der älteren und neueren Monumente, als Schriften,
Münzen, Idole, und überhaupt.Alles dessen, was über den Culturzustand
und die Geschichte der Ureinwohner sowohl, als der sonstigen Bewohner
Brasiliens, Licht verbreiten könnte, oder sich auf die Topographie und
Geographie jenes so wenig bekannten Landes bezieht. Um diesen Pflichten
und Wünschen nach Kräften Genüge zu thun, waren die beiden Reisenden
bestrebt, sich mit allen Erfordernissen zu einer so grofsen Reise
zu versehen und schleunigst die nöthigen Anstalten für dieselbe zu treffen.
Nachdem Alles möglichst vorbereitet, und die Bücher, Instrumente, die Feldapotheke
und der sonstige Reiseapparat direct nach Triest abgeschickt waren,
traten wir am 6. Februar 1817 die Reise von München nach Eggto an.
Hier in der Kaiserstadt, wo wir am 10. Februar eintrafen, genossen
wir, bei den ferneren Ausrüstungen und Anschaffungen, zur Ausführung
der wissenschaftlichen Absichten so hochsinniger Monarchen, die
thätigste und grofsmüthigste Unterstützung von Seite Sr. Durchlaucht des
k. k. öster. Staatskanzlers Herrn Fürsten von Metternich , und des k. baier.
Gesandten Herrn Freyherrn von S tainlein. Herr von S chreibers, Di-
rector des k. k. Naturalienkabinets, ein durch seine Schriften eben so rühmlich
bekannter, als im Umgang achtungswerther Gelehrter, dem die Organisation
der kais. öster. naturhistorischen Expedition nach Brasilien aufgetragen
w a r, hatte die Güte, uns sogleich mit den übrigen gelehrten
Reisegefährten, welche die k. k. Regierung zur wissenschaftlichen Expedition
ausgewählet hatte, bekannt zu machen. Hr. Professor M ikan aus
Prag war für Botanik und Entomologie, Hr. Dr. Med. P ohl für Mineralogie
und Botanik, Hr. N at t er er , Assistent bei dem k. k. Naturalien-
kabmet, für Zoologie, Hr. T h. E nder für Landschaftsmalerei, Hr. B uch