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Poaya genannt wird, liefert in der Wurzel ein gutes Brechmittel, dessen Wirkungsart und
Dose, wenn sie frisch ist, fast jener der ächten Ipecacuanha gleichkommen. Man vergl. Mart.
Spec. Mat. med. brasil. Diss. I. in den Denkschr. der Münchn. Akad. 1823.
48. Mehrere Arten von Cactus, F ig u e ira da In d ia , Jam a c a ru , werden in der
Medicina domestica benützt, indem man den Saft derselben in gastrischen Fiebern giebt, und
Kataplasmen von den frisch zerquetschten Stengeln und Früchten auf unreine Geschwüre legt.
4Q. C rista de Gallo, Heliotropium curassavicumL., Picäo, Bidens leucantha fV. und
graveolens Mart. , foliis decussatis oblongo - lanceolatis crenato - serratis, basi cuneata integerrimis,
reticulato-venosis, Jloribus longepedunculatis subpaniculatis, ferner Fedegozo, Cassia hirsüta
L., und endlich Spilanthes brasiliensis L. werden mit einander zu einem Brei gestossen und
frisch auf bösartige Geschwüre oder Scirrhus pectoris gelegt.
' 50. Perdicium brasiliense L. Den Absud der heftig riechenden Wurzel hält man für ein
sicheres Mittel gegen zu starken Monatsfluss.
51. Sipo Jobotä. Die Saamen eines schlingenden, grosse Beeren tragenden, vielleicht
der Feuillaea verwandten Strauches, welche man unter dem Namen Cästanhas do Jobota kennt,
werden gepulvert in der Dose von zwei bis drei Drachmen in Dyspepsie und Schwäche der
Verdauungswerkzeuge gebraucht.
52. Sipo de Chumbo. Cuscuta umbellata H., C. racemoia Mart., floribus pedun-
culatis cymoso - racetnosis, corollis calyce duplo longioribus pentandris fauce scjuamis äliatis
clausa, und C. miniata Mart., racemis pedunculatis sex- ad octoßoris, corollis fauce squamis
ciliatis clausa, genitalibus inclusis. Der Saft der frischen Pflanze wird bei subinflammatorischem
Zustande, Heiserkeit, Blutspeien verordnet. Das Pulver der trockenen Pflanze streut man auf
frische Wunden, deren Heilung es sehr befördern soll.
53. Psidium Guajava R addI , di alcune specie di Pero indiano p. 4, Aus den Früchten
der cultivirten Varietät (P. pyriferum L.) und noch mehr aus den herberen, sauren der wilden
(P. pomiferum L.) wird mit Zucker eine kühlende und etwas zusammenziehende Conserve bereitet.
Aehnlich benützt man auch die Beeren anderer Arten von Psidium, welche in S. Paul
auf den Campos häufig wachsen und mit dem Namen der Guabiroba bezeichnet werden. Die
junge Binde und die Blätter werden als Adstringens zu Klysmaten und Umschlägen, die letzteren
auch zu Kräuterbädern, welche hier sehr üblich sind, gebraucht.
54. Acaju. Anacardium occidentale L. Das Gummi des Baumes, welches inseinen
Eigenschaften fast ganz mit dem Gummi arabicum übereinkommt, jedoch ein mehr adstringirendes
Princip hat, wird in Brasilien wie jenes gebraucht. Die Buchbinder der. Hauptstädte pflegen bisweilen
die Bücher mit einer Auflösung derselben zu bestreichen, wodurch die Motten und Termiten
abgehalten werden sollen. Der frische saure Saft’ des angeschwollenen Blüthenstiels wird zu
Limonaden benützt; durch Gährung macht man auch Wein und Essig daraus. Merkwürdig
ist die sympathetische Wirkung, welche die Nuss, am Körper getragen, gegen chronische Augenentzündungen,
besonders von scrophulöser Natur, äussert.
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D r i t t e s K a p i t e l .
Reise von S. Joao de Ypanema nach Villa Rica.
D e r P la n u n s e re r w e ite re n Preise g in g d a h in , V illa R ic a m it A u s g a n g
d e r R e g e n z e it z u e rre ic h e n u n d d a n n w ä h re n d d e r tro c k e n e n J a h re s z e it
d e n S e rtä o v o n M in a s G eraës z u d u rc h s tre ife n . D e r W e g fü h r t z u n ä c h s t
n a c h Y tü ; w ir b e s u c h te n a b e r v o rh e r n o c h m a ls d ie V illa de Sorocaba,
w o d e r C a p itä o m ó r e in H a u s f ü r u n s sch o n in B e re its c h a ft g e s e tz t h a tte ,
w e il e r h o ffte , dass w ir a u ch h ie r e in ig e W o c h e n m it A u s ü b u n g ä rz tlic h e r
P ra x is h in b rin g e n w ü rd e n . W ir k o n n te n je d o c h se in e E in la d u n g n ic h t
a n n e h m e n , o b g le ic h u n s e re Q e g e n w a rt d e m O rte je tz t u m so w ic h tig e r
w a r , a ls d e r e in z ig e C h irk rg k ra n k d a rn ie d e r la g . M a n fü h rte u n s z u
d ie se m P a tie n te n ; e r w a r e in M u la tte , e in d ü s te re r H y p o c h o n d ris t, d e r
d u rc h w e n ig e m a g n e tis c h e M a n ip u la tio n e n in a llg e m e in e k ra m p fh a fte
Z u c k u n g e n u n d d a ra u f in S c h la f v e rs e tz t w u rd e . N a c h d e m w ir d ie
so n s t n ö th ig e n ä rz tlic h e n A n o rd n u n g e n fü r ih n g e tro ffe n h a tte n , b e s c h ä ftig te
n w ir u n s s o g le ic h m it d e m A n k ä u fe d e r n o c h m a n g e ln d e n M a u lth ie re . D ie se
T h ie re e rh ä lt m a n a m b e ste n u n d w o h lfe ils te n z u Sorocaba, w e il v o rz ü g lic h
h ie r s ta rk e r H a n d e l d a m it n a c h d e m N o rd e n v o n B ra s ilie n g e trie b e n w ird .
M a n n im m t a n , dass aus R io g ra n d e d o S u l jä h rlic h ü b e r d re is s ig ta u s e n d
M a u lth ie re d u rc h Sorocaba g e b ra c h t w e rd e n , n a ch d e m fü r jedes d e r T rib u t
v o n ta u se n d z w e ih u n d e rt u n d a c h tz ig b is z w e ita u s e n d R e is b e im E in tritte in
d ie n e u e C a p ita n ie a n d ie K ro n e b e z a h lt w u rd e . D ie se A b g a b e is t e in e
d e r e in trä g lic h s te n fü r das G o u v e rn e m e n t, w e il sie a n d e r G re n z e e in e r