das gewöhnliche Mittel der Reisenden, welche mit Goyaz und Matto - Grosso in
Verbindung stehen, gegen ähnliche Zufalle, Ruhr u. dgl., wovon wir im Verlaufe
unseres Reiseberichts ausführlich zu reden Gelegenheit nehmen werden.
Die Strasse nach S. Joäo d’El Rey führt in der Richtung von
N. N. O. schräge über das Gebirge von“Capivary, dessen nordwestliche
Abdachung viel weniger steil als die südöstliche ist. Auf jener Seite tritt
in der Nähe einer Capelle Granit mit gelblichem Feldspath, schwarzem
Glimmer und weissem Quarz statt desweissen Quarzschiefers auf, der
immer stark verwittert ist. In einer tiefen Enge des Thaies gelangt man
hierauf zu dem Rio Grande, welcher nicht weit von da gegen S. O. aus dem
Gebirge von Juruöca entspringt. Der Strom, der hier noch nicht mehr
als fünf Toisen Breite hat, ist in ein hohes Felsenbett eingeschlossen,
ringsum von den anmuthigsten Campos-Ebenen und Hügeln umgeben,
und bildet hier einen sehr bedeutenden Fall, dessen donnerndes Geräusch
weithin im Thale wiederhallt. Unmittelbar über dem Fall steht
eine hölzerne Brücke, welche im Wogendrange des wilden Stromes stets
den Einsturz droht. Man hat an diesem Orte, Ponte nova genannt,
welcher auf dem Wege von S. Paul nach den Hauptplätzen von Minas und
Goyaz passirt werden muss, einen Zollposten errichtet, um den sich einige
Ansiedler niedergelassen haben. Die häufigen Defraudationen der Zölle und
besonders die Ausfuhr von Goldstauh und Diamanten aus Minas scheinen
diese Vorsicht veranlasst zu haben. Wenn einst mit Zunahme der Bevölkerung
der Handel zwischen Goyaz und Minas bedeutender wird, kann dieser
Punct als Stapelplatz der Schiffahrt des Rio Grande von Wichtigkeit werden.
Nicht nur nach Süden, nämlich in den Paraguay, und von da bis
nach Buenos-Ayres kann man von hier aus auf-dem ausgedehnten Flusse
kommen, sondern auch auf den nördlichen Tributären desselben ist die
Reise bis wenige Meilen von der Hauptstadt von Goyaz, Villa Boa, möglich.
Die Aeste des Rio Grande, welche von Norden, aus den sogenannten Montes
Pyreneos und aus den benachbarten Serras de S. Martha und Escalvada,
herabkommen, sind bis jetzt noch nicht hinlänglich bekannt, jedoch hat besonders
die Schiffahrt, welche Capitäo J oze P into im J . X8 l 6 von Villa Boa
aus unternahm, um einen Weg zu Wasser nach S. Paul zu finden, die
Geographie jener Gegenden so weit erhellt, dass schon an eine Commu-
nication zwischen den Hauptquellen des Rio Grande und den Strömen von
Goyaz gedacht werden kann. Wenn man sich nämlich in dem Hafen
von Anicuns, zwölf Legoas von der Villa Boa, Cidade de Goyaz, auf
dem Rio dos B o y s eirischifft, so kommt man bei dem starken Gefalle des
Rio Turvo und des Rio dos Pasmados, mit denen sich jener erstgenannte
vereinigt, in kurzer Zeit in den Rio Paranahyba herab. Drei Legoas
unterhalb der Vereinigung jener Flüsse mit dem letzteren haben die Boote
einen grossen Wasserfall zu bestehen, bis zu dem die unstäten Cajapös-
Indianer, welche am untern Parana wohnen, bisweilen ihre Streifereien
ausdehnen. Der Zusammenfluss des Paranahyba mit dem Rio Grande, von
wo aus der Strom den Namen des Parana annimmt, soll nach Cap. P into
nur etwa zwanzig Legoas von jener Katarakte entfernt, und die Schiffahrt
den Rio Grande aufwärts bis zur Ponte Nova zwar wegen der starken Fälle
mühselig, jedoch nicht unterbrochen seyn. Die fast unermessliche Ausdehnung
der Binnenströme und die so günstige Nachbarschaft von Bächen, deren
Gewässer ganz verschiedene Richtungen nehmen, eröffnet die glücklichsten
Aussichten für den Binnenhandel in diesen schönen Ländern.
Eben so interessant aber als die Berücksichtigung der geographischen
Verhältnisse des Rio Grande und seiner Verzweigungen demjenigen, welcher
an die einstige Möglichkeit eines weit ausgebreiteten Binnenhandels
auf demselben denkt, ist dem Naturforscher die der physikalischen Lage
seines Flussgebietes. Das ganze System der Flüsse, welche er und sein
Confluent, der Paranahyba, während ihres ausgedehnten Verlaufes aufnehmen
, kommt aus Gebirgen herab, die sich eben so sehr durch Höhe und Ausdehnung
, als auch dadurch vor vielen anderen auszeichnen, dass ihrer Formation
ganz besonders jener ungeheure Reichthum an Gold zugehört. Gegen
Osten ist die malerische Serra Mantiqueira die Hauptgrenze dieses Flussgebietes.
Nach Nordosten hin bilden die Serra Negra, da Canastra, daMarcella und dos
Cristaes die Wasserscheide zwischen ihm und dem Rio de S. Francisco.
Gegen Norden trennen die Hauptgebirge von Goyaz, nämlich die Montes Pyreneos
und deren Glieder, die grossen Flussthäler des Araguaya und des
Tocantins von dem des Rio Grande. Alle diese Gebirge, deren Grundbestand-
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