Eisenwaaren, Filzhüten, mit Töpferarbeit, Hase, Mais, Bohnen, Marmelade,
Schweinefleisch nnd Spech, welcher statt Butter und Schmalz gebraucht
wird, und einen sehr grossen Handelsartikel der Provinz ausmacht. Das
Klima dieser Capitanie ist durch die hohe Lage grösstentheils ziemlich frisch,
und den europäischen Obstfriichten günstig. Der Thermometer wechselte
während unserer Anwesenheit in t^illa Rica sehr ah; er stand Morgens vor
Sonnenaufgang auf 12° R., Mittags auf 23°, Abends auf l6°, um Mitternacht
auf 14°. Der Barometer stieg und fiel zwischen 23° und 25,50 ; der
Fischbeinhygrometer zeigte 55° bis 70°.(*) Die Witterung war sehr angenehm
, häufig aber durch plötzliche Donnerwetter abgekühlt. Während
der kalten Monate Junius und Julius treten bisweilen den Pflanzungen sehr
schädliche Nachreife ein; so war in dem Jahre vor unserer Ankunft ein
beträchtlicher Theil der Erndte von Bananen, Zuckerrohr und Kaffe erfroren.
Die Winde blasen hiér aus verschiedenen Richtungen, und bringen
niemals grosse Wärme mit, wohl aber dichte Nebel, in welche man
sehr oft die Kuppen der benachbarten Berge eingehüllt sieht. Gemäss
diesem ist die'Hitze das ganze Jahr hindurch hier geringer, und der Gesundheitszustand
besser als in den übrigen Provinzen. Der herrschende
Krankheitscharakter ist meistenlheils katarrhalisch und rheumatisch; Haisund
Lungenentzündungen, heftige Coliken und acute Rheumatismen kommen
am häufigsten vor ; besonders aber werden bei den Negern die
sogenannten Elephantenfusse, eine eigenthümliche Form des Aussatzes
(Mal de S. Lazaret), deren später im Verlaufe dieses Reiseberichtes
noch erwähnt werden soll, bemerkt. Der Ackerbau wird zwar in dem
grössten Theile dieser gebirgigen Capitanie, aus Mangel an Waldung und
wegen des steinigen, der Sonnenhitze ganz preisgegebenen Bodens in
den unfruchtbaren Campos, nicht stark betrieben, zum Ersätze sind jedoch
(*) Hr. v. Eschwege (v. Moll’s n. Jahrb. der Berg - und Hüttenkunde B. 3. L. 3. S. 338)
bemerkt, dass der Fahrenh. Thermometer im höchsten" Sommer in der Mittagsstunde und im
Schatten nie über 82» steige, nnd im Winter nie unter 54° Mle. Sein Barometer zeigte zwischen
26,564" und 2 6 ,0 9 0 " (engl.). Derselbe hatte in Bio de Janeiro an dem Bordaischen
Indinatorium eine magnetische Indination von 28°, 44', 30" südlich, und in einfg-JVImute
21 verticale Schwingungen beobachtet; in Villa Bica fand er die Incliuation = 2 9 °, 31, und
20,8 Schwingungen in einer Minute.
diesem Gebirgslande andere Schätze verliehen. Man findet hier beinahe alle
Metalle: Eisensteine zu neunzig Procent giebt es fast überall, und sie machen
gleichsam den Hauptbestandteil langer Gebirgszüge aus; Blei wird jenseits
des Rio de S. Francisco in Abaité, Kupfer in S. Domingos nächst Fanado in
Minas Novas, Chrom und Mangan im Paraöpeba, Platina bei Gaspar Soares
und in anderen Flüssen, Quecksilber, Arsenik, Wismuth , Antimonium,
rothes Bleierz um Villa Rica, Diamanten werden in Tejuco und Abaité,
gelbe, blaue, weisse Topase, gras-und bläulich - grüne Aquamarine, rothe
und grüne Turmaline, Chrysoberile, Granaten, Amethyste vorzüglich in
Minas Novas gefunden. Was aber am meisten zur schnellen Einwanderung
und Bevölkerung dieser Capitanie, besonders ihrer Hauptstadt, beigetragen
hat, ist der grosse Reichthum an Gold, welcher seit einem Jahrhunderte
aus dem hiesigen Boden gewonnen wird. (2)
. ' W ' Das Gold wird in der Gegend von f^illa Rica als Pulver und feiner
Staub, oder in grossem oder kleineren Blättchen, in Krystallform, besonders
als Oktaeder und Tetraeder, dendritisch gewachsen, endlich, wiewohl
seltener, auch in ganzen Knollen gefunden. Man hat ein Beispiel
von einem massigen Stücke, das sechzehn Pfunde wog. Von Farbe
ist es gelb, schwarz oder weisslich, nach den verschiedenen Verhältnissen
der Beimischung und Beimengung von Platina, Eisen und anderen Metallen.
Bis jetzt wird es aus Bächen und Flüssen, aus der thonigen Erdoberfläche
, oder aus gepochten -goldhaltigen Quarzadern und dem Eisenstein-
flötze ausgewaschen. Man erzählt sich, dieses Metall sogar beim Ausreissen
von Pflanzm unter den Wurzeln derselben angehäuft gefunden zu haben ,
wohin es zufällig durch Regen geschlemmt worden war. Wir sahen hier vor
Allem das Goldwäschen in dem Ribeiräo de Oiro Preto, in welchem, da die
Flüsse nicht Privateigenthum sind, fast immer einige Neger beschäftigt waren.
Von freien Menschen unterziehen sich nur Schwarze dieser Arbeit, und auch
diese nur dann, wenn sie gerade Geld zur Befriedigung der Bedürfnisse,
namentlich des Branntweins, nöthig haben. Die Gold Wäscher (Faiscadores)
sind in eine lederne Jacke gekleidet, mit einer runden, aus dem Holze des
Feigenbaumes (Gamelleira) geschnittenen Schüssel von anderthalb bis zwei
Fuss Durchmesser und einem Fuss Tiefe (Gamella, Panella, Patea), und einem
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